Das geht aus den am Dienstag dieser Woche (27.10.) vorgestellten, ersten Vorausschätzungen der Internationalen Organisation für Rebe und Wein (OIV) für 2020 hervor. Demnach sollen weltweit zwischen 253,9 Mio hl und 262,2 Mio hl Wein erzeugt werden; gegenüber dem bereits sehr schwachen Weinjahr 2019 entspräche das einem Plus von 1 %.
Wie die OIV betont, sind die mageren Ertragsaussichten allerdings nicht unbedingt als schlechte Nachrichten zu werten. Vor dem Hintergrund von geopolitischen Spannungen,
Klimawandel und der Corona-Pandemie gebe es im globalen Markt ein hohes Maß an
Volatilität und Unsicherheit. In der Europäischen Union erwarten die Fachleute ohne Berücksichtigung von Saft und Most eine Produktion von 159,0 Mio hl Wein und damit 5 % mehr als 2019.
Gute Wetterbedingungen hätten die Voraussetzung für eine große Ernte geschaffen, allerdings hätten Staat und Erzeuger wegen der Pandemie Maßnahmen zur Verkleinerung der Produktion ergriffen. In den einzelnen Mitgliedstaaten stellt sich die Situation laut OIV indes sehr unterschiedlich dar. In Italien wird das diesjährige Weinaufkommen der Schätzung zufolge um 1 % auf 47,2 Mio hl zurückgehen, während die französischen
Winzer ihre Erzeugung um 4 % auf 43,9 Mio hl steigern sollen.
Mit einem noch stärkeren Plus wird in Spanien gerechnet, dort sollen mit 37,5 Mio hl Wein 11 % mehr als im Vorjahr produziert werden. Mehr Wein als noch 2019 dürfte der OIV zufolge auch in Deutschland, Ungarn und Österreich gekeltert werden. Für die deutschen Winzer rechnet die Organisation mit einer Ausweitung der Produktion um 8 % auf 8,9 Mio hl.
In Ungarn sollen 2,9 Mio hl erzeugt werden; das wäre ein Plus von 22 %. Für die österreichischen Weinbauern erwartet die OIV eine Ausweitung des Aufkommens um 10 % auf 2,7 Mio hl. Portugal soll mit 6,5 Mio hl hingegen das Niveau des Vorjahres erreichen, während für Rumänien und Griechenland Einbußen von 7 % und 2 % veranschlagt werden.
Noch keine Daten aus China
In den bedeutendsten Erzeugerländern außerhalb Europas wird die Weinerzeugung der OIV zufolge mit Ausnahme der USA teils spürbar zurückgehen. Auch das Plus in den Vereinigten Staaten fällt mit 1 % mager aus; insgesamt sollen die US-Winzer 24,7 Mio hl Wein herstellen. Daten aus China liegen nach Angaben der Branchenorganisation noch nicht vor. Nach ihrer Einschätzung ist es aber wahrscheinlich, dass sich dort der rückläufige Trend der vergangenen Jahre fortsetzt.
In Südamerika ist laut der OIV für 2020 von einem deutlichen Produktionsrückgang auszugehen. In Argentinien soll die Weinerzeugung um 17 % auf 10,8 Mio hl geschrumpft sein, in Chile um 13 % auf 10,3 Mio hl. Brasilien hat der Schätzung zufolge 2,2 Mio hl Wein gekeltert und damit so viel wie im Vorjahr. In Südafrika soll nach den dürrebedingten Produktionsausfällen der Vorjahre mit 10,4 Mio hl wieder ein durchschnittliches Niveau erreicht worden sein.
Für Australien veranschlagen die Fachleute die Weinproduktion auf 10,6 Mio hl, was eine Abnahme von 11 % bedeutet; zurückgeführt wird das auf Trockenheit und Schäden, die der Rauch der ausgedehnten
Waldbrände an den Trauben hinterlassen hat. Die neuseeländischen Winzer wiederum sollen zum vierten Mal in Folge die Marke von 3 Mio hl geknackt und in diesem Jahr 3,3 Mio hl Wein gekeltert haben.