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22.01.2017 | 14:55 | Warenterminmarkt 

Vordere Sojabohnenfutures in Chicago deutlich teurer

Washington/Buenos Aires - Das schlechte Wetter in Argentinien und der Januarbericht des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) zum Weltölsaatenmarkt haben die Kurse der vorderen Sojabohnenfutures in Chicago beflügelt.

Warenterminmarkt
(c) Dusan Kostic - fotolia.com
Der Kontrakt auf Bohnen zur Lieferung im März kostete in der US-Metropole am Mittwoch (18.1.) gegen 4.15 Uhr Ortszeit 10,66 $/bu (370 Euro/t); das waren 5,5 % mehr als der Eröffnungskurs vom vorvergangenen Donnerstag (12.1.), an dem das Washingtoner Agrarressort seinen Marktbericht veröffentlicht hatte. Ähnlich fest entwickelten sich die Kontrakte mit Fälligkeit im Mai und Juli. Im Vorfeld hatten die Fonds ihre Spekulation auf steigende Kurse zum ersten Mal seit Mitte Dezember nicht abgeschwächt, sondern ausgebaut.

Für Unterstützung sorgte insbesondere auch die aktuelle Prognose der US-Fachleute zu den Lagerendbeständen im eigenen Land, die Ende August 2017 etwa 11,4 Mio. t erreichen sollen. Das wäre zwar mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr, aber im Dezember 2016 hatte das USDA noch einen Sojabohnenendbestand von 13,1 Mio. t vorausgesagt. Die Marktakteure hatten nicht damit gerechnet, dass die Prognose so deutlich gesenkt würde. Allerdings sind die Washingtoner Experten hinsichtlich der Rentabilität des Sojabohnenanbaus für die US-Farmer nicht ganz so optimistisch als die Anleger: Für das im September gestartete Vermarktungsjahr 2016/17 sagen sie einen mittleren Erzeugerpreis zwischen 9 $/bu (312 Euro/t) und 10 $/bu (347 Euro/t) voraus; die betreffende Schätzung für 2015/16 beläuft sich auf 8,95 $/bu (310 Euro/t).

Nur 50 Millionen Tonnen in Argentinien?

Auch seine Prognose der argentinischen Sojabohnenbestände zum Ende 2016/17 nahm das Ministerium zurück, und zwar um 200.000 t auf 31,8 Mio. t; das würde im Vergleich zum Vorjahr einem Minus von fast 100.000 t entsprechen. Nach Angaben der Getreidebörse in Buenos Aires hatten die argentinischen Landwirte bis zum 13. Januar auf 96 % des erwarteten Sojabohnenareals von insgesamt 19,3 Mio. ha ausgesät; das wäre im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang um 700.000 ha oder 3,5 %.

Dennoch geht das US-Ministerium für das südamerikanische Land von einer Steigerung der Erntemenge aus, und zwar um 200.000 t oder 0,4 % auf 57,0 Mio. t. Bis zur Mitte der Woche sorgte allerdings starker Regen im „Land der Gauchos“ für Überschwemmungen in wichtigen Anbaugebieten und damit für Spekulationen über mögliche Ertragsverluste. Deshalb vermuten Analysten, dass das USDA seine Ernteprognose bald auf nur etwa 50 Mio. t wird zurücknehmen müssen.

Unterdessen erhöhte das US-Agrarressort seine Ernteprognose für Brasilien, den zweitgrößten Sojaproduzenten nach den USA und vor Argentinien, um 2 Mio. t auf die Rekordmenge von 104,0 Mio. t; das wären 7,5 Mio. t oder 7,8 % mehr als 2016 erzeugt wurden. Ähnlich optimistisch gibt sich die dem Agrarressort in Brasília zugeordnete Versorgungsgesellschaft Conab. Die Behörde sagte am Mittwoch vorvergangener Woche (11.1.) für das eigene Land ein Aufkommen von 103,8 Mio t Sojabohnen voraus.

US-Bohnenaufkommen etwas kleiner geschätzt

Unterdessen senkten die Washingtoner Beamten ihre Schätzung für die bereits abgeschlossene landeseigene Ernte ertragsbedingt und wegen einer kleiner als bislang angenommenen Druschfläche um 1,5 Mio. t auf 117,2 Mio. t. Das wäre aber immer noch die höchste Produktionsmenge aller Zeiten und 10,4 Mio. t mehr als 2015.

