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15.11.2011 | 05:25 | Milbenbekämpfung 

Reben und Milben in sensiblem Gleichgewicht

Changins - Ende der 1970er Jahre hat die Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW die biologische Milbenbekämpfung im Weinbau eingeführt.

Weinbau
(c) proplanta
Die Methode ist sehr rasch zum Standard avanciert. Dadurch konnten die Schweizer Weinbauern auf chemische Eingriffe zur Milbenbekämpfung praktisch verzichten. Dieser Erfolg hängt im Wesentlichen vom Erhalt der natürlichen Feinde der schädlichen Milben ab: auf die Raubmilben kommt es nämlich an. ACW setzt alles daran, dieses sensible Gleichgewicht, das durch Klimawandel und neue Schädlinge beeinträchtigt werden könnte, aufrecht zu erhalten.

Die zweitwichtigsten Schädlinge nach den Traubenwicklern sind die Milben. Der Grund: Die Populationen der Milben vermehren sich häufig unvorhersehbar. Dieses explosionsartige Auftreten der Schädlinge ist früher mit Pestiziden bekämpft worden, die auch für das Verschwinden ihrer natürlichen Feinde, den Raubmilben verantwortlich sind.

Die seit Ende der 1970er Jahre von ACW entwickelte integrierte Schädlingsbekämpfung hat dank des Einsatzes von Produkten und Verfahren zum Schutz der Raubmilben die Rückkehr zum biologischen Gleichgewicht im Rebbau ermöglicht. Diese Bekämpfungsmethode hat sich derart gut in der Praxis bewährt, dass Weinbauern keine roten oder gelben Milben mehr in ihren Parzellen beobachtet haben.


Wenn das Klima mitspielt

Diese auf den ersten Blick idyllisch wirkende Situation könnte aber durch den Klimawandel bedroht werden. So haben sich besonders warme und trockene Sommer, die seit ca. 2000 aufeinanderfolgen, nicht besonders günstig auf die Entwicklung der Raubmilben ausgewirkt. Aber die Kräuselmilben finden optimale Entwicklungsbedingungen. Diese Schädlinge, die sich in den vergangenen Jahren etwas im Hintergrund gehalten haben, lassen sich nun vor allem in den Walliser Reben wieder vermehrt blicken.

Durch das Verschwinden zahlreicher wirksamer Behandlungsprodukte vom Markt wird das Problem derzeit verstärkt. ACW arbeitet in Zusammenarbeit mit der Fachstelle für Weinbau des Kantons Wallis an einer Lösung. Durch die erneute Prüfung der Interventionsschwellen und vereinfachte Kontrollverfahren im Frühjahr könnte die Bekämpfung der Kräuselmilben optimiert werden.

Mittelfristig könnte die Klimaerwärmung, die sich ungünstig auf die einheimischen Raubmilben auswirkt, durch mediterrane Arten, die besser an die heissen Sommer angepasst sind, kompensiert werden.


Neue Schädlinge unter Beobachtung

Die jüngste Entwicklung von neuen potentiellen Rebschädlingen in der Schweiz stellt ebenfalls eine ernsthafte Bedrohung dar. Zu nennen sind insbesondere die Kirschessigfliege (Drosophila suzukii), die Rebenminiermotte (Phyllocnistis vitegenella) oder auch der Asiatische Marienkäfer (Harmonia axyridis).

Eine allfällige chemische Bekämpfung der neuen Schädlinge könnte sich direkt auf die biologische Milbenbekämpfung auswirken. Um das bewährte, umweltfreundliche Schädlingsbekämpfungsverfahren weiter einsetzen zu können, untersucht ACW das Schädlichkeitspotenzial der neuen Schädlinge im Schweizer Weinbau.

ACW entwickelt Bekämpfungssysteme, die mit der biologischen Milbenkontrolle vereinbar sind. Vor demselben Hintergrund hat ACW bereits nachgewiesen, dass es im Tessin möglich ist, etwas gegen die ursprünglich aus Nordamerika stammende Rebzikade (Scaphoideus titanus) auszurichten und gleichzeitig die Raubmilben zu schonen.


Eine heikle Gleichgewichtsübung

Die biologische Milbenbekämpfung ist ein beispielhafter Erfolg, dem aber ein sensibles Gleichgewicht zugrunde liegt. Es bedarf nur wenig, um dieses System zum Kippen zu bringen. ACW ist sich dessen bewusst und trägt Hand in Hand mit den Weinbauern zur Aufrechthaltung und Weiterentwicklung der ökologischen Bekämpfung bei. (agroscope)
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