Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft

27.11.2022 | 11:09 | Mission Impossible 

Warnung vor Einschränkung des Pflanzenschutzes in der EU

Wien - Vor den Folgen der Brüsseler Pläne zur Reduzierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes haben Experten beim 10. Dialog der österreichischen IndustrieGruppe Pflanzenschutz (IGP) gewarnt.

Pflanzenschutzreduktion
Umsetzung der Kommissionsvorschläge eine „Mission Impossible“ für die Landwirte - Mehr Bürokratie und eine Gefahr für die Versorgungssicherheit. (c) proplanta
Der Green Deal und der EU-Verordnungsentwurf zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR) bedeuteten eine nicht zu bewältigende Bürokratie für die Landwirte und würden sich negativ auf die Umwelt, die Versorgungssicherheit und die EU-Landwirtschaft auswirken, so die einhellige Meinung der Teilnehmer des Dialogs, der Mitte November in Wien stattfand.

„Ohne Pflanzenschutzmittel wird es schwierig, in Europa Ackerbau zu betreiben“, warnte IGP-Obmann Dr. Christian Stockmar. Eine Umsetzung der SUR in der jetzigen Form und eine weitere Einschränkung bei der Verwendung von Betriebsmitteln würden für die Landwirte zu einer „Mission Impossible“. Stockmar verwies auf vier unabhängige Folgenabschätzungen, die klar belegten, dass die Erträge sinken, die Preise steigen und die Abhängigkeit von Importen zunehmen würden.

Der Obmann appellierte an die EU, ihre globale Verantwortung wahrzunehmen und den Landwirten im Entscheidungsprozess eine Stimme zu geben. Nach seinen Worten gehen die Hersteller von Pflanzenschutzmitteln als gutes Beispiel voran. Sie investierten bis 2030 insgesamt 14 Mrd. Euro in technologische Lösungen und biologische Pflanzenschutzmittel. Der Vorsitzende des Rates der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), Hans Hoogeveen, stellte klar, dass die Landwirtschaft eine Transformation brauche.

Diese dürfe aber nicht zu mehr Regulierung führen, deren Kosten die Bauern zu tragen hätten. Unbestreitbar sei, dass der Hunger in der Welt steige und sich die Auswirkungen des Klimawandels verstärkten. „Aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir im Jahr 2050 10 Milliarden Menschen ernähren müssen“, so Hoogeveen.

Green Deal ist „veraltet“

Der Direktor der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft und Bergbauernfragen, Thomas Resl, gab zu bedenken, dass der hohe und künftig wahrscheinlich steigende Import von Lebensmitteln nach Umsetzung der SUR ein Problem mit sich bringe: „In Europa werden wir klimaneutral, aber wir importieren einen größeren CO2-Nettorucksack in die EU.“

David Süß, Direktor des Österreichischen Bauernbundes, forderte „mehr Hausverstand in der EU-Agrar- und Umweltpolitik“. Hart ging er mit der EU-Kommission ins Gericht. Diese agiere derzeit wie auf einem Basar - den Preis hoch ansetzen, um bei den Verhandlungen genügend Spielraum zu haben. Seit dem Ukraine-Krieg sei der Green Deal veraltet, „weil er die Versorgungsthematik nicht einfließen lässt“, erklärte Süß. Österreich sei deshalb gefordert, Allianzen mit anderen EU-Mitgliedstaaten zu schmieden und mit aller Kraft „den teils dubiosen Vorschlägen der EU-Kommission“ entgegenzuhalten.

Prof. Hermann Bürstmayr, Leiter der Institute für Pflanzenzüchtung sowie Biotechnologie in der Pflanzenproduktion an der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien, rief dazu auf, mehr, nachhaltig und langfristig in Forschung und Entwicklung zu investieren. Dadurch könnten die vielzähligen Möglichkeiten der unterschiedlichen Werkzeuge bestmöglich genutzt werden. Insbesondere die Züchtung auf Resistenzen werde zunehmend wichtiger, aber auch auf regionale Bedingungen, die Folgen des Klimawandels sowie andere Stressfaktoren wie Krankheiten.
AgE
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Alarmierende Korallenbleiche in den Weltmeeren

 Wirtschaft und Naturschützer machen sich für regionale Rohstoffe stark

 Ikea an Zerstörung von Urwäldern in Rumänien beteiligt

 Leopoldina: CO2-Speicherung auch an Land angehen

 Rewe eröffnet erste rein vegane Supermarktfiliale in Berlin

  Kommentierte Artikel

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken

 Entwaldungsfreie Lieferketten: EU-Kommission zur Klärung aufgefordert

 Bund Naturschutz: Kein kategorisches Nein mehr zum Wolfsabschuss

 Nach Atomausstieg boomen erneuerbare Energien in Niedersachsen

 Massive Flächenverluste in Bayern

 Umsatzsteuersätze: Union will Reform

 Union fordert Ergebnisse beim Bürokratieabbau

 Nachhaltiges Investieren lohnt sich