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08.09.2010 | 10:10 | Gentechnik 
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Umweltminister Backhaus untersagt Inverkehrbringen von Amflora-Kartoffeln

Schwerin - Aufgrund der jüngsten Vorfälle in Schweden, wo es zu einer Vermischung von Amflora mit anderen nicht zugelassenen gentechnisch veränderten Kartoffeln gekommen ist, hat Landwirtschafts- und Umweltminister Dr. Till Backhaus gestern das Inverkehrbringen der in Zepkow aufgewachsenen und zu erntenden Kartoffeln der Sorte Amflora untersagt.

Kartoffeln
(c) proplanta
Er bezieht sich dabei auf §26 Abs. 1 des Gentechnikgesetzes. Diese Sperre gilt solange, bis die BASF den Verdacht, dass auch die in Zepkow aufgewachsenen Kartoffeln der Sorte Amflora Verunreinigungen aufweisen, zweifelsfrei wiederlegen konnte. "Die Vorfälle in Schweden bestätigen die Probleme, die ich in der Koexistenz beim Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzensehe.

Mein Vertrauen in das Qualitätssicherungssystem der BASF ist stark erschüttert. Zwar habe ich das Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei umgehend nach Bekanntwerden des Problems noch am Freitag aufgefordert, Proben aus Zepkow zur Untersuchung zu sichern. Die Beprobung dieses Erntegutes ist angewiesen.

Fachleute gehen aber davon aus, dass eine Verunreinigungen in einer Größenordnung von z. B. 1:100.000 im Labor nur schwer nachzuweisen ist ", so Minister Backhaus heute in Schwerin. Er werde sich nicht mit der bloßen Aussage der BASF zufrieden geben, dass das nach Deutschland und Tschechien gelieferte Pflanzgut nicht betroffen sei, sondern nur zwei, ausschließlich in Schweden angebaute Partien. Er will deshalb die Qualitätsmanagemtdokumente und Verfahrensabläufe bei der Pflanzkartoffelernte, -lagerung und -ausbringung der BASF nahtlos prüfen lassen.

Der Minister unterstreicht jedoch auch, dass die Kartoffeln in Zepkow von den Mitarbeitern des Landesamtes für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei mehrmals kontrolliert wurden. Während der Bonitur seien keine anderen Kartoffelsorten aufgefallen. Bei Feststellung einer Verunreinigung käme der Anbau einem Anbau von nicht genehmigten GVO gleich.

Das Erntegut dürfte keiner wirtschaftlichen Verwendung zugeführt werden und wäre zu vernichten. Morgen treffen sich in Brüssel Vertreter des Bundesministeriums, des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, der Überwachungsbehörden der Anbauländer und der BASF GmbH mit der Europäischen Kommission, um die Sachlage zu besprechen und notwendige Maßnahmen zu treffen.

"Ich erwarte von diesem Gespräch nicht nur Empfehlungen, sondern klare Maßgaben, um derartige Fehler zukünftig zu vermeiden. Noch besser wäre eine Anbauverbot der Amflora durch die Bundesministerin Aigner. Keiner will oder braucht die Amflora. Die Züchter nicht, die Verarbeiter nicht, der Handel nicht und die Verbraucher erst recht nicht", so Backhaus. (Pd)
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Hans von Mecklenburg schrieb am 15.09.2010 21:57 Uhrzustimmen(89) widersprechen(85)
„Was ist denn eigentlich passiert?“ oder „Vom Fluch der Hundertprozentigkeit!“ Die BASF Plant Science entwickelt gentechnisch optimierte Pflanzen, unter ihnen auch Kartoffeln. Die entwickelten Sorten heißen Amflora und Amadea. Beide bilden Amylopektinstärke, einen Bestandteil der in jeder Stärke enthalten ist, sei sie von Gerste, Weizen, Roggen, Mais oder Kartoffeln. Nun tauchen 47 Pflanzen der gentechnisch veränderten Amylopektinkartoffel Amadea in einer Pflanzgutproduktion der gentechnisch veränderten Amylopektinkartoffel Amflora auf. Weniger als 0,01%, begrenzt auf 5 Felder in Nordschweden, von der BASF Plant Science selbst entdeckt. „Kein Problem“: könnte man sagen, Gentechnik in Gentechnik, Amylopektin in Amylopektin, Kartoffeln in Kartoffeln bei der von der BASF Plant Science selbst in Auftrag gegebenen Vermehrung. Und warum dann der ganze Aufschrei und Rummel?! Nun, es gibt doch einen Unterschied zwischen Amflora und Amadea. Amflora wurde im Frühjahr dieses Jahres, nach 13 Jahren Prüfung und politischem Kampf als Sorte und Produkt zugelassen, sie darf angebaut werden. Amadea hat diese Zulassung noch nicht, auch wenn sie bereits einige Jahre im Freiland geprüft und in Versuchen getestet wurde. Die BASF Plant Science hat die Ergebnisse gerade als Dossier an die EU-Behörden eingereicht. Doch kommerziell angebaut werden darf sie nicht. Das Auftauchen von Amadea in Amflora ist ein Regelverstoß, in diesem Falle ein scheinbar unbedeutender menschlicher Fehler, der große politische Wogen schlägt. Und klar, all diejenigen, die es schon immer gewusst haben, rühren die Trommel, fordern Hundertprozentigkeit und Verbote. Vergessen, dass sie sich seit Jahren vernünftigen Grenzwerten entgegenstellen, die Erfolge der Gentechnik fahrlässig ignorieren. Nun, Hundertprozentigkeit erreicht man ja nicht einmal dann, wenn Dinge wirklich bekannt giftig und gefährlich sind. Zum Beispiel Pilzgifte im Weizen, auch im Ökoweizen. „Seid Ihr wirklich 100%?“ Wer kann dieses Ziel erreichen? Und doch ist es die Meßlatte einer rigiden europäischen Angstkultur und Angstpolitik. Wo wollen wir also hin mit dieser Maxime? In eine Welt wo jeder vom anderen Hundertprozentigkeit fordert? Wie traurig! Ich wandere aus!!
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