Für die
Wintergerste stehen keine Saatgutbehandlungsmittel mit einer Zulassung gegen
Blattläuse als Virusvektoren mehr zur Verfügung. Deshalb gilt es durch pflanzenbauliche Maßnahmen die Infektion der Gerstenkeimlinge mit dem Gerstengelbverzwergungsvirus und dem Weizenverzwergungsvirus zu vermeiden. Die zuerst genannte Krankheit wird durch Getreideblattläuse, die zweite durch
Zikaden übertragen. Quellen für Infektionen sind
Gräser an Wegrändern und Böschungen sowie Ausfallgetreide und Maispflanzen.
Um eine
Übertragung der Viren durch Blattläuse und Zikaden zu verhindern, sollten das Ausfallgetreide rechtzeitig beseitigt und die Wegränder gemulcht werden. Je später die Wintergerste gesät wird, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Keimlinge infiziert werden. Deswegen sollte man mit der Aussaat der Wintergerste nicht vor dem 20. September beginnen, zumal die neueren Gerstensorten in der Regel nicht mit geringeren Erträgen bei später Aussaat reagieren.
Die Sorte Paradies hat eine Resistenz gegen das Gerstengelbverzwergungsvirus. Ein günstiger Nebeneffekt der späten Aussaat ist die geringere Verunkrautung mit
Ackerfuchsschwanz, Windhalm, Trespen-Arten und anderen im Herbst keimenden Unkräutern.
Das Gelbmosaikvirus (BaYMV) wird durch den Bodenpilz Polymyxa graminis übertragen. Größere, nesterweise Vergilbungen sind in Gerstenschlägen meist erst im folgenden Frühjahr zu sehen. Auf Befallsflächen sind frühe Aussaaten von Wintergerste zu vermeiden oder
Sommergerste anzubauen.
Eine weitere Maßnahme zur Schadensminderung ist der Anbau von resistenten Sorten. Resistenz gegen BaYMV Typ 1 (z. B. California, Paradies, SU Vireni,
KWS Higgins) bewirkt, dass auch die Auswirkungen einer Infektion mit BaYMV Typ 2 meist nur gering sind. Für nachweislich mit beiden Typen befallene Flächen sind doppelt virusresistente Sorten, z. B. KWS Memphis und Valerie zu empfehlen.
Informationen des Regierungspräsidium Stuttgart vom 06.09.2021)