Schon zur diesjährigen Ernte war der Anbau von
Winterraps ausgedehnt worden, nämlich um 7,9 % auf 1,075 Mio. ha. Eine genaue Flächenprognose ist laut Dr. Manuela Specht von der
UFOP angesichts der aktuellen Trockenheit noch nicht möglich. Das Zeitfenster für die Winterrapsaussaat reiche bis zum 12. September, erklärte Specht am Freitag (12.8.) gegenüber AGRA EUROPE.
Die Landwirte hätten noch das Jahr 2018 im Kopf. In dem Dürrejahr hatten Specht zufolge viele landwirtschaftliche
Betriebe den Winterraps in der Hoffnung auf Regen recht frühzeitig ausgesät. Die ersehnten Niederschläge seien aber ausgeblieben, und viel Raps sei verlorengegangen. In diesem Jahr können sich die Landwirte derzeit noch „zurücklehnen“, da der Anbau von Weizen nach Weizen zur Ernte 2023 möglich sei, so die UFOP-Expertin.
Da auch der Winterweizen ökonomisch stark sei, stelle der Stoppelweizen eine Option dar.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hatte am vorvergangenen Wochenende mitgeteilt, dass Deutschland zur Ernte 2023 sowohl die Stilllegungs- als auch die Fruchtwechselpflicht nicht anwenden werde.
Grundsätzlich Rückenwind für die neue
Rapsaussaat ergibt sich laut UFOP aus den Rahmenbedingungen als Folge des Ukraine-Krieges. Die Ölfrucht sei - bezogen auf die Wirtschaftlichkeit - unter den Ackerbaukulturen gut aufgestellt. Zudem bestünden aufgrund der frühen
Getreideernte keine zeitlichen Engpässe für eine optimale
Saatbettbereitung und Aussaat.
Nie dagewesene PreisdynamikDie Förderunion erinnerte daran, dass im Zuge des Schocks auf den Agrarmärkten durch den Überfall Russlands auf die Ukraine im Frühjahr eine nie dagewesene Dynamik auf den Rapsmärkten mit Höchstständen bei den Preisen zu beobachten gewesen sei. Obwohl 2022/23 mit einer komfortableren
Versorgung als im gerade abgelaufenen Wirtschaftsjahr zu rechnen sei, dürften die Rapspreise nicht auf das niedrige Niveau der Vorjahre zurückfallen.
Für eine Aussaat der schwarzen Ölfrucht sprechen laut UFOP aber auch die 2022 erzielten Rapserträge. Trotz Hitzewellen im Juni und Juli und verbreiteter wochenlanger
Dürre seien in weiten Teilen Deutschlands beachtlich große Rapsmengen eingefahren worden. Regional gab es nach Angaben der UFOP regelmäßig Berichte von 50 dt/ha und mehr, die mit sehr hohen Ölgehalten von zum Teil bis zu 48 % trocken von den Schlägen eingebracht worden seien.
Die in den Handelsverträgen vereinbarte Mehrölvergütung dürfte in Verbindung mit noch nicht verkauften Rapssaatmengen eine interessante Vermarktungsoption für mögliche Preisspitzen in den nächsten Wochen und Monaten darstellen sowie
Liquidität für den Einkauf der
Betriebsmittel für die nächste Ernte sicherstellen.
An der Matif in Paris wurde der Novemberkontrakt für Raps am vergangenen Freitag gegen 14:30 Uhr für knapp 659 Euro/t gehandelt, der Novemberkontrakt 2023 für 637,50 Euro/t. In der Spitze waren für diese Futures Mitte Mai 866 Euro/t beziehungsweise 746 Euro/t gezahlt worden.