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22.08.2016 | 08:10 | USDA-Bericht 
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USDA korrigiert Ernteprognosen kräftig

Washington - Die Europäische Union wird ihre Position als größter Weizenexporteur der Welt in der laufenden Saison voraussichtlich an Russland verlieren. Davon geht das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) in seinem aktuellen Bericht zum globalen Getreidemarkt aus.

Getreidemarkt: Weltweite Weizenproduktion, Weizenexporte und Weizenverbrauch
Globale Weizenproduktion wahrscheinlich so hoch wie nie. (c) proplanta
Die Washingtoner Experten korrigierten ihre betreffenden Exportprognosen im Vergleich zum Juli-Bericht kräftig. Vor allem aufgrund der wahrscheinlich erheblich kleiner ausfallenden Weizenernte in Frankreich nahm das USDA seine Vorhersage für die EU-Weizenexporte 2016/17 gleich um 7 Mio. t auf 27,0 Mio. t zurück. Demnach würde das Vorjahresergebnis um 6,8 Mio. t verfehlt und nicht um 200.000 t übertroffen, wie noch im Juli prognostiziert worden war.

Gleichzeitig setzte das US-Agrarressort die Vorhersage für die russischen Weizenausfuhren deutlich herauf, und zwar um 4,5 Mio. t auf die Rekordmenge von 30,0 Mio. t - unter der Voraussetzung idealer Vermarktungsbedingungen wie optimalem Wetter bei der Verladung, einem effektiven Transportmanagement in den Häfen und einem kontinuierlichen Angebot über die gesamte Saison hinweg. Begründet wird die Anhebung der Ausfuhrprognose zum einen mit der stetig steigenden Erzeugung in den vergangenen vier Jahren; für die laufende Saison zeichnet sich sogar eine Spitzenernte von 72 Mio. t Weizen ab; das wären fast 11 Mio. t mehr als 2015. Außerdem habe Russland gegenüber der EU logistische Vorteile bei der Belieferung der Wachstumsmärkte in Nordafrika, Subsahara-Afrika und im Mittleren Osten.

Die US-Weizenexporte 2016/17 sieht das Agrarressort jetzt bei 25,5 Mio. t, verglichen mit nur 21,9 Mio. t in der vergangenen Saison. Für Kanada wird aktuell eine Ausfuhrmenge von 21,0 Mio. t Weizen vorausgesagt, für Australien 18,5 Mio. t und für die Ukraine 14,5 Mio. t.

US-Winterweizenernte nahezu beendet

Die EU-Weizenproduktion schätzt das USDA jetzt auf nur noch 147,5 Mio. t gegenüber noch 156,5 Mio. t im Juli. Im Vorjahr war die Rekordmenge von 160,0 Mio. t Weizen in der Gemeinschaft gedroschen worden. Unterdessen ist die Winterweizenernte in den USA fast beendet. Laut Angaben des Washingtoner Agrarressorts waren am vorletzten Sonntag (14.8.) insgesamt 97 % des Winterweizenareals abgeerntet. Außerdem war die Sommerweizenernte fast zur Hälfte abgeschlossen. Bei der amtlichen Bonitierung am selben Tag wurden 66 % der Flächen mit Sommerweizen in den Hauptanbaugebieten in die Klassen „gut“ bis „hervorragend“ eingestuft; der Vorjahreswert hatte sich auf 70 % belaufen.

Aktuell erwartet das US-Landwirtschaftsministerium eine Weizenernte von insgesamt 63,2 Mio. t und damit etwa 1,6 Mio. t mehr als vor einem Monat; die Ernte 2015 belief sich auf 55,8 Mio. t. Höhere Erntemengen als noch im Juli werden auch für Australien, Kanada, Kasachstan und die Ukraine vorausgesagt. Die globale Weizenproduktion für die laufende Saison sehen die Washingtoner Experten jetzt trotz des wahrscheinlich deutlichen Rückgangs in der EU auf dem Rekordniveau von 743,4 Mio. t; das wären schätzungsweise 8,6 Mio. t mehr als im Vorjahr und 4,9 Mio. t mehr als noch im Juli prognostiziert.

Viel Weizen auf Lager

Der globale Weizenverbrauch, der sich laut USDA 2016/17 im Vergleich zum Vorjahr um 23,5 Mio. t auf 732,5 Mio. t erhöhen soll, würde damit wie in den drei Jahren zuvor hinter der Erzeugung zurückbleiben. Deshalb rechnet das Ministerium mit einer weiteren Aufstockung der weltweiten Weizenbestände um 10,9 Mio. t auf die Rekordmenge von 252,8 Mio. t. Allein für das eigene Land erwarten die Experten dabei einen Zuwachs bis Ende Juni 2017 um 3,2 Mio. t auf 29,9 Mio. t.

Für die EU wird allerdings ein Rückgang um 2,8 Mio. t auf 12,9 Mio. t vorausgesehen. Während die globale Versorgungslage bei Weizen in dieser Saison ungefähr der im Vorjahr entsprechen dürfte, stellt sich die Situation in den USA komfortabler dar. Dort könnten die prognostizierten Endbestände den erwarteten Weizenverbrauch einschließlich der voraussichtlichen Exporte rund 139 Tage lang decken; das wären sieben Tage mehr als im vergangenen Wirtschaftsjahr. Dagegen zeichnet sich für die EU bei gleicher Rechnung ein Rückgang um fünf Tage auf 30 Tage ab.

