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09.06.2016 | 08:50 | Rebschutz 

Weinreben: Verstärkt Meldungen von Blatt- und Gescheinsbefall

Freiburg im Breisgau - Inzwischen werden aus allen Weinbaubereichen Blatt- und auch Gescheinsbefall gemeldet. Der Infektionsdruck ist derzeit sehr hoch, da gehäuft Boden- und Sekundärinfektionen parallel stattfanden!

Rebschutz KW 23
In den meisten Rebflächen befinden sich die Reben im Entwicklungsstadium BBCH 57, die Gescheine vergrößern sich und 9 bis 12 Blätter sind ausgebildet. Bei frühen Rebsorten bzw. in frühen Lagen ist innerhalb der nächsten Woche mit dem Blühbeginn, Stadium BBCH 60, erste Blüten lösen sich vom Blütenboden, zu rechnen. Die phänologische Entwicklung der Reben ist auch in diesem Jahr hinsichtlich des Gebietes, der Lage und der Rebsorte sehr unterschiedlich. Wir liegen immer noch etwa eine Woche hinter dem langjährigen Mittel. (c) proplanta
Der Befall ist aufgrund der verschiedenen Behandlungstermine und Niederschlagsmengen unterschiedlich hoch. Die teilweise hohen Niederschläge im Mai haben schon mehrere Infektionswellen ausgelöst. Noch sind nicht alle Inkubationszeiten abgelaufen, d.h. erfolgte Infektionen an ungeschützten Blättern und Gescheinen sind noch nicht sichtbar. Bei den nächsten anhaltenden Regenfällen ist mit weiteren Infektionen zu rechnen. Die Gescheine sind derzeit für Rebenperonospora sehr anfällig, deshalb ist die anstehende Behandlung besonders wichtig.

Vor den nächsten Niederschlägen sollte eine Applikation mit einem vorbeugenden Präparat wie z.B. Delan WG, Dithane NeoTec, Folpan 80 WDG, Mildicut oder Polyram WG in Kombination mit dem Präparat Veriphos durchgeführt werden. Beim Einsatz des Präparates Veriphos (Wirkstoff Kaliumphosphonat) ist der Zusatz eines vorbeugenden Präparates erforderlich, da Phosphonate in erster Linie das zuwachsende Gewebe schützen. Die Kombination eines vorbeugenden Präparates mit Veriphos erhöht gerade in der aktuellen starken Wachstumsphase die Wirkungssicherheit.

Eine Alternative hierzu ist das Produkt Profiler. Der Einsatz von Profiler sollte in der Vegetationsperiode nur einmal erfolgen (Empfehlung der Fa. Bayer)! Bei dem derzeit hohen Infektionsdruck um die Blüte herum, bietet die Anwendung eines Präparates, das in die Reborgane eindringt, einen besseren Schutz als ein reines Kontaktfungizid. Dies sind vor allem die die kurativen Präparate, z.B.: Aktuan, Forum Gold, Forum Star, Melody Combi, Fantic F, Orvego, Pergado, Ridomil Gold MZ, Sanvino oder Vincare.

Hierbei sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass Präparate aus einer Wirkstoffgruppe nicht öfter als dreimal angewendet werden (nähere Information in der Sonderbeilage in „Der Badische Winzer“ „Rebschutz 2016“). Generell muss auf eine gute Benetzung der Gescheine geachtet werden. Die örtliche Weinbauberatung gibt rechtzeitig Hinweise zur Terminierung von Pflanzenschutzmitteln für Ihre Region heraus.

Echter Mehltau (Oidium)

Im Jahr 2015 waren verstärkt Rebflächen mit dem Echten Mehltau (Oidium) befallen. Aus einigen Weinbaubereichen Baden-Württembergs wurden dieses Jahr schon verstärkt Zeigertriebe gemeldet. Gefährdet sind derzeit nur die Befallslagen (früher Blatt- und Traubenbefall in 2015). Eine vorbeugende Behandlung sollte mit der anstehenden Behandlung gegen Rebenperonospora kombiniert werden. Die letzte Applikation vor der Blüte sollte mit organischen Präparaten (Luna Experience, Collis, Dynali, Vegas, Talendo oder Vivando) durchgeführt werden.

Der Einsatz von Luna Experience sollte nur einmal in der Vegetationsperiode erfolgen, bevorzugt zum Zeitpunkt „Abgehende Blüte“ bis Schrotkorngröße der Beeren, und sollte nicht mit Profiler kombiniert werden. (Empfehlung der Fa. Bayer)! Bitte wechseln Sie die Wirkstoffgruppen konsequent. Hierzu beachten Sie bitte unbedingt die vielfach veröffentlichte Antiresistenzstrategie 2016 (nähere Information in der Sonderbeilage in „Der Badische Winzer“ „Rebschutz 2016“).

