Hoch „Hannelore“ wird dem Raps über das Wochenende hinweg zudem einen ordentlichen Wachstumsschub bringen. Deshalb ist mit einem stärkeren Einflug des Rapsglanzkäfers zu rechnen. Nun kommt es darauf an, über die Gelbschalenfänge regelmäßig diesen Zuflug zu kontrollieren um ggf. richtig reagieren zu können.
Tipp Heilbronner Expertin: Die Schadensschwelle bezieht sich bei diesem
Käfer auf die Anzahl der Tiere an der Pflanze. Bei schwach entwickelten Beständen liegt die Schadensschwelle bei 4 Käfern/Pflanze, bei wüchsigen Beständen bei 8 Käfern/Pflanze. Deshalb sollte für die Ermittlung eines Befallsdurchschnittswertes unbedingt der Käferbesatz an 10 ausgezählten Pflanzen ermittelt werden.
Akuter Handlungsbedarf: Falls aufgrund dessen eine Insektizidmaßnahme bei Starkbefall notwendig wird muss vor der Auswahl des entsprechenden Mittels nachfolgendes beachtet werden.
- Ist keine offene Rapsblüte und kein blühendes Unkraut (auch nicht am Feldrand) vorhanden könnten die bienengefährlichen Mittel Avaunt und Plenum WG eingesetzt werden. Hinweis: Plenum WG kann dieses Jahr letztmalig verwendet werden (Abverkaufsfrist endet am 30. Oktober 2019, die Aufbrauchfrist am 30. Januar 2020).
- Sobald sich eine offene Blüte im Bestand zeigt, oder ein Unkraut blüht ist nur noch der Einsatz der nicht bienengefährlichen Mittel Biscaya und Mospilan SG bzw. Danjiri möglich.
- Der Expertenrat: Bei gleichzeitigem Auftreten von Rüsselkäfern und den ersten Rapsglanzkäfern eignet sich das Produkt Trebon mit 200 ml/ha. Muss gegen Rapsglanzkäfer behandelt werden kann dies vor der Blüte mit Avaunt 170 ml/ha oder letztmalig mit Plenum 50 WG mit 150 g/ha erfolgen. Achtung: Plenum sollte wegen auslaufender Zulassung aufgebraucht werden - bitte die B1 Auflage beachten!
Achtung: Bei einer Reihe der in Frage kommenden Insektizide verändert sich die Einstufung der Bienengefährlichkeit, wenn Azolfungizide zugemischt werden!
Was ist sonst noch wissenswert:
- Ab dem Zeitpunkt, an dem sich die Rapsblüten öffnen, richtet der Rapsglanzkäfer keine Schäden mehr an, da er jetzt ungehindert an die Pollen in den Blüten gelangt und diese bestäubt.
- Jede unnötige Anwendung von Insektiziden ist im Hinblick auf die Wirksamkeit von Mitteln sowie bereits bestehende Resistenzen zu vermeiden.
Schadensschwellen für eine Bekämpfung
Gefleckter Kohltriebrüssler: 30 Käfer/Gelbschale in 3 Tagen. Sind hier die maximalen Tagestemperaturen unter 20ºC, zögert sich der Reifungsfraß hinaus, so dass eine insektizide Maßnahme innerhalb 2 bis 4 Wochen noch möglich ist.
Großer Rapsstängelrüssler: 10 Käfer/Gelbschale in 3 Tagen. Hier erfolgt die Eiablage nach nur kurzem Reifungsfraß, sodass eine insektizide Maßnahme umgehend erfolgen sollte.
Insektizide verlieren ihre Wirkung
Die Minderwirkungen bei bestimmten Insektiziden nehmen jedes Jahr zu. Dies betrifft vor allem die Wirkstoffklasse der Pyrethroide. Hier zeigt der Rapsglanzkäfer die stärksten Resistenzen, aber auch bei anderen Schädlingen breiten sich Minderwirkungen immer mehr aus. Die wichtigste Maßnahme gegen diese Resistenzerscheinungen ist keine zu frühe und daher unnötige Anwendung von Insektiziden!
Tipp: Die Kontrolle des Rapsglanzkäferbesatzes zwecks Bekämpfung ist erst ab Erscheinen der Knospen notwendig. Das spätere Auftreten des Rapsglanzkäfers muss jedoch bei der Mittelwahl berücksichtigt werden, da einige Insektizide nicht mehr oder nur noch schlecht gegen den Rapsglanzkäfer wirken.
Für alle Insektizide ist zu beachten:
- Bienenschutzauflagen, auch Änderungen bei Tankmischungen mit Azol-Fungiziden
- Insektizid-Mischungen gelten immer als bienengefährlich
- Zum Schutz aller Bestäuberinsekten: Insektizide in den Abendstunden nach dem Flug ausbringen!
- Abstandsauflagen zu Gewässer (z.B. Decis: 90% Düse - 15 m)
- Ausreichend hohe Wassermengen (mind. 300 Liter/ha)
- Für die Ausbringung Zeiten mit geringer Thermik wählen
(Wichtige Informationen aus dem Landkreis Heilbronn vom 22.03.2019)