Von Sonnenschein bis Schneefall ist wohl alles möglich,“ so der langjährig renommierte Pflanzenschutz-und Anbauexperte S. Wolpert im Vorfeld seinem Potpourri aktueller Regionalempfehlungen.
Düngung:Aus den Vorjahren hat man oft gesehen, wie wichtig die zeitige Düngung ist, damit der Mineraldünger auch im Boden ankommt und für das Pflanzenwachstum verfügbar ist. Durch die Frühjahrstrockenheit liegt der Dünger oft lange auf der Ackeroberfläche und löst sich nicht. Aus pflanzenbaulicher Sicht ist es bei Saaten Ende September und dicken/ überwachsenen Beständen sinnvoll, die 1. Gabe nicht zu früh und nicht zu hoch zu setzen, damit die Bestandsdichte nicht überzogen wird und die Einzelpflanzen zuerst die Seitentriebe reduzieren.
Wintergerste, welche im September gedrillt wurde, ist stark überwachsen und hat zahlreiche Infektionen mit Netzflecken. Da die Saattermine letztes Jahr löblicherweise nach hinten verschoben wurden, um den Ackerfuchsschwanz integriert zu bekämpfen, sind überwachsene Bestände selten anzutreffen. Daher kann die erste Gabe, bei Befahrbarkeit der Flächen, jetzt auch im Getreide gesetzt werden.
Saatbettbereitung/Aussaat Sommerungen:Der momentan vorherrschende Ostwind und die Wechselfröste ziehen bereits wieder das Wasser aus dem Boden. Laut Wettertrend soll die Ostwetterlage weiterhin bestehen bleiben. Darum sollten bereits jetzt Maßnahmen getroffen werden um das Wasser im Boden zu halten. Besonders gepflügte Äcker sind durch die große Oberfläche stark vom Wasserverlust betroffen. Ziehen Sie daher, bei Befahrbarkeit, solche Äcker mit der Egge, Saatbettkombi o.ä. ab, auch das diesjährige Maisland. Nur so kann gewährleistet werden, dass bei der späteren Saat genügend Wasser im Boden zur Keimung vorhanden ist.
Wichtig: Große Arbeitsbreite und leichter Schlepper, ggf. Reifendruck auf 1bar absenken. Der Kreiseleggeneinsatz ist durch die gute Frostgare nur bei zu später Pflugfurche notwendig.
Praxistipps: „Lange Wachstumszeit ist wichtig, deshalb Frühsaat immer richtig“, gilt aber nur bei Sommerungen. Sommergetreide kann bereits gedrillt werden, die Erbsenaussaat muss man noch nicht erzwingen. In beiden Fällen gilt aber: Befahrbarkeit geht vor Saatzeitpunkt.
Rapsschädlinge:Selbst, wenn bereits Zuflug in den Raps stattgefunden hat, machen Insektizideinsätze gegen Rüssler erst ab 10, besser sind 15°C Sinn. Unter dieser Temperatur verkriechen sich die zugeflogenen Rüssler, darum sind die notwendigen „Volltreffer“ mit einem Pyrethroid II nicht machbar.
Herbizidbehandlung Getreide:Die Herbstbehandlungen haben in Abhängigkeit des Saattermins sehr gut gewirkt. Dennoch ist in manchen Fällen noch Ackerfuchsschwanz in den Beständen vorhanden, welcher sich aufgrund der langen Vegetationszeit im Herbst sehr gut entwickeln konnte, was für die Bekämpfung allerdings eine schlechte Voraussetzung ist. Je größer der AFU, desto schlechter sind die Aussichten auf Bekämpfungserfolg. Beim Herausziehen stellt man an den weißen Wurzeln schnell fest, dass sich dieser bereits wieder im Wachstum befindet.
Ackerfuchsschwanzbekämpfung - Der frühe Vogel fängt den Wurm …Frühe Gräserbehandlungen führen zu höheren Wirkungsgraden. Sobald die Befahrbarkeit der Fläche gegeben ist und keine starken Nachtfröste (Vorsicht in Tallagen) vorhergesagt sind, empfehlen wir:
Wintergerste:Wo Axial noch wirkt, kann dies eingesetzt werden. Gute Aufwandmenge wählen! Zugelassen sind 1,2 Liter/ha. Wenn Sie schon in den Vorjahren keine zufriedenstellenden Wirkungen mehr erreichen konnten, ist auch dieses Jahr nichts Anderes zu erwarten. => Dann muss der AFU toleriert werden.
Winterweizen und Co.:
- 330 g/ha Atlantis Flex + 1,0 l/ha Biopower + 30 l/ha AHL für WW und Triticale
- 500 g/ha Niantic + 1,0 l/ha Probe + 30 l/ha AHL nur in WW zugelassen
- 200 g/ha Atlantis Flex + 0,6 l/ha Biopower + 30 l/ha AHL WR und Dinkel Sortenverträglichkeit beachten
- 220 g/ha Broadway + 1,0 l/ha Netzmittel WW, WT, WR und Di
- 300 g/ha Incelo + 0,1 l/ha Husar + 1,0 l/ha Biopower + 30 l/ha AHL für Maisweizenflächen ohne Herbstvorlage mit Unkrautbesatz
Praxistipps dazu: Der Zusatz von AHL sorgt für bessere Hafteigenschaften und steigert somit die Wirkungsgrade. Hohe Aufwandmengen solo fahren! Morgens fahren Reihenfolge beim Einfüllen beachten: 1. Herbizid, 2. Formulierungshilfsstoff, 3. AHL
… doch nur die zweite Maus bekommt den Käse:Früh zu fahren alleine genügt nicht, die Applikationsbedingungen müssen passen! In jedem Fall müssen die Applikationsbedingungen ins Optimum gesetzt werden.
- Luftfeuchtigkeit über 60%, nicht bei Hochdruckwetterlagen und Sonnenschein behandeln
- geringer Frost schadet nicht (-2 bis -3°C) bei Soloanwendungen
- Doppelflachstrahldüsen sorgen für eine bessere Benetzung
- bessere Hafteigenschaften durch AHL ausnutzen
Praxistipps dazu: Die Resistenzuntersuchungen in stark Getreide-lastigen Fruchtfolgen im Kreis haben ergeben, dass die Resistenzen bei Atlantis Flex mittlerweile ähnlich weit fortgeschritten sind, wie bei Axial. Daher sind die oben aufgeführten Stellschrauben unbedingt zu nutzen.
Bei nur geringem Besatz kann es durchaus Sinn machen, keine Behandlung zu fahren, um die Resistenzen nicht weiter zu befeuern. Bei Spätsaaten z.B. nach Mais ist in vielen Fällen fast kein Besatz vorhanden.
(Informationen des Landkreis Schwäbisch Hall vom 06.03.2023)
