Die alljährliche Rapsblüte findet in diesem Jahr auf knapp 1,3 Millionen Hektar statt. Damit bewegt sich die Anbaufläche noch im Rahmen des Üblichen, denn seit Jahren liegt sie relativ konstant zwischen 1,3 und 1,5 Millionen Hektar.
Ob das in den kommenden Jahren auch noch so sein wird, hängt ganz maßgeblich von der Politik ab. Sie entscheidet mit ihrer Biokraftstoffpolitik über die Rahmenbedingungen für die Nachfrage in dieser für
Rapsöl sehr wichtigen Branche.
Ein weiterer
Absatzmarkt für das in der Rapssaat enthaltene Öl ist jedoch von solchen Entwicklungen nicht betroffen. Ganz im Gegenteil, denn Rapsspeiseöl ist das mit Abstand gefragteste Speiseöl in Deutschland und das seit mittlerweile fast zehn Jahren. Für Nachschub ist auf jeden Fall gesorgt, denn die Ernte im Juli 2018 wird etwa 5 Millionen Tonnen Rapssaat liefern, aus denen anschließend in Ölmühlen rund 2,2 Millionen Tonnen Rapsöl gewonnen wird.
Neben Rapsöl entsteht bei der Pressung als zweite Komponente auch proteinhaltiges Rapsschrot. Und das ist überaus gefragt bei deutschen und europäischen Tierhaltern, da es ein sehr hochwertiges, gentechnikfreies Proteinfutter für die Rinder-, Schweine- und Geflügelmast ist. Damit hat
Rapsschrot einen erheblichen Vorteil gegenüber importiertem Sojaschrot, das in der Regel gentechnisch modifiziert ist.
Weil immer mehr Milchprodukte, Eier oder Fleisch mit dem Hinweis „ohne Gentechnik“ gekennzeichnet werden, hat sich das zu einem echten Wettbewerbsvorteil für heimisches Rapsschrot entwickelt. Kein Wunder also, dass die Nachfrage nach Rapsschrot zuletzt deutlich angezogen ist und die Preise auf ein 3-Jahres-Hoch gestiegen sind.
Wenn Rapsöl gepresst wird, entsteht also immer auch ein hochwertiges Eiweißfutter. Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass wenn weniger Öl produziert wird, auch weniger
Futtermittel bereitsteht. Das ist ein Zusammenhang, der insbesondere Politikern oft nicht bewusst sein dürfte, wenn sie Entscheidungen zur Zukunft der Biokraftstoffnutzung treffen. Rapsprotein muss dann nämlich durch andere Quellen ersetzt werden und dies ist in der Regel importiertes Sojaschrot.
Eine Entwicklung, die zu solch einem Rückgang der Rapsölnachfrage führen kann, resultiert aktuell aus unfairen Handelspraktiken von Seiten Argentiniens und Indonesiens. Von hier drängen 3 bis 5 Millionen Tonnen
Biodiesel auf Basis von Soja- und Palmöl auf den europäischen Markt. Dies entspricht in etwa einer Fläche von 4 Millionen Hektar der insgesamt etwa 6,8 Millionen Hektar
Rapsanbau in der Europäischen Union. Der Rückgang der Rapsölnachfrage in der Biodieselindustrie kommt über die Ölmühlen und den
Agrarhandel letztlich bei den Erzeugern an, die bereits heute einen deutlichen Preisrückgang bei Raps erleben.
Die
EU-Kommission ist jetzt gefragt, den Dumpingimporten Regelungen entgegenzusetzen, die den Wettbewerb wieder fair gestalten. Ansonsten überlegen sich die hiesigen Landwirte in Zukunft zweimal, ob sie Raps oder eine andere Kultur anbauen. Das hat dann nicht nur zur Folge, dass der Frühling in Deutschland weniger gelb ausfallen wird, sondern führt in der Konsequenz auch dazu, dass erheblich mehr gentechnisch modifiziertes Sojaschrot für die
Tierernährung importiert werden muss und der Anreiz für Regenwaldrodungen weiter erhöht wird. Trübe Aussichten, die die EU-Politik aus Sicht der deutschen und europäischen
Landwirtschaft umgehend klären muss.
Wolfgang Vogel, Vorsitzender der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (
UFOP) und selbst praktizierender
Landwirt, erklärt, wie relevant der Biokraftstoffmarkt für die deutschen Landwirte ist: „Nachhaltig zertifiziertes Rapsöl ist heute mit durchschnittlich 6 von insgesamt etwa 12 Millionen Tonnen der wichtigste Rohstoff für die Herstellung von Biodiesel in Europa.“ Doch nicht nur für die Rapsanbauer ist der Biokraftstoffmarkt von Bedeutung.
Durch die deutliche Reduzierung von Treibhausgasen, die Biokraftstoff auf Basis von Raps ermöglicht, wird ein wichtiger Beitrag zur Erreichung der deutschen und europäischen Klimaschutzziele geleistet. Aus Sicht des Verbandsvorsitzenden haben flüssige
Biokraftstoffe mit ihrer zu fossilen Kraftstoffen vergleichbar hohen Energiedichte den großen Vorteil, dass sie flächendeckend verfügbar sind. Dies macht sie heute beim mittel- bis langfristigen Übergang zu rein strombasierten Antrieben unverzichtbar.
Ein Vergleich mit der Energieleistung von Windkraftanlagen zeigt dies laut Vogel deutlich: „Die heute in Deutschland hergestellten Biokraftstoffe stellen ebenso viel Energie bereit wie 10.700 Windkraftanlagen, was 38 Prozent aller installierten Anlagen entspricht. Würde man diesen Biokraftstoffanteil vollständig durch Elektromobilität ersetzen, müssten also 38 Prozent des deutschen Windstroms für den Verkehrsbereich aufgewendet werden.“