Nach Einschätzung von Rebschulen spielen dabei weniger Überlegungen zur
Klimaerwärmung eine Rolle, sondern eher das Zuhausebleiben in der Corona-Pandemie mit mehr Zeit für den eigenen Garten - sowie der Trend zur Eigenversorgung. Auch das Discounter-Angebot dürfte den Reben-Absatz gesteigert haben.
«Auch bei uns ist die Nachfrage in diesem Jahr gestiegen, um fast 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr», sagte ein Sprecher der Baumarktkette Hornbach. Interessanterweise gebe es dabei auch keine regionalen Unterschiede. «Der Anstieg ist deutschlandweit.» Er betreffe keine spezielle Sorte, sondern erstrecke sich über das ganze Sortiment.
Der Lebensmittelhändler
Aldi Süd, der Weinreben in einer seiner Aktionen vor Monaten verkaufte, wollte zwar keine Zahlen nennen. «Wir sind mit dem Verkauf der Aktionsartikel zufrieden und freuen uns, unseren Kunden immer wieder neue Produkte und ein abwechslungsreiches Sortiment anbieten zu können», sagte aber eine Firmensprecherin.
Die Rebschule Steinmann im fränkischen Sommerhausen berichtet von einer etwas gestiegenen Nachfrage durch Großabnehmer. «Auffallend war, dass wir dieses Jahr vermehrt Anfragen für große Mengen bekommen haben, vermutlich beschäftigen sich vermehrt in- und ausländische Baumschulen mit der Weiterkultur von Reben», sagte Petra Steinmann-Gronau. Das könne damit zusammen hängen, dass Reben auch in Discountern angeboten werden. Auch die Online-Nachfrage sei spürbar gestiegen.
Im Trend sind pilzwiderstandsfähige Rebsorten und die am liebsten kernlos, heißt es bei der Rebschule V&M Freytag in Neustadt an der Weinstraße. «Durch die Corona-Pandemie hatten viele mehr Zeit sich zuhause aufzuhalten und kümmerten sich dadurch mehr um Haus und Garten, dies hat zu einer gewissen Steigerung bei der Nachfrage geführt», sagte Volker Freytag zur jüngsten Entwicklung. Langfristig sei die Nachfrage nach Reben für den
Hausgarten seit 15 bis 20 Jahren in etwa gleich.
Auch bei Weingütern fragt der eine oder andere Interessent schon mal nach Reben: «Das kommt immer mal wieder vor», sagte Felix Pieper vom Weingut Pieper in Königswinter, das nach eigenen Angaben das größte Nordrhein-Westfalen ist. Er verweise dann auf pilzresistente Reben in Garten- oder Baumärkten, die pflegeleichter seien. Auch im Kleingartenverein Königsbusch in Düsseldorf, der sich zu den größten in NRW zählt, wurden einige Weinreben gepflanzt - das aber schon vor längerer Zeit, meint Vereinsvorsitzender Heino Kuske.