Zur Halbzeit der
Spargelernte rechnen die
Bauern in der Rhein-Main- und in der Rhein-Neckar-Region wegen zu weniger Arbeitskräfte aber mit teils kräftigen Umsatzeinbußen in diesem Jahr. Der Vorsitzende des Arbeitskreises Spargel Südhessen, Rolf Meinhardt, schätzt, dass bundesweit 30 Prozent der möglichen
Erntemenge auf den Feldern stehen bleibt. Und auch Hans Lehar von der Obst- und Gemüse-Absatzgenossenschaft Nordbaden rechnet mit Einbußen zwischen 20 und 40 Prozent.
Und nicht jede helfende Hand steigert den Ertrag. «Ohne gelernte Kräfte geht es nicht», sagte Meinhardt auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. «Deutsche Arbeitskräfte sind genauso teuer, bringen aber nicht die gleiche Leistung», sagte auch Andreas Köhr vom Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd über die fehlenden ausländischen Saisonarbeiter.
Bundesinnenminister Horst
Seehofer (CSU) hat sich indes dafür ausgesprochen, die Einreise von
Saisonarbeiter für die Landwirtschaft weiter zu ermöglichen. Auch Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) betonte, sie halte es nach wie vor für nötig, dieses Fachpersonal unter Corona-Schutzauflagen in Deutschland zu haben. Die Bundesregierung hatte Anfang April wegen drohender Engpässe in der Landwirtschaft trotz strenger Grenzregelungen die Einreise von insgesamt bis zu 80.000 Saisonkräften im April und Mai erlaubt.
Allerdings wird Klöckner zufolge das
Kontingent wohl nicht ausgeschöpft. «Viele haben wegen der Pandemie Angst, nach Deutschland zu kommen», sagte Meinhardt. Höhere Kosten für Reise und Unterbringung der Saisonarbeiter und niedrigere Erträge werden den Spargelbauern in der Region zufolge zu Umsatzeinbußen führen. Während kleinere
Betriebe teils bei einer Auslastung von 100 Prozent sind, hätten andere erst gar nicht mit dem Spargelstechen begonnen.
«So wie es jetzt aussieht, kommt die
Spargelsaison mit einem blauen Auge davon», glaubt Meinhardt. Aber einige Betriebe würden die Krise wohl nicht überstehen. «Ich gehe davon aus, dass einige darüber nachdenken, ob sie weiter machen können», sagte auch Lehar. Er sei vor sechs bis acht Wochen allerdings noch viel pessimistischer gewesen als heute.
Ohne die Corona-Krise wäre es den Spargelbauern zufolge ein gutes Jahr. Aber das Wetter und die Folgen für das Wachstum des Edelgemüses rücken in dieser Saison in den Hintergrund. Zwar funktioniert der Direktverkauf an den Ständen überraschend gut, doch ist das komplette Geschäft mit der Gastronomie bislang ausgeblieben.
Discounter würden Meinhardt zufolge zudem nur die festgelegten Preise zahlen, weil sie die Spargelstangen möglichst preiswert auf den Ladentisch bringen wollen.
In Südhessen wird Spargel auf rund 2.000 Hektar angebaut. Im südlichen Rheinland-Pfalz sind es rund 1.500 und in Nordbaden 500 bis 600 Hektar. Bundesweit gibt es eine Anbaufläche von rund 23.000 Hektar. Die Spargelernte beginnt in Deutschland normalerweise in der zweiten Aprilhälfte und dauert bis zum «Johannistag», dem 24. Juni. In den vergangenen Jahren begann sie aber auch schon früher, nicht zuletzt wegen des Einsatzes von Folien.