Kartoffelbauern klagen über steigenden Zikaden-Befall. (c) proplanta
«Der Klimawandel begünstigt die Vermehrung von Zikaden und weiteren Insekten, die sich bisher nur gering in unserem Klimaraum vermehren konnten», sagte Geschäftsführer Christian Lang von der Agrarservice Hessen-Pfalz GmbH, einer Tochter der Vereinigung der Zuckerrübenanbauer. So habe sich die Schilf-Glasflügelzikade vom harmlosen Insekt zum hoch gefährlichen Überträger von Krankheiten bei Zuckerrüben und Kartoffeln entwickelt.
«Sobald sie in großer Zahl erscheint, ändert sich das Geschehen auf dem Acker massiv», sagte Lang. Innerhalb weniger Jahre sei die Art zum «Megaschädling im Ackerbau» geworden. Die Schilf-Glasflügelzikade übertrage Bakterien, die die Pflanzen schädigen.
Die Kartoffelanbauer gaben im Herbst 2022 einem Forschungsteam in Worms den Auftrag, eine Erklärung für die Schäden zu finden. Dabei sei entdeckt worden, dass sich die Zikaden sowohl an Zuckerrüben, als auch an Kartoffeln vermehren und dann neue Felder befallen, sagte Agrarforscher Lang.
«Da ein Symptom für den Landwirt besonders gut festzustellen ist, nennen wir diese neue Krankheit Bakterielle Kartoffelknollen-Welke. Wir denken, es ist nur eine Frage der Zeit, bis diese weiterentwickelte Zikade, genauso wie ihre ursprünglich ungefährlichen Vorfahren, große Teile Europas erobert hat.»
Auf Vorträgen habe er festgestellt, dass mittlerweile viele Betriebe in Südwestdeutschland betroffen seien. «Ihnen fehlte bisher die Diagnose für die Schäden - etwa so, wie wenn Sie beim Arzt zwar die Symptome bestätigen lassen, aber weder eine Diagnose noch Behandlung der Krankheit möglich ist», sagte Lang.
Nun sei man mit Behörden und der Wirtschaft dabei, die wichtigsten Experten und Institutionen zusammenzubringen, um Lösungen zu suchen. «Große Hoffnung setzen die Forscher auf Kartoffelsorten, die trotz Zikaden gesund bleiben.»
Europas größter Zuckerhersteller Südzucker teilte mit, man habe ähnlich schlechte Erfahrungen mit der Schilf-Glasflügelzikade. «Tritt der Schädling auf dem Acker auf, gehen massive Ertragsminderungen einher», sagte Konzernsprecher Dominik Risser in Mannheim.
Die Lage verschärfe sich, wenn zum Schädlingsdruck Trockenstress auftrete - wie es in den vergangenen Sommern der Fall war. «Besorgniserregend ist, wie auch von Herrn Lang beschrieben, dass aktuell keine Behandlungsmethoden zur Verfügung stehen», sagte Risser.