Die weltweiten Getreidebilanzen bleiben 2010/11 im tiefroten Bereich, vor allem hochwertiger Brotweizen bleibt trotz eines Plus an Futterweizen knapp und bereiten die Aufgangsbedingungen für die Wintersaaten zur kommenden Ernte 2011 weiterhin Sorgen. Von einer neuen Richtung, die der USDA-Bericht den Märkten geben könnte, war zu Wochenbeginn nur mehr wenig die Rede. Es hieß vielmehr an den internationalen Warenterminbörsen, die Weizen- und Getreidekurse könnten dieser Tage bestenfalls eine Atempause einlegen, in der Folge bestehe aber weiterhin bullishes Sentiment.
Der europäische Weizenfutures an der
Euronext in Paris für den Fronttermin Jänner 2011 befand sich am vergangenen Freitag sogar neuerlich um EUR 1,75 pro t im Plus und schloss auf einem Kontrakthoch von EUR 242,- pro t und nahe einem Zweieinhalb-Jahres-Hoch. In den USA gab der Futures für den qualitativ schwächeren Soft Red Winter an der Chicagoer
CBOT am Freitag wegen Gewinnmitnahmen leicht nach, aber in Minneapolis schloss der hochwertige Hard Red Spring ebenfalls im Plus.
Am Montag drehten die Kurse an den US-Börsen - auch wegen eines schwächeren US-Dollars und der in China wieder abgeblasenen Leitzinserhöhung - aber wieder ins Plus. Übrigens notierte am Montag an der CBOT wegen der Trockenheit im Weizengürtel der USA erstmalig die neue Ernte 2011 höher als der vorderste Liefertermin.
Unter anderem im Zuge der Verteuerung von Rohöl schlossen in Chicago auch Mais und der Sojakomplex deutlich im Plus. An der Euronext pendelte Weizen am Montag um die Nulllinie, ehe er am Ende des Tages 50 Cent pro t vom Gewinn des Vortages wieder abgab. "Ich denke, die Fragen konzentrieren sich weiter auf die australische Ernte und die Trockenheit in den USA und China. Diese Wettersorgen überschatten möglicherweise weiterhin jegliche Veröffentlichungen des USDA", zitierte Reuters einen Händler.
In den USA folgen im Mittelwesten auf die Trockenheit nun Eiseskälte und Schneestürme. Die USA und die EU profitieren zurzeit vom Ausfall Russlands und Australiens als Brotweizenlieferanten von einer starken Exportnachfrage vom Weltmarkt. Die EU soll dieser Tage mit 75.000 t Weizen in einer Ausschreibung Tunesiens erfolgreich gewesen sein.
In den USA wie in Europa ziehen deshalb nicht nur die Futures an, sondern auch physische Ware mit hohen Proteingehalten. In Italien verteuerte sich am Kassamarkt Weizen binnen Wochenfrist um EUR 10,- bis 15,- pro t. Ähnlich in Australien: Von der um 1,5 Mio. t höheren Ernte sollen alleine 1 Mio. t zusätzlich in den Futtertrog wandern, weil sie nicht als Brotweizen taugen. Dagegen ist der vor allem in Westaustralien geerntete Weizen mit hohem Proteingehalt sehr knapp, sodass die Preise steigen und die australischen Farmer ihre Ware zurückhalten. (apa-ots)