Am vergangenen Montag (29.8.) rutschte der Preis des Dezemberkontraktes für das wichtigste Nahrungsgetreide in der US-Metropole unter die Marke von 4 $/bu (132 Euro/t). Am Mittwochmorgen wurden für den betreffenden Future gegen 3.50 Uhr Ortszeit nur noch 3,92 $/bu (129 Euro/t) gezahlt; das war der niedrigste Preis seit Ende August 2006 und 8,2 % weniger als der Eröffnungskurs vom 25. August - an diesem Tag war der IGC-Bericht veröffentlicht worden. Durch die negativen Vorgaben der US-Börse gerieten die Weizenkontrakte an der
Warenterminbörse in Paris ebenfalls unter Druck: Dort verbilligte sich der Future auf Brotweizen zur Lieferung im Dezember um 5,50 Euro/t oder 3,3 % auf 161,25 Euro/t.
Händler begründeten die Marktschwäche auch mit der Ankündigung der staatlichen ägyptischen Getreideagentur (GASC) vom vorvergangenen Sonntag, dass sie keine Ware mehr annehmen werde, die mit Mutterkorn belastet sei. Vor allem Schwarzmeerware dürfte Maklern zufolge von den strengeren Qualitätsanforderungen betroffen sein. Allerdings ist Ägypten auch ein wichtiger Abnehmer von Weizen aus der Europäischen Union. Für nachhaltig schlechte Stimmung sorge auch der IGC-Bericht, hieß es. Unter anderem bestätigten die Londoner Marktexperten die bisherige bärische Prognose des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA), dass die Europäische Union im laufenden Wirtschaftsjahr ihre führende Position auf der Rangliste der größten Weizenexporteure an Russland verlieren dürfte.
Bis Mitte August noch lebhafte EU-Exporte Im Einzelnen setzte der
IGC seine Erwartung für die EU-Weizenexporte 2016/17 um 3,5 Mio. t auf nur noch 25,5 Mio. t herab; das wären 8,4 Mio. t oder fast 25 % weniger als im Vorjahr und die kleinste Menge seit 2011/12, obwohl die bis Mitte August vergebenen Ausfuhrlizenzen die im Vorjahreszeitraum bewilligte Menge bereits um fast ein Viertel übertrafen. Allerdings geht der Getreiderat nun von einer deutlichen Verlangsamung des Auslandsabsatzes der Gemeinschaft aus, weil deren Weizen im Vergleich zur Konkurrenzware teurer sein dürfte.
Ähnlich pessimistisch ist die
EU-Kommission, die die Weizenausfuhren der Union aktuell auf nur noch 26,3 Mio. t veranschlagt. Dagegen passten die Londoner Experten ihre Exportvorhersage für wichtige Schwarzmeerherkünfte nach oben an: So wird der Weizenexport aus Russland angesichts der sich dort abzeichnenden
Rekordernte jetzt bei einer Spitzenmenge von 30,7 Mio. t gesehen. Das sind 3,1 Mio. t mehr als das noch im Juli erwartete Volumen, und die Vorjahresmenge würde um schätzungsweise 5 Mio. t übertroffen.
Auch für die Ukraine ist der IGC nun deutlich optimistischer und sieht deren Ausfuhren bei 14 Mio. t Weizen; das sind 1,9 Mio. t mehr als zuvor erwartet worden waren. Jedoch würde damit die Vorjahresmenge noch um 3,4 Mio. t verfehlt. Deutlich mehr Weizen soll dagegen aus den USA und Australien kommen: Hier rechnet der IGC mit Exporten von 24,9 Mio. t beziehungsweise 18 Mio. t; das wären 3,3 Mio. t und 2,2 Mio. t mehr als 2015/16. Auch aus Kasachstan soll mehr Weizen exportiert werden, nämlich 7,5 Mio. t gegenüber 7,3 Mio. t im Vorjahr.
Deutlich mehr britischer Weizen in andere EU-LänderWie die Londoner Experten mit Blick auf die Zukunft der Weizenexporte des eigenen Landes nach dem wahrscheinlich bevorstehenden Brexit ausführen, dürften diese an Wettbewerbsfähigkeit gegenüber konkurrierenden Herkünften verlieren, wenn vorher keine besonderen Marktzugangsvereinbarungen mit der EU getroffen würden. Zwar seien die britischen Weizenausfuhren 2015/16 noch um 42 % auf ein Siebenjahreshoch von 3,1 Mio. t gestiegen. Dabei hätten sich allerdings vor allem die Exporte in andere EU-Länder erhöht, und zwar um 73 % auf etwa 2,5 Mio. t.
Ausschlaggebend war dem IGC zufolge unter anderem das schwache britische Pfund, so dass die Briten ihren Weizen relativ günstig anbieten konnten. Wichtigstes Zielland war mit einem durchschnittlichen Anteil von zwei Fünfteln an den gesamten innergemeinschaftlichen Verschiffungen wie in den Vorjahren Spanien. Dabei wurde vorwiegend Futterweizen geliefert. Weitere wichtige Abnehmer in der Union waren Portugal, die Niederlande und Irland. Gleichzeitig gingen aber die Exporte in Drittländer im Vergleich zu 2014/15 um 20 % zurück.
Die wichtigste Destination war hier Nordafrika, wobei Algerien, Tunesien und Marokko häufig Brotweizen kauften. Außerdem wurde laut IGC gelegentlich britischer Futterweizen in die USA verschifft. Dieser Markt reagiert den Experten zufolge aber sehr empfindlich auf Preisschwankungen.
Asien-Pazifik-Region mit geringerem ImportbedarfMit Blick auf die globale Importmenge 2016/17 an Weizen und Weizenerzeugnissen erhöhte der Getreiderat seine Prognose um 3,4 Mio. t auf 162,1 Mio. t; damit würde das Rekordniveau des Vorjahres nur um 2,7 Mio. t verfehlt. Deutlich optimistischer als noch im Juli sieht der IGC nun die Einfuhren der Asien-Pazifik-Region, die mit insgesamt 40,1 Mio. t die Spitzenmenge vom Vorjahr nur um 1,3 Mio. t verfehlen soll. Geringfügig nach oben angepasst wurden die voraussichtlichen Weizenimporte Nordafrikas, und zwar um 0,3 Mio. t auf 27,7 Mio. t; das wären allerdings 0,4 Mio. t weniger als im Vorjahr.
Im Einzelnen sollen dabei die Einfuhren Ägyptens und Algeriens um 0,2 Mio. t auf 12,0 Mio. t beziehungsweise 0,6 Mio. t auf 7,6 Mio. t sinken. Dagegen wird für Marokko ein Zuwachs um 0,4 Mio. t auf 4,8 Mio t erwartet und für Tunesien die Vorjahresmenge von 2,0 Mio. t. Nach oben gesetzt hat der IGC die Weizenimporterwartung für die EU, und zwar um 0,9 Mio. t auf 6,4 Mio. t. Die Experten begründen ihre Prognose mit regional enttäuschenden Qualitäten und relativ hohen Binnenmarktpreisen. Trotzdem würde die Einfuhrmenge des Vorjahres von 7,0 Mio. t nicht ganz erreicht.
Umrechnungskurs: 1 $ = 0,8953 Euro