Das Deutsche Weininstitut (DWI) erwartet nach einer Schätzung vom Dienstag einen Mostertrag von bundesweit rund neun Millionen Hektoliter. Dies wären sechs Prozent mehr als 2021 und auch zwei Prozent über dem zehnjährigen Mittel.
Dazu trugen nach Angaben der DWI-Experten vor allem die Niederschläge im vergangenen Monat bei. «Sie haben die reifen Trauben nach dem extrem trockenen Sommer noch einmal prall werden lassen.» Für die Arbeit der Winzerinnen und
Winzer bedeutete der Regen aber oftmals zusätzliche und erschwerte Arbeit in den Weinbergen.
«Nach einer eher zurückhaltenden Ernteerwartung im August brachten die Septemberschauer in beinahe allen Gebieten Entspannung in der Wasserversorgung der Weinbergsböden und einen leichten Anstieg der Erntemenge», bilanzierte der Deutsche Weinbauverband. «Der neue Jahrgang präsentiert sich nun von seiner besten Seite: das Lesegut war von nahezu ausnahmslos ausgezeichneter Qualität.»
In der Branche werden allgemein steigende Preise erwartet - wie stark die Anhebung ausfällt, hängt dabei von der Entwicklung bei Importweinen ab. «Ein nachhaltiger Weinbau mit ausgezeichneten Qualitäten darf und muss auch seinen Preis haben, damit das wirtschaftliche Handwerk gesichert ist», forderte der Präsident des Weinbauverbands, Klaus Schneider.
Je nach Niederschlägen,
Verteilung von Rebsorten und
Bodenbeschaffenheit wirkten sich die Wetterbedingungen im September regional ganz unterschiedlich aus. Im größten deutschen Anbaugebiet Rheinhessen konnte der Regen-Endspurt die Auswirkungen der Sommer-Trockenheit nicht mehr ausgleichen - dort blieb der Ertrag nach Schätzungen des DWI um zwei Prozent hinter dem zehnjährigen Durchschnitt zurück.
An der Mosel waren es demnach sogar minus sieben Prozent. Im östlichen Anbaugebiet Saale-Unstrut gab es hingegen ein Plus von 23 Prozent im Vergleich zum langjährigen Mittel. Jeweils 13 Prozent darüber liegt die erwartete Menge an der Ahr und in Baden. In der Pfalz wird das Plus auf vier Prozent geschätzt.
Der Regen im September bewirkte bei später reifenden Rebsorten wie dem
Riesling, «dass die Zuckergehalte in den Trauben trotz des sehr sonnigen Sommers moderat geblieben sind», wie das DWI in Bodenheim bei Mainz erklärte. Hier werden schlankere, im Alkoholgehalt moderatere Weine erwartet als in den vergangenen heißen Jahrgängen, «aber dennoch hoch aromatisch und mit harmonischen Fruchtsäuregehalten». Zu den Gewinnern des 2022er Jahrgangs zählt das DWI die Rotweine: «Die Verbraucher können sich auf sehr farbintensive und fruchtbetonte Rotweine mit weichen Tanninen freuen.»