Mit Blick auf die US-Ernte 2017 halten Analysten einen neuen Rekord für möglich. Dabei argumentieren sie mit der aktuellen USDA-Schätzung für die Winterweizenaussaat zur kommenden Ernte, die mit 13,1 Mio. ha im Vergleich zum Vorjahr um 1,5 Mio. ha oder 10,3 % kleiner ausgefallen sein soll. Angesichts der relativen Vorzüglichkeit der Sojabohnen gegenüber dem Mais sei nun eine Ausweitung des Bohnenareals wahrscheinlich, heißt es. Im vergangenen Jahr hatten die US-Farmer nach Angaben des Washingtoner Agrarressorts auf 33,8 Mio. ha Sojabohnen ausgesät. Die Spekulation um eine größere Sojabohnenfläche dürfte erklären, dass der Chicago-Future auf die Ölsaat zur Lieferung im November weniger kräftig als die Frontkontrakte zulegte, nämlich lediglich um 2 % auf 10,16 $/bu (352 Euro/t) am vergangenen Mittwochmorgen.

Vor globaler Spitzenernte

Wie aus dem USDA-Bericht außerdem hervorgeht, rechnet das Ministerium für 2016/17 nach wie vor mit einer globalen Spitzenernte an Sojabohnen, wobei die Prognose im Vergleich zum Vormonat aber um 200.000 t auf 337,9 Mio. t zurückgenommen wurde. Demnach würde das Vorjahresaufkommen um 24,3Mio t oder 7,8 % übertroffen. Auf der anderen Seite erwarten die Washingtoner Beamten für dieses Wirtschaftsjahr eine weltweite Sojabohnennachfrage von insgesamt 330,3 Mio. t. Davon wird voraussichtlich die Rekordmenge von 290,3 Mio. t Bohnen verarbeitet. Vor allem der Bedarf der chinesischen und indischen Ölmühlen soll sich erhöhen, und zwar im Vergleich zu 2015/16 um 5,2 Mio. t auf 86,5 Mio. t beziehungsweise 3,2 Mio. t auf 9,0 Mio. t.

Für die Europäische Union erwartet das USDA dagegen eine um 400.000 t geringere Verarbeitungsmenge an Sojabohnen, und zwar von 14,7 Mio. t. Mehr Bohnen aus Brasilien erwartet Der internationale Handel mit Sojabohnen wird dem USDA zufolge im laufenden Vermarktungsjahr 2016/17 voraussichtlich noch etwas größer ausfallen als bislang vorausgesagt. Die Experten hoben ihre Prognose für die globalen Sojabohnenimporte um 600.000 t auf die Rekordmenge von 137,5 Mio. t an; das wären schätzungsweise 4,2 Mio. t oder 3,2 % mehr als in der Ende September abgeschlossenen Kampagne 2015/16. Gleichzeitig werden sich die weltweiten Exporte nach aktueller Einschätzung der Fachleute von 132,2 Mio. t auf 139,9 Mio. t erhöhen. Vor allem für Brasilien rechnet das USDA mit einem stärkeren Ausfuhrangebot; dieses soll um 5,1 Mio. t oder 9,4 % auf 59,5 Mio. t wachsen. Die Fachleute begründen die Aufwärtskorrektur um 1,1 Mio t gegenüber dem Vormonat mit ihrer optimistischeren Ernteprognose für das südamerikanische Land.

Üppige Versorgungslage

Weltweit insgesamt ergäbe sich nach den aktuellen Vorhersagen des US-Landwirtschaftsministeriums für die Kampagne 2016/17 ein Produktionsüberschuss von 7,5 Mio. t Sojabohnen, nach einem Defizit von schätzungsweise 2,0 Mio. t im Vorjahr. Deshalb wird unter dem Strich mit einem weiteren Anstieg der globalen Bestände gerechnet, und zwar um 5,1 Mio. t oder 6,7 % auf 82,3 Mio. t zum Abschluss der laufenden Saison.

Aus den aktuellen Bestandsvorhersagen für den internationalen Sojabohnenmarkt leitet sich eine weiterhin sehr üppige Versorgungssituation ab, denn mit den aktuell prognostizierten Endbeständen könnte der voraussichtliche Verbrauch etwa 91 Tage lang gedeckt werden; im Vorjahr waren es zwei Tage weniger und im Durchschnitt der Vermarktungsjahre 2012/13 bis 2015/16 fünf Tage weniger. Allerdings stellt sich die Versorgungslage in den Vereinigten Staaten etwas weniger reichlich dar als bislang angenommen.

Die für die USA vorausgesagten Endbestände von 11,4 Mio. t Sojabohnen würden etwa 37 Tage ausreichen, um dort den Inlandsverbrauch und den Bedarf für den Export zu decken; das wären im Vergleich zu den Februarprognosen sechs Tage weniger, im Vorjahresvergleich aber noch 19 Tage mehr.

Umrechnungskurs: 1 $ = 0,9439 Euro
 
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