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21.12.2006 | 14:14 | Rapsglanzkäferbekämpfung 

Pyrethroidresistenz beim Rapsglanzkäfer - Empfehlungen für das Jahr 2007

Im Jahr 2006 kam es zu massiven Ernteeinbußen bei Raps aufgrund des starken Auftretens und der Resistenz des Rapsglanzkäfers gegen die zugelassenen Insektizide aus der Gruppe der Pyrethroide.

Pyrethroidresistenz
(c) proplanta
Der von der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) koordinierte Fachausschuss Pflanzenschutzmittelresistenz (Insektizide, Akarizide) traf sich kürzlich in Braunschweig. Dabei legten die Experten der Bewertungs- und der Zulassungsbehörde (BBA und Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit), des amtlichen Beratungs-dienstes der Länder und einiger im Fachausschuss vertretener Firmen eine abgestimmte Bekämpfungsstrategie fest. Ein solches Vorgehen ist aus der Sicht der Landwirtschaft, des Handels und der Beratung dringend notwendig.

Ziel der empfohlenen Strategie gegen den Rapsglanzkäfer für 2007 ist es, bereits bestehende Resistenzen gegen Pyrethroide nicht weiter zu verstärken und gleichzeitig einen hinreichenden Bekämpfungserfolg zu erzielen. Da sich die Resistenzsituation nicht schlagspezifisch vorhersagen lässt und eine Eindämmung der Resistenz auf der gesamten Anbaufläche erfolgen muss, soll in allen Gebieten die gleiche Strategie gelten.

Die abgestimmte Strategie empfiehlt eine unterschiedliche Nutzung der zur Verfügung stehenden Mittel. Dabei muss die jeweils aktuelle Zulassungs- bzw. Genehmigungssituation beachtet werden. So ist z.B. zurzeit die Zulassung von Talstar 8SC® und Trebon 30 EC®, beides Typ I Pyrethroide, für die Saison 2007 noch unklar.

Weiterhin entscheidend sind der Zeitpunkt und die Intensität des Auftretens der Rapsglanzkäfer sowie die Beachtung des Auftretens der übrigen Rapsschädlinge. Der notwendige Bienenschutz erfordert, dass kurz vor oder in der Blüte keine Anwendungen mit Zugabe von Additiven erfolgen dürfen, die nicht im Hinblick auf den Bienenschutz sicher sind bzw. überprüft wurden. Ähnliches gilt für Mischungen: So sollte z.B. Biscaya® mit Ausnahme von Proline® nach ersten geöffneten Blüten nicht mehr mit Azolfungiziden gemischt werden.

Palette von Insektiziden zur Spritzanwendung gegen Rapsschädlinge, Stand 21.12.2006

Typ II Pyrethroide:
Bulldock®, Decis flüssig®, Fastac SC Super Contact®, Fury®, Karate mit Zeon Technologie®, Sumicidin Alpha EC®, Trafo WG® (einige der Produkte auch mit anderen Handelsnamen)

Neonikotinoide:
Biscaya®

Organophosphorverbindungen (genehmigt nach §11(2)Nr2 bei Starkbefall mit Rapsglanzkäfern, max. 1 Anwendung):
Reldan 22® (weitere Organophosphorverbindungen sind zurzeit noch in der Diskussion)

Typ I Pyrethroide (Zulassung nach §15a evtl. für die Saison 2007 erwartet):
Talstar 8SC®, Trebon 30 EC®

Bekämpfungsstrategie für 2007
Bei der Bekämpfung des Rapsglanzkäfers soll der Schwerpunkt bei der Nutzung von Mitteln ohne Selektion auf Pyrethroidresistenz liegen. Dies ist zurzeit nur mit Biscaya® (max. 2 AW = Anwendungen) und bei starkem Befall mit Rapsglanzkäfern mit Organophosphorverbindungen (z.B. Reldan 22®, maximal 1 AW) möglich.