US-Maisanbauer können mit Rekordertrag rechnen

Derweil prognostiziert das USDA für die Welternte von Mais 2016/17 jetzt einen noch höheren Rekord, nämlich von 1,028 Mrd. t; im Juli waren 17,7 Mio. t weniger erwartet worden. Damit würde die für 2015/16 geschätzte Menge um 68,7 Mio. t übertroffen. Im Einzelnen korrigierten die Fachleute die Voraussage für das eigene Land um 15,6 Mio. t auf 384,9 Mio. t nach oben; das wäre im Vergleich zum Vorjahr ein Zuwachs von 39,4 Mio. t.

Als wichtigste Ursache nennen sie den im Mittel erwarteten Rekordertrag von 109,9 dt/ha. Bei der amtlichen Bonitierung am vorvergangenen Sonntag wurden 74 % der Flächen mit Mais in den Hauptanbaugebieten in die Klassen „gut“ bis „hervorragend“ eingestuft; der Vorjahreswert hatte sich auf 69 % belaufen. Dagegen beließ das Ministerium seine Prognosen für die kommenden Ernten in China und Brasilien bei 218 Mio. t beziehungsweise 80 Mio. t. Für die EU werden allerdings mit 62,1 Mio. t rund 1,7 Mio. t weniger erwartet als noch im Juli; damit würde das Maisaufkommen 2015 aber noch um 3 Mio. t übertroffen.

Größerer Produktionsüberhang bei Mais

Dem voraussichtlich höheren globalen Maisaufkommen 2016/17 wird dem Bericht zufolge eine ebenfalls wachsende weltweite Nachfrage gegenüberstehen. Erwartet wird, dass der globale Maisverbrauch im Vergleich zum Vorjahr um 58,3 Mio. t auf 1,017 Mrd. t steigt. Dabei soll der Bedarf in den USA um 14,2 Mio. t auf 313,1 Mio. t zunehmen.

Da das globale Nachfrageplus aber nach der Vorhersage des USDA geringer ausfallen wird als der gleichzeitige Erntezuwachs, erhöht sich der für 2015/16 geschätzte weltweite Produktionsüberhang von 1,1 Mio. t auf 11,5 Mio. t im kommenden Vermarktungsjahr. Deshalb sollen die globalen Maisbestände unter dem Strich bis Ende 2016/17 auf 220,8 Mio. t steigen. Diese Menge würde - bezogen auf den prognostizierten Verbrauch von 1,017 Mrd. t - für 79 Tage reichen. Damit würde sich die Versorgungssituation wie in der noch bis Ende September laufenden Kampagne darstellen.

Dagegen würde sich für die USA eine weitaus komfortablere Lage ergeben, denn dort sollen sich die Bestände im Rahmen der kommenden Kampagne um 17,9 Mio. t auf 61,2 Mio. t erhöhen. Damit könnte der für die Saison erwartete Maisverbrauch einschließlich der voraussichtlichen Exporte rund 61 Tage lang gedeckt werden; das wären 16 Tage mehr als im vergangenen Wirtschaftsjahr. Dagegen zeichnet sich für die EU bei gleicher Rechnung ein Rückgang um fünf Tage auf 21 Tage ab.

Chicago-Mais gefragt

Die Marktakteure an den Warenterminbörsen in Chicago und Paris quittierten die neuen Daten mit recht moderaten Reaktionen. In Chicago kostete der Scheffel Mais zur Abrechnung im Dezember 2016 am vergangenen Mittwoch (17.8.) gegen 3.40 Uhr Ortszeit 3,37 $/bu (119 Euro/t); das waren 1,7 % mehr als der Eröffnungskurs am Tag der Veröffentlichung des USDA-Berichts.

Allerdings stiegen das Handelsvolumen und die Zahl der offenen Positionen deutlich an, was auf eine bullische Marktstimmung hindeutet. Derweil verteuerte sich der Future auf Weizen derselben Fälligkeit um 0,2 % auf 4,39 $/bu (144 Euro/t). Gleichzeitig gab Dezemberweizen an der europäischen Leitbörse Matif um 0,6 % auf 169 Euro/t nach. Körnermais mit Fälligkeit im November verbilligte sich in Paris ebenfalls um 0,6 %, und zwar auf 166,50 Euro/t.

Umrechnungskurs: 1 $ = 0,8945 Euro
Welt-Versorgungsbilanz Weizen Mais 2012 2013 2014 2015 2016Bild vergrößern
Welt-Versorgungsbilanz für Weizen und Mais.
AgE
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Kommentare 
agricola pro agricolas schrieb am 22.08.2016 10:33 Uhrzustimmen(49) widersprechen(119)
Ausgerechnet Russland übereignet man durchaus hinterfragungswürdig im Wirtschaftsjahr 2016/17 die Rolle des weltweit größten Weizenexporteurs, um hernach ungeniert in vollkommen banaler Nebensächlichkeit all jene möglichen logistischen Mankos Russlands auflisten zu wollen, die eine solch hehre Zielsetzung gehörig durchqueren könnten. Traumwandeln diese Glaskugel-Optimisten durchgängig auf Wolken, unter denen europäische „Pessimisten“ ausschließlich agrarpolitisch Trübsal blasen!? Man katapultiert die deutschen/europäischen Bauern damit förmlichst (gewollt!?) in das betriebswirtschaftliche Unheil. Darf/muss man Vorsatz unterstellen, dass letztere gegenwärtig reihenweise buchstäblich in den Ruin getrieben werden!? Wann endlich schiebt man diesem Treiben innerhalb Europas Grenzen einen agrarpolitischen Riegel vor, ähnlich der administrativen „Daumenschrauben“ jenseits des Atlantiks, die der deutsche VW-Konzern unmissverständlich deutlich dato zu verspüren bekommt!? // In diesem Falle kann ich Nietzsche nur beipflichten: „GLAUBE (an menschliche Unfehlbarkeiten) nennt man Angewöhnung geistiger Grundsätze ohne Gründe.“
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