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14.07.2017 | 10:05 | Pflanzenschutzmaßnahmen 
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Wenn Unkraut steht, wo Rüben wachsen sollen - Verzicht auf Pflanzenschutz undenkbar

Schöneck-Kilianstädten - Wo Zuckerrüben wachsen sollen, wuchert nur Unkraut, die Maispflanzen sind in der Entwicklung zurückgeblieben und Rostpilze im Weizen setzen den Ähren zu – was passiert, wenn Landwirte ganz auf Pflanzen­schutz verzichten, ist zur Zeit auf drei Feldern des landwirtschaftlichen Betriebs der Familie Wacker anschaulich zu erfahren.

Rübenanbau
(c) proplanta
Betriebs­leiter Matthias Wacker, 31, ist einer von bundesweit über 500 Landwirten, die sich in diesem Jahr an der Aktion „Schau ins Feld!“ der Initiative „Die Pflanzen-schützer“ beteiligt haben.

Sie haben in ihren Feldern sogenannte Nullparzellen an­gelegt. Die Teilnehmer an der Aktion wollen auf den Nutzen von sachkundig und verantwortungsvoll praktiziertem Pflanzenschutz aufmerksam machen – und dar­über mit der Öffentlichkeit ins Gespräch kommen.

„Als ich nach Abschluss meines Agrarstudiums in den Familienbetrieb einstieg, habe ich mich ganz bewusst für den integrierten Pflanzenbau entschieden – wie weit über 90 Prozent der Landwirte in Deutschland. Für mich sind moderne Betriebs­mittel wie Mineraldünger und Pflanzen­schutzmittel wichtige Werkzeuge, um gute Lebens­mittel zu produzieren. Ich setze sie verantwortungsvoll ein nach dem Grundsatz: so viel wie nötig, so wenig wie möglich“, erläutert Landwirt Matthias Wacker.

Zu seinem Ver­ständnis nachhaltiger Landwirtschaft gehören auch abge­stimmte Fruchtfolgen, der Anbau von Zwischenfrüchten und der Einsatz von organi­schen Düngern, die in der Nutztierhaltung anfallen.

Die Familie Wacker bewirtschaftet seit dem 18. Jahrhundert einen Mischbetrieb mit Milchviehhaltung, Bullenmast, Acker- und Futterbau vor den Toren Frankfurts. Der Betrieb baut Weizen, Gerste, Mais, Zuckerrüben und Raps an und geht mit einer rund um die Uhr geöffneten Milchscheune zur Selbstbedienung neue Wege in der Direktvermarktung.

Durch die Nähe zur Mainmetropole bietet der Betrieb der Wackers beste Voraussetzungen für die „Schau ins Feld!“-Initiative. Matthias Wacker hat seine drei Schaufenster ganz bewusst an einer Feldwegekreuzung angelegt, an der viele Spaziergänger und Radfahrer vorbeikommen.

„Bei dieser Initiative steht der Dialog im Vordergrund. Pflanzenschutz ist kein einfa­ches Thema und wird in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert. Ich möchte Men­schen, die wenig mit Landwirtschaft zu tun haben, verdeutlichen, wie moderne Landwirtschaft funktioniert und welche Rolle meine Pflanzenschutzmaßnahmen da­bei spielen“, so Wacker.

Ein weithin sichtbares Schild im Feld erklärt den Hintergrund der Aktion und illustriert die Ernteverluste, die ohne wirksamen Pflanzenschutz ent­stehen können. „Wenn wir über Nachhaltigkeit reden, geht das nicht, ohne an die Produktivität zu denken. Höhere Flächenerträge bedeuten auch: Wir wirtschaften verantwortungsvoll mit begrenzten Ressourcen wie Boden und Wasser.“

In diesem Zusammenhang betont der Vizepräsident des Hessischen Bauernverban­des, Thomas Kunz: „Bis zum Jahr 2050 wird die Weltbevölkerung von derzeit 7,5 Milliarden auf mehr als neun Milliarden Menschen ansteigen. Im gleichen Zeitraum sinkt die pro Kopf verfügbare landwirtschaftliche Nutzfläche von 2.200 Quadratmeter auf 1.800 Quadratmeter pro Person.“

Das bedeute, dass auf weniger Fläche künftig mehr Lebensmittel erzeugt werden müssten. Die Verfügbarkeit von Pflanzenschutz­mitteln, die Erträge und Qualitäten sichern, müsse deshalb gewährleistet sein, so Kunz.