Stängel- und Triebrüssler sollen bevorzugt mit Pyrethroiden vom Typ I (sonst Typ II) bekämpft werden, wenn gleichzeitig Rapsglanzkäfer in Gelbschalen vorhanden sind. Bei gleichzeitig hoher Zahl von Rapsglanzkäfern (Starkbefall) sollten ein Pyrethroid (Typ I oder II) plus eine Organophosphorverbindung (z.B. Reldan 22®) genutzt werden.

Schotenschädlinge sollen bei Anwesenheit von Rapsglanzkäfern (auch Larvenbeachten) wenn noch möglich mit Biscaya® (max. 2 AW), sonst bevorzugt mit Pyrethroiden vom Typ I bekämpft werden. Ohne anwesende Rapsglanzkäfer ist die Nutzung aller dafür zugelassenen Mittel möglich.

Für den Sommer 2007 muss außerdem noch ein gut wirksames Produkt ohne Kreuzresistenz für die Bekämpfung des Rapsglanzkäfers im Gemüse- und Zierpflanzenbau zur Verfügung stehen.

Die Landwirte sind für die Umsetzung der Strategie im Sinne der guten
fachlichen Praxis mit verantwortlich und müssen die Empfehlungen aktiv unter Nutzung aller zugelassener Mittel umsetzen. Dabei muss vor allem beachtet werden, dass Bekämpfungsrichtwerte strikt beachtet werden, keine unnötigen Anwendungen und Beimischungen von Insektiziden stattfinden und nur adäquate Spritztechnologien und volle Aufwandmengen bei strikter Beachtung des Bienenschutzes genutzt werden.

Die Empfehlung berücksichtigt, dass eine optimale Antiresistenzstrategie wegen der zurzeit unzureichenden Palette an Pflanzenschutzmitteln mit jeweils eingeschränkter Anzahl an Anwendungen noch nicht möglich ist.

Mit den in 2007 gesammelten Felderfahrungen zusammen mit neu gewonnenen Versuchsdaten wird der Fachausschuss Pflanzenschutz-mittelresistenz (Insektizide, Akarizide) die jetzt erarbeitete Strategie im Sommer 2007 überprüfen und ggf. neu anpassen.

Kontakt:
Dr. Udo Heimbach
Institut für Pflanzenschutz in Ackerbau und Grünland der BBA
Messeweg 11-12, 38104 Braunschweig
Tel. 0531-299-4510
u.heimbach@bba.de


Hintergrundinformation
Fachausschuss Pflanzenschutzmittelresistenz:
Funktionierende Resistenzvermeidungsstrategien sind nur durch eine
abgestimmte Vorgehensweise zwischen den involvierten Behörden, der Beratung und den Pflanzenschutzmittelfirmen möglich. So lautet eine der zentralen Aussagen eines internationalen Workshops der EPPO zum Thema Resistenz. Daher wurden Fachausschüsse für den deutschsprachigen Raum geschaffen, die einen Austausch von Informationen und Diskussionen zwischen allen Beteiligten ermöglichen sollen.

Hauptziel der Fachausschüsse ist es, Beratung zur nachhaltigen Nutzung von Pflanzenschutzmitteln einschließlich Fragen der Resistenzbeurteilung bei der Bewertung von Pflanzenschutzmitteln zu leisten. Die Fachausschüsse setzen sich aus Fachvertretern der BBA, der Zulassungsbehörden von Pflanzenschutzmitteln, des amtlichen Pflanzenschutzdienstes, der landwirtschaftlichen und gartenbaulichen Beratung, der Antrag stellenden Firmen und aus Personen zusammen, die sich aktiv mit Resistenzen beschäftigen. Die Koordination erfolgt durch die Biologische Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA).

Quelle: BBA 21.12.2006

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Bekämpfungsstrategie Rapsglanzkäfer 2007 (Quelle: BBA)
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Zusammenstellung der möglichen Indikationen gegen Rapsschädlinge und der Strategie für 2007 (Quelle: BBA)
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