Aus Sicht der Expertin hat der Saattermin gerade bei milder Witterung im Herbst eine große Bedeutung in Bezug auf den Befall mit dem Verzwergungsvirus.
Wenn das Getreide aufgelaufen ist und milde Witterung herrscht (Tagestemperatur über 10°C), besteht ab dem 2-Blattstadium des Getreides die Gefahr einer Virusinfektion durch die beiden Virusvektoren Blattlaus und Zwergzikade. Das Virus wird von infizierten Blattläusen oder Zwergzikaden während der Saugtätigkeit auf die Getreidepflanzen übertragen.
Das Schadbild zeigt sich durch Vergilben der Blätter, gestauchter Wuchs, üppige Bestockung (Gerste) und Auswinterung. Im Feld zeigt sich der Befall nesterweise, entlang der Drillreihe oder am Feldrand. Später können das Schossen und die Ährenbildung ganz entfallen. Die Folgen sind Mindererträge, je nach
Witterungsverlauf, Vektorenaufkommen und Saatzeitpunkt. Nährstoffmangel,
Bodenverdichtung oder Staunässe verursachen ähnliche Schadbilder. Eine sichere Diagnose liefern nur Labortests.
Ackerbauliche Maßnahmen
- Keine Frühsaaten, Normal- oder Spätsaat bevorzugen
- Ausfallgetreide und Gräser zügig beseitigen (grüne Brücke!)
- Feldränder mähen/mulchen
- Virusstätten in der Nachbarschaft erkennen (Saumstrukturen, Zwischenfrüchte mit Gräser, spät abreifender Mais usw.)
- Keine lückigen Bestände
Direkte MaßnahmenDerzeit können nur
Blattläuse bekämpft werden. Gegen Zwergzikaden sind keine
Insektizide zugelassen, bei der Blattlausbehandlung werden sie nur unzureichend mitbekämpft. Der Insektizid Einsatz darf auf keinen Fall zu früh erfolgen. Zu frühe Anwendungen ziehen oft eine zweite Behandlung nach sich, was wiederum
Resistenzen befördert und zudem keine Mehrerträge bringt. Die Eschinger Expertin empfiehlt bei trocken-warmer Witterung die Getreidefelder ab dem 2-Blattstadium (BBCH 12) regelmäßig auf Befall zu kontrollieren und erst bei Erreichen folgender Richtwerte eine Bekämpfungsmaßnahme durchzuführen:
Bekämpfungsrichtwerte für Blattläuse als Virusvektoren
- Normalsaat – 20% besiedelte Pflanzen
- Frühsaat/gefährdete Lagen – 10% besiedelte Pflanzen
(Informationen des Schwarzwald-Baar-Kreis vom 23.09.2020)