Die Kirschessigfliege breitet sich in Süddeutschland aus und ist gefährlich für Bayerns rote Früchte. Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) sieht deshalb dringenden Handlungsbedarf.
«Wir haben einen gewissen Druck und müssen schnell handeln. Vor allem Obstbäume und Beerensträucher sind stark gefährdet», sagte LWG-Präsident Hermann Kolesch der Deutschen Presse-Agentur. Das Umweltministerium habe der Landesanstalt aktuell 600.000 Euro für eine dreijährige Forschung über den Schädling zugewiesen.
Der LWG-Präsident warnt trotz der ernsten Lage aber vor Panik. «Wir müssen das Thema jetzt mit einer guten Ernsthaftigkeit angehen und hoffen, dass der Wettergott uns wohl gesonnen ist. Ich hoffe, wir haben nicht jedes Jahr so eine hohe Luftfeuchte wie 2014», sagte Kolesch. Die Kirschessigfliege entwickelt sich am besten bei Temperaturen zwischen 20 und 24 Grad und feuchter Luft.
Sie wird angezogen von reifem und aufgeplatztem Obst. «Wegen der Streuobstproblematik und der geringen Marktpreise hängt oft sehr viel reifes Obst draußen», sagte Kolesch. Am liebsten sucht sich der Schädling Kirschen, Pflaumen und Beeren für seine Eiablage aus. Die Früchte sind danach ungenießbar.
Die Fliege ist bereits seit 2012 in Bayern zu finden, 2014 verursachte sie zum ersten Mal spürbare Verluste. Besonders gefährdet sind den Experten zufolge die Kirschplantagen in Oberfranken und am
Bodensee, die Beerenfelder am Untermain und die Weinberge mit roten Trauben in Unterfranken.
In Südtirol ist das Tier schon länger unterwegs. Dort wurde deshalb bereits geforscht. «Sobald die Hygiene in der Anlage nicht mehr klappt, bekommen wir bei den Trauben ein Problem», erklärte Florian Sinn vom Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau. Für die
Winzer, Obstbauern und Kleingärtner heißt das: Das Gras zwischen den Rebstöcken, Bäumen und Sträuchern kurz halten und die Pflanzen von überschüssigen Blättern befreien.
Erste Versuche mit einem Insektenvernichtungsmittel hätten den Befall eingedämmt, seien allerdings nicht bienenfreundlich. Der Massenfang der Tiere habe nur eine leichte Reduzierung der
Schädlinge und nicht den gewünschten Blockadeeffekt gebracht. Ähnlich sah es bei engmaschigen Netzen aus. «Alternative Methoden und neue
Insektizide müssen noch verstärkt getestet werden», so Sinn.
Interessant ist, dass sich die Fliege bei den roten Trauben am liebsten auf bestimmte Sorten setzt. Sie mag Dornfelder- und Regent-Trauben, lässt Domina und Spätburgunder aber eher links liegen. (dpa/lby)