„Im vergangenen Jahr verursachte die feuchtwarme Witterung einen hohen Pilz­krankheitsdruck. Aus hessischen Versuchsergebnissen geht hervor, dass ohne den gezielten Einsatz von Fungiziden im Durchschnitt etwa 20 bis 30 Prozent weniger Kartoffeln oder Getreide geerntet worden wären“, sagt Kunz. Jeder Landwirt, der Pflanzenschutzmittel einsetze, benötige einen Sachkundenachweis.

Landwirte seien speziell ausgebildet und müssten ihr Wissen alle drei Jahre auffrischen. Im Übrigen bekämen Pflanzenschutzmittel nur dann eine Zulassung, wenn sie bei sachgerechter Anwendung unbedenklich für Mensch, Tier und Umwelt seien. Kunz kritisiert das durch die EU-Kommission bestätigte viel zu langwierige Zulassungsverfahren von Pflanzenschutzmitteln in Deutschland. Dieses Verfahren müsse dringend beschleu­nigt und auf eine Zulassungsbehörde konzentriert werden.

Ins Leben gerufen wurde die Aktion „Schau ins Feld!“ vom Industrieverband Agrar e.V. (IVA). „Wir stellen den Landwirten die Feldschilder und einige Basismaterialien zur Verfügung. Viel wichtiger aber ist, dass die Teilnehmer selbst die Aktion für ihre eigene lokale Öffent­lichkeits­arbeit nutzen. Wir machen das in diesem Jahr zum dritten Mal und sind immer wieder überrascht, wie vielfältig und kreativ die Landwirte ihre Schaufenster einsetzen“, erläutert Pressesprecher Martin May.

