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04.10.2006 | 08:47 | Rapsanbau 

Raps bleibt EU-weit anhaltend gesucht

Bonn - Die trotz der deutschland- und europaweit ausgedehnten Flächen ist das Angebot an Raps einschließlich der Reste aus der Ernte 2005 in etwa so hoch wie im Vorjahr.

Rapsanbaufläche
(c) proplanta
Ende September erlösten die deutschen Landwirte für Raps mit gut 241 Euro je Tonne im Bundesdurchschnitt knapp 40 Euro mehr als vor einem Jahr um die gleiche Zeit. Allerdings ist der Preisauftrieb an den Kassamärkten Ende September ins Stocken geraten, teilweise zeigten die Kurse auch leichte Preisschwächen. Verantwortlich dafür ist eine Reihe von Gründen:

So steht Europas Rapsverarbeitern im laufenden Wirtschaftsjahr doch ein nahezu gleich großes Angebot zur Verfügung wie im Vorjahr. Die über die gesamte Vegetationsperiode bis hin zur Ernte ungünstigen Witterungs-bedingungen begrenzten zwar auf vielen Standorten die Erträge, doch so schlecht, wie erwartet fielen sie nicht aus. Da die Rapsfläche ausgedehnt worden war, erreicht die Erntemenge in der EU-25 mit geschätzten 15,4 Millionen Tonnen nahezu die Vorjahreshöhe. Damit beträgt das EU-Angebot inklusive der Überhangsbestände wieder rund 16,7 Millionen Tonnen Raps.

Dem steht eine anhaltend wachsende Nachfrage gegenüber. Innerhalb der vergangenen drei Jahre stieg die Rapsverarbeitung in der EU-25 um knapp sechs Millionen auf geschätzte 16 Millionen Tonnen für 2006/07. Damit würde in diesem Wirtschaftsjahr zum ersten Mal seit 1994/95 die Verarbeitung die Erzeugung übersteigen. Daher werden für 2006/07 sinkende Bestände und umfangreichere Importe erwartet.

Überschüsse weltweit eher gering

Raps dürfte jedoch aus dem Ausland nicht so problemlos zu beschaffen sein, denn dort gab es witterungsbedingt ebenfalls oft einen Dämpfer. So wird Kanadas Rapserzeugung 2006 von offizieller Seite auf knapp acht Millionen Tonnen geschätzt, das wären 1,7 Millionen Tonnen weniger als im Vorjahr. Unter Berücksichtigung der noch rund zwei Millionen Tonnen aus dem Vorjahr könnten sich die Rapsexporte auf etwa fünf Millionen Tonnen belaufen. Das wäre etwas weniger als im Vorjahr, und gleichzeitig lässt die gute Nachfrage die Mengen glatt abfließen. Zusammen mit dem zögerlichen Erzeugerangebot führt das am Terminmarkt in Winnipeg zu steigenden Rapskursen.

Auch Australien fällt in diesem Jahr als Rapsexporteur zurück. Dürre zur Aussaat und in der Vegetationsperiode sorgten dafür, dass die Rapsernte 2006/07 nach offiziellen Angaben auf 775.000 Tonnen zurückgehen soll. Das wäre nur gut die Hälfte der vorjährigen 1,39 Millionen Tonnen.

Knappes Angebot ließ Kurse und Importe steigen
Das eher knappe Angebot aus der heimischen Erzeugung und am internationalen Markt hat dazu geführt, dass auch in diesem Jahr die Preise in und kurz nach der Ernte sehr stabil waren. Vor allem auch, da die lang andauernde Ernte und die schwer abschätzbaren Erträge die Erzeuger sehr verhalten offerieren ließen. Die November-Position am MATIF tendierte fest und erreichte Anfang September 2006 mit 264,25 Euro je Tonne ihren vorläufigen Höhepunkt. Untermauert wurde der kräftige Kursanstieg am europäischen Terminmarkt durch sehr lebhafte Umsätze; erst Ende September ist das Interesse spürbar abgeflaut.

Mit ausschlaggebend dafür: Das bisherige Zugpferd für den Markt – Rapsöl für den Biodieselsektor – ist lahm. Die relativ hohen Preise für deutsche Ware im Vergleich zu Sojaöl, aber auch im Vergleich zu Rapsöl anderer Herkunft, bremsen die Nachfrage spürbar.
Deutlich zugenommen hat auch der Einsatz von Sojaöl im technischen Bereich. Im Wirtschaftsjahr 2005/06 waren es knapp 90.000 Tonnen und damit mehr als doppelt so viel wie 2004/05.

Kraftstoffmarkt leicht beruhigt
Insgesamt hat sich der Kraftstoffmarkt beruhigt, was zum Teil auch an der seit Anfang August geltenden "Energiesteuer" von neun Cent je Liter liegt. Geteilt haben sich die Steuer übrigens die Biodieselhersteller, deren Forderungen um rund vier Cent zurückgenommen wurden und die Verbraucher, die an der Tankstelle fünf Cent pro Liter mehr für reinen Biodiesel zahlen mussten. Diese Aufschläge konnten allerdings nur im Zuge der allgemeinen Verteuerung der Treibstoffe glatt durchgesetzt werden. Momentan werden der Treibstoffmarkt, aber auch die Rohstoffmärkte von den scharf fallenden Rohölpreisen stark unter Druck gesetzt. Dennoch geben die Rapsölforderungen bei uns nur moderat nach und bleiben bislang ohne Impulse für die Nachfrage.

Vor allem weil sich derzeit weder für die Rohstoff- noch für die Ölmärkte eine eindeutige Richtung abzeichnet und Teilmärkte vom Geschehen am Weltmarkt abgekoppelt scheinen, werden insbesondere vom US-Sojamarkt weiterhin wichtige Impulse ausgehen. Und da zeigt im Gegensatz zum Rapsmarkt die Kurve der US-Sojabohnennotierungen seit Monaten nach unten, wobei sich der Druck zuletzt eher noch verstärkt hat. Denn das US-Landwirtschaftsministerium hat in seinem September-Bericht die Soja-Ernteschätzung für die USA gegenüber der vorangegangenen Schätzung um 4,5 Millionen Tonnen auf 84,2 Millionen Tonnen heraufgesetzt; das wären etwa 200.000 Tonnen mehr als 2005. Verstärkt wird diese Entwicklung noch von den abrutschenden Rohölkursen.

Insofern scheint zumindest der Spielraum der Rapspreise nach oben begrenzt. Andererseits ist aber auch kaum mit einem "Absturz" zu rechnen, denn allzu üppig ist der Markt ja nicht versorgt. Es bleibt somit den Erzeugern überlassen, vielleicht schon jetzt die eine oder andere Partie der kommenden Ernte auf dem hohen Preisniveau abzusichern.

Quelle: ZMP Agrarmarkt 02.10.2006
© ZMP
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