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07.09.2021 | 11:27 | Erntebilanz 2021 

Rückblick auf die Getreideernte 2021 in Sachsen-Anhalt

Magdeburg - Die Erntesaison von Gerste, Raps, Roggen und Weizen ist für dieses Jahr abgeschlossen. Letzte Flächen im Süden unseres Landes stehen noch aufgrund der wiederkehrenden Niederschläge, die die Ernte hinauszögern.

Erntebilanz 2021 Sachsen
Erntebilanz Sachsen 2021: Im Durchschnitt besser als in den vorangegangenen Dürrejahren, aber deutlich geringere Ernte bei Roggen und schlechte Qualitäten bei Braugerste. (c) proplanta
Das Resümee der Landwirtinnen und Landwirte in Sachsen-Anhalt fällt – wenn auch etwas besser als im Vorjahr – gemischt aus. „Wir sind noch Anfang Mai davon ausgegangen, dass dieses Jahr ackerbaulich besser laufen könnte. Diese Prognosen haben sich, für die meisten unserer Betriebe, leider nicht erfüllt“, erklärt Olaf Feuerborn, Präsident des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt.

„Wir haben insgesamt mehr Niederschläge bekommen, jedoch sehr ungleich verteilt und teils deutlich zu heftig. In Kombination mit den Hitzetagen im Juni konnte unser Getreide sein Potenzial nicht umsetzen. Die Ernteerträge in unserem Land sind besser als in den letzten Jahren, aber noch lange nicht beim langjährigen Mittel und zudem mit heterogenen Qualitäten untersetzt. Durch die freundlicheren Preise sind wir überwiegend zufrieden mit den Ernteergebnissen.“

Winterweizen war und ist die wichtigste Drusch-Kultur in Sachsen-Anhalt. Mit durchschnittlich 70,1 dt/ha liegen die Erträge bundesweit im Mittelfeld. Im Winterweizen wurden teils niedrige Proteingehalte bei hohen Erträgen gemeldet, teils hohe Proteinwerte bei niedrigen Erträgen. Beides wirkt sich nachteilig auf die Einnahmen der Erzeuger aus. Im südlichen Sachsen-Anhalt und vereinzelt in weiteren Regionen führten feuchtes Stroh und lagerndes Getreide zu Ernteschwierigkeiten.

Der Winterraps in Sachsen-Anhalt hat im Vergleich zum Vorjahr rund 20.000 ha Anbaufläche zugelegt. Die durchschnittlichen Erträge liegen bei fast allen Erntemelderinnen und Erntemeldern über den Ernten der Vorjahre. Die Ölgehalte sind laut Praktikerinnen und Praktiker sehr unterschiedlich und oft unterdurchschnittlich. Neben der wechselhaften Witterung führt der Rapserdfloh zu Ertragseinbußen.

Große Sorgen bereiteten diese Saison Winterroggen und Braugerste. Die Roggenerträge sind besonders in den Kreisen Anhalt und Wittenberg weit unter den Prognosen geblieben. In dieser Region liegt der Durchschnittsertrag beim Winterroggen 2021 bei 37 dt/ha. Vom Burgenlandkreis bis in die Börde konnten durchschnittlich über 60 dt/ha realisiert werden. Landesweit liegt der Roggenertrag mit 42,8 dt/ha fast 5 dt/ha unter dem Vorjahresertrag (47,3 dt/ha).

Beim Anbau von Braugerste führte die unbeständige Witterung zu schwankenden Qualitäten. Durch einen zu geringen Vollgerstenanteil konnten nicht immer die Anforderungen erfüllt werden, die für die Verwendung als Braugerste erfüllt werden müssen. Vollgerste bezeichnet Körner mit einem Durchmesser von über 2,5 mm.

Sehr deutlich hat dieses Jahr gezeigt, dass lokale und teils stark abgegrenzte Niederschläge maßgeblich über Qualität und Quantität der Ernte bestimmen. Bereits vor der Ernte, in einer Umfrage unter Mitgliedern des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt, hatten viele Betriebe ihre Erwartungen an den weiteren Witterungsverlauf geknüpft. In welcher Form sich die aktuellen Niederschläge auf die Kartoffelernte und die Zuckerrüben in Sachsen-Anhalt auswirken, werden die kommenden Wochen zeigen.

Wie bereits in den drei Dürre-Jahren zuvor hat sich die Situation für Betriebe mit Sonderkulturen weiter zugespitzt. Neben der Witterung ist besonders die schlechte Situation bei der Zulassung von geeigneten Pflanzenschutzmitteln dafür verantwortlich. Sonderkulturen wie Gemüse und Gewürzen setzen ein sehr hohes Investment in den Anbau voraus.

Ohne die Möglichkeit die Pflanzen vor Schadinsekten oder Pilzerkrankungen wirksam zu schützen, wird das wirtschaftliche Risiko vielen Betrieben zu groß. Auch die steigenden Ausgaben im Personalbereich und mangelnde Personalverfügbarkeit erhöhen das wirtschaftliche Risiko von Sonderkulturen. Durch diese Kombination verschiedener Faktoren geht der Anbau von Sonderkulturen in Sachsen-Anhalt seit Jahren zurück.

Vorsichtig zufrieden sind die Landwirtinnen und Landwirte bei uns im Land mit der Futtersituation. Wiesen und Äcker mit Futterpflanzen wie Mais haben durch wiederkehrende Niederschläge ausreichend Wasser bekommen. So zeigen diese Kulturen einen guten Aufwuchs, auch hier wird wiederum mit durchwachsenen Qualitäten gerechnet. Bis dato bestehen dennoch teilweise Defizite bei den Futterreserven, aufgrund der Vorjahre.

Über die abgeschlossene Getreideernte hinaus haben die Landwirtinnen und Landwirte die Entwicklung der Feldmaus-Population im Blick. Die Feldmausaktivität ist regional sehr unterschiedlich und muss weiterhin intensiv beobachtet und kontrolliert werden.
bauernverband-st
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