„Äpfel sind gesund und der regionale Anbau gut für das Klima und die Biodiversität“, hob Nordrhein-Westfalens
Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser am Montag (17.8.) bei der Eröffnung der Pflücksaison in Meckenheim hervor.
Zudem seien Äpfel mit einem jährlichen
Pro-Kopf-Verbrauch von 21 kg mit Abstand das Lieblingsobst der Deutschen; bei den direktvermarktenden Erzeugerbetrieben gebe es eine noch größere Anzahl geschmacklich verschiedener Sorten als in den Supermärkten zu kaufen.
Dem Präsidenten des Provinzialverbandes Rheinischer Obst- und Gemüsebauer, Christoph Nagelschmitz, zufolge, erwarten die Apfelerzeuger „eine qualitativ hochwertige Ernte, die die Erwartungen der Verbraucher an Rhein und Ruhr an den Geschmack der knackigen Früchte voll und ganz erfüllen wird“.
Allerdings, so der Vizepräsident des Verbandes, Georg Boekels, wird die diesjährige Pflückmenge mit etwa 42.400 t um rund 20 % unter dem Vorjahresniveau liegen. Grund dafür seien erneute
Frostschäden während der immer früher beginnenden Blüte. Er sei deshalb der Landesregierung für ein entsprechendes
Förderprogramm für Frostschutzberegnungsanlagen dankbar.
Die Corona-Pandemie hat laut Boekels die Erzeugerbetriebe vor große Herausforderungen gestellt. Um die hohen Arbeitsschutz- und Hygieneanforderungen zu erfüllen, seien für
Saisonarbeitskräfte zusätzliche Unterkünfte gebaut oder angemietet, Hygienekonzepte erstellt und Arbeitsplätze umgebaut worden.
Die Kontrollen durch die Behörden hätten mit ganz wenigen Ausnahmen gute Ergebnisse gezeigt. Es sei aber immer noch nicht absehbar, ob die benötigte Zahl an Erntehelfern für die
Apfelernte einreisen werde. Heinen-Esser bescheinigte den Obstbauern, auch mit Blick auf die Schlachtindustrie, „die geforderten Standards und Konzepte hervorragend umgesetzt“ zu haben.
Mehrleistungen entlohnen
Apfelerzeuger Philip Wißkirchen, auf dessen
Betrieb die Saisoneröffnung stattfand, betonte, dass der regionale
Obstanbau ressourcen- und somit klimaschonend erfolge. So würden seine rund 100.000 Bäume jährlich rund 520 t CO2 aus der
Luft filtern und gleichzeitig 330 t Sauerstoff freisetzen. Zudem werde auch für den
Artenschutz, beispielsweise mit Sitzstangen für Raubvögel, Insektenhotels oder lange
Blühstreifen von ihm und seinen Berufskollegen bereits viel getan.
Ein zunehmendes Problem sei jedoch, dass bei steigenden Umwelt- und Arbeits- und Lohnstandards die
Produktionskosten schneller stiegen als die Erzeugerpreise, wofür der Preiskampf im
Lebensmitteleinzelhandel mit der zu schlechteren Bedingungen und günstiger produzierten Auslandsware wesentlicher Grund sei. Hier müssten alle an einem Strang ziehen, um die Verbraucher beim Einkauf von der Vorteilhaftigkeit der regionalen Erzeugung zu überzeugen. Auch Boekels unterstrich, dass die umwelt- und klimapolitischen Mehrleistungen der Erzeuger vor Ort entlohnt werden müssten.
Gute Aromawerte
Auch im Alten Land hat die Ernte früher Sorten begonnen. Wie die
Landwirtschaftskammer Niedersachsen mitteilte, rechnen die Erzeuger mit einer guten Saison, auch wenn in diesem Jahr mit geschätzt 290.000 t rund 2 % weniger Äpfel geerntet werden können als 2019. Aufgrund des Wetters gehen die Experten von guten Zucker- und Aroma-Werten aus.
Die Frühäpfel sind laut Kammer mit einer Anbaufläche von 300 ha aber lediglich ein Nischenprodukt im Alten Land. Diese sind normalerweise nicht so lange lagerfähig, werden genussreif am Baum geerntet und müssen rasch verzehrt oder verarbeitet werden. Der offizielle Erntestart für Haupt- und Lagersorten, vom Holsteiner Cox bis zum Elstar, ist im Alten Land am 28. August; diese werden dort auf mehr als 8.500 ha angebaut.
Der Kammer zufolge haben die
Obstbauern auch in diesem Jahr von der Frostschutzberegnung und der ausreichenden Wasserverfügbarkeit profitieren können, weshalb sich
Ernteverluste wegen Frost oder Trockenheit in Grenzen halten. In den vergangenen heißen Tagen habe die klimatisierende
Beregnung die Äpfel außerdem vor einem Sonnenbrand schützen können. Die Corona-Pandemie sowie eine voraussichtlich niedrige EU-Ernte (Markt und Meinung 2) dürften zu einer Stärkung der deutschen Anbauregionen beitragen, so die Experten.