Botrytis, Essigfäule: Weinbauliche Verfahren stehen im Vordergrund, um Befall durch Botrytis und Essigfäule vorzubeugen. Das sind z.B. optimale Laubarbeit, moderate „Entblätterung“ nach der Blüte in der Traubenzone, optimale Magnesiumversorgung sowie angepasste Stickstoffdüngung.

Einsatz von Bioregulatoren: Warme Witterungsbedingungen während der Rebblüte führen in der Regel zu kompakten Trauben. Feuchtwarme Witterung in der Reifephase steigert die Gefahr von Fäulnisbefall der Trauben. Beim Einsatz von Bioregulatoren sollte berücksichtigt werden, dass je nach Produkt, Blüte und Ertragspotential einer Rebanlage eine Ertragsminderung von 0 bis 40 % möglich ist!

Gibb 3: Zur vorbeugenden Behandlung von Essigfäule und Botrytis hat Gibb 3 (Gibberelinsäure) eine Zulassung bis zum 31.12.2022. Gibb 3 sollte nur bei den Sorten Blauer Spätburgunder, Grauburgunder (Ruländer), Weißburgunder, Schwarzriesling und Portugieser zur Lockerung des Traubengerüstes als vorbeugende Maßnahme gegen Essigfäule eingesetzt werden. Da die Wirkung des natürlichen Bioregulators Gibb 3 stark von Witterung und Standort abhängt, wird empfohlen Gibb 3 nicht auf der ganzen Betriebsfläche einzusetzen. Gibb 3 kann zu einer Ertragsminderung zwischen 0 und 20 % führen! Gibb 3 wird von BBCH 62 (20 % der Gescheine blühen) bis BBCH 68 (abgehende Blüte) in die Traubenzone mit einer Aufwandmenge von max. 160 g/ha (16 Tabletten/ha) appliziert. Zur optimalen Wirksamkeit sollte der Spritzbelag über längere Zeit feucht bleiben, daher sollte in den Abendstunden oder in den kühlen Morgenstunden behandelt werden. Das Präparat sollte nicht bei Verrieselungsrisiko verwendet werden.

Regalis® Plus hat eine neue Zulassung bis zum 31.12.2022 zur Vermeidung von Essigfäule und Botrytis in Weinreben durch Auflockerung der Traubenstruktur erhalten, so dass ein Einsatz in allen Rebsorten möglich ist.

Wichtig: Bitte beachten Sie die rebsortenspezifischen Aufwandmengen des Herstellers. Es gelten ähnliche Anwendungsempfehlungen wie bei Gibb 3. Die Wirkung des Bioregulators Regalis® Plus ist ebenfalls witterungs- und standortabhängig. Unter Umständen können auch hier Ertragsminderungen von 0 bis 40 % auftreten. Wir empfehlen deshalb Regalis® Plus nicht auf der ganzen Betriebsfläche einzusetzen. Bei Rebflächen deren Ertrag aber reduziert werden soll, beispielsweise sehr ertragsreiche, fäulnisanfällige Anlagen, ist die Anwendung des Mittels sinnvoll. Auch dieses Präparat sollte nicht bei Verrieselungsgefahr verwendet werden.

Tipps für den Einsatz von Bioregulatoren:

  • Falls die Präparate bei mehrjähriger Anwendung in derselben Rebanlage zu einer auffälligen Ertragsminderung führen, ist es ratsam auf einen weiteren Einsatz zu verzichten.
  • Bitte beachten Sie die genauen Anwendungsempfehlungen in den Gebrauchsanleitungen der Hersteller.
  • Bittebelassen Sie ein ausreichend großes, unbehandeltes „Fenster“ in der behandelten Fläche, um die Wirkung des Bioregulators besser abschätzen zu können.

Winden-Glasflügelzikade

Die Winden-Glasflügelzikade gilt als Überträger der Schwarzholzkrankheit. Die Flugzeit der erwachsenen Tiere beginnt in der Regel im Juni und dauert bis in den August an. Der prognostizierte Flugbeginn in den verschiedenen Regionen kann über die VitiMeteo-Website (www.vitimeteo.de) unter „VM Schwarzholz“ abgerufen werden. Kurz vor und während der Flugzeit sollte eine Bekämpfung der Wirtspflanzen der Zikade (Acker- und Zaunwinde, Brennnessel) unterbleiben.

WBI
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