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20.02.2012 | 10:25 | Whole Foods ergibt sich Monsanto 

US-Öko-Branche streitet über Gentechnik

Aachen - Die Konflikte um gentechnisch veränderte Lebensmittel in den USA verschärfen sich.

Soja
(c) Dusan Kostic - fotolia.com
In Kalifornien sollen die Wähler im Herbst über eine verpflichtende Gentechnik-Kennzeichnung abstimmen. In New York wird derzeit vor einem Bundesgericht über eine Klage mehrerer Landwirte verhandelt, die einen rechtlichen Anspruch auf "gentechnik-freien" Anbau durchsetzen wollen.

Unterdessen streitet die Öko-Branche über Gentechnik-Verunreinigungen ihrer Produkte. - Auf der Biofach in Nürnberg haben die EU und die USA ein Abkommen zur gegenseitigen Anerkennung ihrer Standards für Öko-Lebensmittel unterzeichnet. Als organic zertifizierte US-Lebensmittel können ab 1. Juni in der EU unter dem Bio-Label verkauft werden.

Ronnie Cummins, altgedienter Öko-Aktivist und Geschäftsführer der Organic Consumers Association wirft den bekannten Handelsketten Whole Foods, Organic Valley und Stoneyfield Farm vor, sie hätten sich Monsanto ergeben und den Kampf gegen den zunehmenden Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen als aussichtslos eingestellt.

Cummins Organisation bezichtigt Whole Foods Market, seine Kunden über das tatsächliche Ausmaß der Verwendung von Rohstoffen aus gv-Pflanzen zu täuschen. In den Whole Foods-Märkten sei lediglich ein Drittel der Produkte organic, bei denen der Einsatz von nicht erlaubt ist. Im übrigen Sortiment konnte Cummins in fast allen Produkten GVO nachweisen. Nach seiner Darstellung ist nur ein Prozent der landwirtschaftlichen Fläche der USA als organic zertifiziert, aber 12 Prozent des Lebensmittel-Umsatzes werde mit als organic oder natural deklarierten Produkten erzielt.

In der New York Times wies A.C. Gallo, Vize-Präsident von Whole Foods die Vorwürfe zurück. Sein Unternehmen wisse, dass für Organic-Produkte grundsätzlich das Problem von GVO-Kontaminationen bestehe und habe daher viel Geld in den Aufbau eigener Kontroll- und Zertifizierungssysteme gesteckt. Whole Foods werde sich in Zukunft verstärkt für eine Kennzeichnung einsetzen und nicht länger darauf abzielen, GVO-Einträge in die Lebensmittelkette zu minimieren oder zu verhindern.

Wie Gallo räumen auch andere Öko-Handelsketten ein, dass GVO-Verunreinigungen in Organic-Produkten kaum vermeidbar seien. Einen Schwellenwert wie in der EU (0,9 Prozent) gibt es in den USA nicht. Wie in Europa ist auch in den USA bei der Erzeugung und Herstellung von Öko-Lebensmitteln der bewusste Einsatz von GVO gesetzlich verboten. Verantwortlich für die Einhaltung und Kontrolle dieser Vorschrift sind die Öko-Unternehmen. Bindende Vorschriften für eine Koexistenz zwischen ökologischer und konventioneller Landwirtschaft mit gv-Pflanzen gibt es nicht. Die US-Landwirtschafsbehörde empfiehlt den Öko-Landwirten lediglich, Mindestabstände zu den Nachbarfeldern einzuhalten.

Derzeit werden 90 Prozent aller in den USA angebauten Sojabohnen, Mais, Raps und Zuckerrüben mit gv-Sorten erzeugt. Fast alle verarbeiteten Lebensmittel, so eine Schätzung des Handelsverbandes, enthalten mindestens eine Zutat aus einer gv-Pflanze, bei hoch verarbeiteten Produkten wie Tortilla Chips seien "Dutzende" solcher Zutaten möglich.

Zwar haben sich in Umfragen deutliche Mehrheiten für eine Kennzeichnung gentechnisch veränderter Lebensmittel ausgesprochen, doch die zuständigen Behörden FDA (Food an Drug Administration) lehnt diese Forderung weiterhin ab. Solche Produkte seien sicher und ein Hinweis "gentechnisch verändert" keine für Verbraucher relevante Information. Lebensmittel mit Zutaten aus gv-Pflanzen dürfen in den USA als "all natural" beworben werden.

Auf der Biofach in Nürnberg, der weltgrößten Messe für die Biobranche, haben EU-Landwirtschaftskommissar Dacian Ciolos und die stellvertretende US-Landwirtschaftsministerin Kathleen Merrigan am 15. Februar ein Abkommen unterzeichnet, in dem EU und USA ihre jeweiligen Standards für Öko-Produkte als gleichwertig anerkennen. Ab 1. Juni dürfen in den USA zertifizierte Lebensmittel ohne Einschränkung auch in der EU unter dem Bio-Label vermarktet werden. Damit erhalten Erzeuger und Hersteller von Öko-Lebensmitteln "einen einfacheren Zugang zu US- und EU-Markt mit weniger Bürokratie und geringeren Kosten", sagte EU-Kommissar Cialos bei der Unterzeichnung. Mit dem Abkommen, ergänzte Kathleen Merrigan "werden neue Märkte für amerikanischen Bio-Bauern und -Viehzüchter geöffnet". (TransGen)
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