Der WASDE-Report gilt auf den internationalen Agrarrohstoffmärkten als wichtiges Stimmungsbarometer und war mit entsprechender Spannung erwartet worden. Die internationalen Rohstoffbörsen dies- und jenseits des Atlantiks von Paris bis Chicago reagierten unmittelbar mit einem, allerdings schnell wieder verpuffenden Kursfeuerwerk. Lediglich Mais, für den das
USDA die Aussichten für die Endlager 2011/12 im Monatsabstand drastisch um 17,25 Mio. t auf 111,89 Mio. t oder beunruhigende 12,84 % des Jahresverbrauchs senkte, konnte nach dem Erklimmen einer Rekordnotierung an der Chicagoer
CBOT für den vordersten Liefertermin Juli 2011 von USD 312,19 (EUR 213,62) pro t auch am Ende des Handelstages sowohl an der CBOT als auch an der Pariser
Euronext annähernd seine Kursgewinne behaupten.
Dagegen schloss der Weizen quer durch alle Qualitätsstufen vom Soft Red Winter an der CBOT bis hin zum Hard Red Spring an der MGEX in Minneapolis nach ursprünglichen Kursgewinnen leicht im Minus. Nur an der Euronext konnte der europäische Weizenfutures neuer Ernte für den November-Liefertermin nach einem ersten Kurssprung von annähernd EUR 10,- pro t einen bescheidenen Zugewinn von EUR 1,50 auf EUR 235,50 pro t über die Ziellinie retten.
Am Freitagvormittag drehte aber auch der Euronext-Weizen wieder in den negativen Bereich. Es war auch von Gewinnmitnahmen die Rede, wobei Investoren, die auf eine Vernappung der Maisversorgung gewettet hatten, die Zugewinne aus den Kursen in den letzten Tagen eingestreift hätten. Ursache dafür, dass die vorerst spontan bullishe Reaktion vor allem der Weizenhändler an den US-Börsen auf den WASDE-Report bald in ein bearishes Sentiment kippte, scheint zu sein, dass das Washingtoner Agrarressort das Defizit in der globalen Weizenversorgung mit knapp 3 Mio. t um ebenfalls rund 3 Mio. t geringer einschätzte als vor einem Monat und auch die US-Weizenernte 2011 mit 56,01 Mio. t um 500.000 t höher als im Vormonat und auch über den Erwartungen der Börsianer ansetzte.
Trotz der letztendlich bearishen Aufnahme des WASDE-Berichts konnte der europäische Weizenfutures an der Euronext aber in der zweiten Wochenhälfte zumindest einen Teil der zuvor verbuchten herben Verluste infolge der Ankündigung der Schwarzmeerländer, nach ihren Missernten 2010 kommende Saison wieder als Exporteure am Weltmarkt mitmischen zu wollen, und nach den Regenfällen im von Trockenheit geplagten Europa wieder gutmachen. Schließlich setzte sich nämlich auch die Erkenntnis durch, dass die jüngsten Niederschläge in Europa für viele Weizenbestände doch schon zu spät gekommen und Ertragsminderungen bereits irreversibel sind.