N-Spätgaben erhöhen in erster Linie den Proteingehalt, sind in ihrer Wirkung allerdings oft unsicher - insbesondere in Trockenphasen.
Dies ist in diesem Jahr in Sachsen weiträumig zu beachten. Nach mildem Winter und sehr zeitigem Vegetationsbeginn stehen verbreitet üppige Bestände. In Folge der seit Dezember weit unterdurchschnittlichen Niederschlagsmengen liegt die aktuelle Bodenfeuchte in der oberer Bodenschicht in weiten Teilen Sachsens trotz zuletzt gelegentlicher Niederschläge verbreitet unter 30 % der nutzbaren Feldkapazität (Quelle: DWD).
Nährstoffe aus oberflächig gestreuten Düngemitteln können unter diesen Bedingungen nur schwer aufgenommen werden. Dies umso mehr, als in ca. 50 cm Bodentiefe verbreitet über 80 % nFK vorzufinden sind. Die Pflanzen können sich durch ihre (infolge günstiger Wachstumsbedingungen über Winter) sehr gute Wurzelausbildung oft noch aus tieferen Bodenschichten mit Wasser versorgen.
Die Höhe der Spätgabe ist auf der Grundlage der standort- und jahresabhängigen realen Ertragserwartung und des aktuellen N-Ernährungszustandes zu kalkulieren. Der jeweilige N-Versorgungszustand der einzelnen Bestände sollte mit Hilfe des Nitrat-Schnelltestes oder des N-Testers bestimmt werden. Dabei ist zu prüfen, ob das Ergebnis des Tests die tatsächliche N-Versorgung widerspiegelt, oder ob auf Grund trockener Bedingungen noch nicht aufgenommene N-Vorräte aus den vorangegangenen N-Gaben im Boden vorliegen.
Diese Reststickstoffmengen können durch die Tests nicht angezeigt werden. Neben der Niederschlagshöhe ist deshalb die Reaktion des Pflanzenbestandes nach der vorherigen Düngergabe in die Entscheidungsfindung einzubeziehen. Eine Verbesserung der Testergebnisse und der abzuleitenden Düngungsempfehlung kann durch wiederholtes Kontrollieren des Ernährungszustandes der Bestände erzielt werden.
Bereits durch Trockenstress beeinträchtigte Bestände benötigen keine oder nur eine geringe Spätgabe.
Allgemein wirken frühe N-Gaben (Ende Schossen bis Beginn Ährenschieben) stärker ertragserhöhend, späte (Blüte) dagegen verbessern hauptsächlich den Rohproteingehalt.
Quelle: Dr. Michael Grunert / LfULG Dresden
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