Weitere Informationen zur Aktion „Schau ins Feld!“ sind auf der Webseite der Pflanzenschützer-Initiative (www.die-pflanzenschuet­zer.de) zu finden. Die Pflanzenschützer sind auch auf Facebook aktiv (www.facebook.com/pflanzenschuetzer).
iva
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Kommentare 
Snook schrieb am 02.10.2019 17:25 Uhrzustimmen(0) widersprechen(0)
Die Aktion zeigt eindrücklich die Leistungsfähigkeit unserer Pflanzenschutzmittel und was sie den Menschen Gutes bringen.
Es ist ein Segen, heutzutage nicht mehr hungern zu müssen. Mit wie viel Kraft, Arbeit und Schweiß haben unsere Vorfahren den Feldern die Früchte abgerungen und trotzdem Hunger leiden müssen? Das hat man in einer satten Gesellschaft wohl ganz vergessen. Pflanzenschutzmittel sind sehr gut geprüft und richtig eingesetzt weder giftig für den Menschen noch wirken sie in einem durchdachten Anbaukonzept negativ auf die Biodiversität. Im Mittelalter litten die Menschen an der St Antonius- Krankheit- eine Krankheit, die durch Pilzgifte hervorgerufen wird, welche krankes Getreide produzieren kann. Mykotoxine in Weizen können zu vorzeitigen Geburten führen.. Davor können leistungsfähige Fungizide schützen. Heute werden die Menschen älter als je zuvor.
Werden die Felder mit breiten Hacken, Striegeln und hoher Fahrgeschwindigkeit mechanisch von Unkraut befreit, sterben Rebhühner, Junghasen, Niederwild, welches nicht ausweichen kann. Ohne Pflanzenschutz und Düngung ist man auf weite Fruchtfolgen mit Kleegras ANGEWIESEN, die Probleme wie Nematodenanreicherungen im Boden und andere Probleme nach sich ziehen können. Der mechanische Umbruch von Flächen hinterlässt auch keine Pflanzen, die zur Biodiversität beitragen. Manche Kulturen lassen sich ohne Pflanzenschutz nicht führen (z.B. Raps). Fehlen die Mittel, geht auch der Anbau von flächendeckend blühenden Kulturen zurück...das soll nicht gegen den Ökolandbau gehen, aber dieser ist weniger effektiv und hat auch gravierende Probleme.
Der Klimawandel wird dazu führen, dass wir zukünftig weit weniger geeignete Anbauflächen für die Nahrungsmittelproduktion haben werden.
Diese Luxusdiskussionen werden verschwinden, wenn das Brötchen 20 Euro kostet.
Eine exponentiell ansteigende Weltbevölkerungszahl kann man jedoch nicht durch Produktionssteigerung in der Landwirtschaft "auf Teufel komm raus" ernähren wollen- das geht schief. Es ist richtig, dass bei den Essgewohnheiten umgedacht werden muss. Darüber hinaus muss in Bildung bei den Menschen in Entwicklungsländern investiert werden. In diesen Ländern mit vielen Menschen ist Hilfe zur Selbsthilfe gefragt und es muss regional in kleinen Einheiten, flächendeckend und mit dem richtigen Know how und den passenden Kulturen aber ertragreich vor Ort produziert werden. Ohne Subsistenzwirtschaft wird es dort nicht gehen.
Hel schrieb am 29.10.2017 19:01 Uhrzustimmen(20) widersprechen(38)
Höhere Flächenerträge bedeuten eben NICHT, dass verantwortungsvoll mit begrenzten Ressourcen wie Boden und Wasser umgegangen wird, ganz im Gegenteil!
Der Boden wird mehr und mehr ausgelaugt und unfruchtbarer und das Wasser wird vergiftet durch das übertriebene Düngen und die "Pflanzenschutzmittel", die diese Bezeichnung nicht im geringsten verdienen, denn das ist nichts anderes als Gift!
Bienen und die anderen Insekten habt ihr schon fast ausgerottet mit dem Zeug, was meint Ihr denn, welche Flächenerträge ihr ohne Insekten haben werdet?
Es geht wesentlich besser und langfristig nur noch ohne Gift, das Problem ist nur, dass man dann halt ein bisschen mehr arbeiten muss und so mancher nicht mehr so viel mit dem GiftZeug verdient...
Jschill schrieb am 19.10.2017 09:43 Uhrzustimmen(78) widersprechen(25)
wenn ich bei einem Anbausystem, bei dem die Anwendung von Pflanzenbehandlungsmitteln dazugehört, diese Mittel weglasse, dann ist klar, dass das System so nicht mehr funktioniert.
Einige tausend Biobetriebe in Deutschland zeigen aber, dass es auch Anbausysteme gibt, die ohne Einsatz dieser chemischen Mittel funktionieren.
Das Thema Welternährung ist nicht über eine Landwirtschaft mit immer mehr Einsatz von chemischen Hilfsmitteln zu lösen.
Die Zahl der Menschen, die Hunger leiden entspricht ziemlich genau der Zahl derer die an Übergewicht leiden. Ausserdem ist unser hoher Fleischkonsum ein grosser Energieverschwender.
cource schrieb am 15.07.2017 11:12 Uhrzustimmen(30) widersprechen(73)
die neusten erkenntnisser in den ernährungswissenschaften/medizin belegen, dass getreide/hülsenfrüchte/nachtschattengewächse unseren darm/immunsystem schädigen und damit für alle folgekrankheiten verantwortlich sind, deshalb ist die gesamte landwirtschaft außer bio-obst/kräuter überflüssig, d.h. brot/zucker/stärke/fleisch/fisch/milchzucker/käse/eier/tierische fette/pflanzliche öle belasten nur unnötig unsere verdauung und zestören unser immunsystem----jeder hat es in der hand, darauf zu verzichten und entgeht damit gleichzeitig der zusätzlichen vergiftung durch pestizide/glyphosat
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