Der Internationale Getreiderat (IGC) schätzt die betreffende Menge in seinem aktuellen Marktbericht für die Ende September auslaufende Vermarktungssaison auf 15,6 Mio. t; das sind 500.000 t mehr als bislang erwartet worden waren. Das Vorjahresniveau würde damit sogar um 900.000 t oder gut 6 % übertroffen.
Die Londoner Experten begründen den erwarteten Zuwachs vor allem mit den weiter gestiegenen Rapseinkäufen der EU-28 am
Weltmarkt, die sie für die laufende Saison insgesamt auf 5,8 Mio. t veranschlagen, nach 5 Mio. t im Vorjahr und 4,5 Mio. t im Wirtschaftsjahr 2017/18. Für die Kampagne 2020/21 erwartet der Getreiderat ein weltweites Handelsvolumen von 15,5 Mio. t Rapssaat, was im Vorjahresvergleich einem Rückgang um lediglich 100.000 t entsprechen würde. Dabei sollen sich die Lieferungen in die EU-27 auf dem hohen Niveau von 5,7 Mio. t bewegen.
Darüber hinausgehende Mengen seien wegen des recht umfangreichen Weltmarktangebots an
Sojabohnen eher unwahrscheinlich, so der IGC. Zudem dürften sich die Bezüge wichtiger asiatischer Käufer, darunter China und Japan, im Vorjahresvergleich kaum verändern.
Mehr Raps aus Australien erwartetMit Blick auf die Rapsexporte 2020/21 erwartet der Getreiderat für Kanada, den weltweit bedeutendsten Lieferanten, ein Volumen von 10 Mio. t; das wären 300.000 t weniger als in der laufenden Saison. Für die Ukraine - das zweitwichtigste Ausfuhrland - rechnen die Londoner Fachleute mit einem Rückgang in derselben Höhe, und zwar auf 2,3 Mio. t. Begründet wird diese pessimistische Prognose mit der enttäuschenden ukrainischen
Rapsernte im laufenden Jahr.
Dagegen sagen die Experten für Australien, das auf der Weltrangliste der Rapsexporteure den dritten Platz einnimmt, ein Ausfuhrplus von 500.000 t auf 2,2 Mio. t voraus. Als Auslöser für diese positive Entwicklung wird der erwartete Produktionszuwachs in „Down Under“ auf 3,3 Mio. t angeführt; in der vergangenen Kampagne waren dort wegen Trockenheit und Hitze rund 1 Mio. t weniger der schwarzen Ölfrucht gedroschen worden.
Nachfrageprognose sehr unsicherDen globalen Verbrauch von Rapssaat schätzt der
IGC für 2019/20 auf 70,3 Mio. t - das wäre ein Dreijahrestief. Im Vorjahr erreichte die Nachfragemenge noch 73 Mio. t. Die Experten begründen den erwarteten Rückgang unter anderem mit der Corona-Krise, die zu einem Einbruch der Nachfrage nach Rapsnachprodukten in wichtigen Verbrauchsregionen geführt habe. Beispielsweise wird hier für die EU-28 im Vergleich zur Vorjahresperiode ein Minus von 2,4 Mio. t auf 22,5 Mio. t ausgewiesen.
Im Zuge der Lockerung der Maßnahmen gegen die Corona- Pandemie könnte sich die Rapsnachfrage 2020/21 aber dem IGC zufolge global etwas erholen, und zwar laut seiner Vorhersage auf etwa 70,7 Mio. t. Allerdings sei diese Einschätzung angesichts der zuletzt weltweit zunehmenden Infektionen mit Covid-19 mit großer Unsicherheit behaftet, geben die Fachleute zu bedenken. Außerdem ließe das weiterhin wohl eher knappe Angebot einen größeren Nachfrageanstieg nicht zu.
Ernteschätzung für EU heraufgesetztMit Blick auf die Entwicklung der Lagerendbestände rechnet der Getreiderat für 2019/20 im Vorjahresvergleich mit einem Abbau um 800.000 t auf 5,8 Mio. t. Dieser zweite Rückgang in Folge wird vor allem mit einem deutlichen Abbau der Lagermengen in Kanada begründet. Im Wirtschaftsjahr 2020/21 dürfte sich diese Tendenz in dem nordamerikanischen Land fortsetzen, so dass die weltweiten Endbestände an Rapssaat laut IGC unter dem Strich auf 5,0 Mio. t abnehmen werden.
Die globale Rapssaatproduktion 2020/21 sieht der Getreiderat jetzt bei 69,8 Mio. t; im August hatten die Fachleute noch 400.000 t weniger erwartet. Damit würde die Vorjahresmenge um 200.000 t oder 0,3 % übertroffen. Die Experten korrigierten vor allem ihre
Ernteschätzung für die EU- 27 nach oben, und zwar um 700.00 t auf jetzt 16,1Mio. t. Maßgeblich dafür seien vor allem die höher als bislang erwarteten Produktionsmengen in Deutschland und Bulgarien.
Aussaat in Frankreich beeinträchtigtMit Blick auf die Aussaat von
Winterraps auf der Nordhalbkugel für die Ernte 2021 gibt sich der Getreiderat noch unsicher. Zwar deuteten die hohen Aufschläge der Rapsfutures an der
Terminbörse in Paris gegenüber den entsprechenden Kontrakten auf
Weichweizen darauf hin, dass die Landwirte in der EU-27 den
Rapsanbau deutlich ausgedehnt haben dürften. Allerdings bestehe das Risiko, dass die
Bauern in Frankreich ihre Anbaupläne wegen des dort extrem heißen und trockenen Wetters nicht hätten vollständig umsetzen können.
Dagegen seien die Aussattbedingungen in Deutschland unter dem Strich günstig gewesen. Hier hätten die ordentlichen Erträge in diesem Jahr die Bauern ermutigt, die Rapsfläche nach der deutlichen Einschränkung in den Vorjahren wieder auszuweiten.
Zügige US-Sojaernte sorgt für PreisdruckUnterdessen legte der vordere Rapsfuture mit Fälligkeit im November 2020 an der Terminbörse in Paris Ende September wieder den „Rückwärtsgang“ ein. Am Dienstag voriger Woche (29.9.) gegen 17.40 Uhr wurde der
Kontrakt für 381,25 Euro/t gehandelt; das waren 14,25 Euro/t oder 3,6 % weniger als das am 18. September erreichte Dreieinhalbjahreshoch. Analysten begründeten den Preisdruck vor allem mit den schwachen Vorgaben der Sojabohnenfutures in Chicago. Dort gab der vordere Future mit Fälligkeit im November 2020 bis Dienstagnachmittag im Vergleich zu seinem vor zwei Wochen markierten Zweijahreshoch um 5,6 % auf 9,88 $/bu (311 Euro/t) nach.
Auslöser war nach Einschätzung von Marktexperten zuletzt der rasche Fortschritt der Sojabohnenernte in den USA. Nach Angaben des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) war am vorvergangenen Sonntag (27.9.) bereits ein Fünftel des Bohnenareals abgeerntet; damit wurde der Fünfjahresdurchschnitt um 5 Prozentpunkte übertroffen.
Umrechnungskurs: 1 $ = 0,8569 Euro