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31.08.2022 | 09:49 | Aktueller Rat Pflanzenbau 

Winterraps: Anbau in Perfektion für ökologischen und ökonomischen Erfolg

Karlsruhe - „In unserer Region beginnt mit der jetzigen Aussaat des Winterrapses die neue Ackerbau-Saison,“ so das amtliche Beratungsteam im Landwirtschaftsamt Ravensburg berichtet über einen perfektionierten Anbau der Kultur.

Winterraps
(c) proplanta
Vereinzelt haben Betriebe die nun wieder vorhandene Bodenfeuchte genutzt und die Saatbettbereitung und die Aussaat schon durchgeführt. Hier ist aber noch keine Eile angebracht, nach den angekündigten Niederschlägen am Wochenende werden sich nach Abtrocknung auch nächste Woche noch gute Bedingungen für eine Saat ergeben.

Auch Septembersaaten brachten in den Vorjahren noch gute Erträge. Vielmehr wichtiger ist es den Boden zur Rapssaat optimal vorzubereiten, „Saatbett geht vor Saatzeit“. Achten Sie auf die Spätsaattauglichkeit Ihrer ausgewählten Sorte. Spätere Saatzeitpunkte vermindern auch die Problematik des „Überwachsens“ bei wärmeren Herbsttemperaturen vor dem Winter.

Durch gute Saatbedingungen in einen krümeligen und abgesetzten Horizont mit Anschluss an einen feuchten Unterboden schafft man sich Vorteile beim zügigen Auflaufen der Keimlinge und bei der Unkrautbekämpfung.

Unkräuter gezielt angehen:

Hierzu steht eine gewisse Auswahl und Wirkstoffen zur Verfügung, mit der sich die gängige Konkurrenz für die auflaufende Saat ausschalten lässt. Im Allgemeinen ist hierbei zu beachten, dass die üblicherweise durchgeführten Vorauflaufbehandlungen bzw. frühe Nachauflaufbehandlungen nur bei feuchten Bodenbedingungen ihre volle Wirkung entfalten können. Zu diesem frühen Zeitpunkt ist noch nicht erkennbar welche Unkräuter auftreten.

Im Sinne des integrierten Pflanzenschutzes ist es aber wichtig die vorkommenden Unkräuter zu kennen und hiergegen gezielt zu behandeln. Für eine Standardverunkrautung mit Kamille, Taubnessel, Ehrenpreis und Vogelmiere wird eine Applikation mit einem Produkt mit dem Wirkstoff Metazachlor (z.B. Fuego, Fuego Top, Butisan Top) empfohlen.

Im Sinne des Grundwasserschutzes sind beim Wirkstoff Metazachlor die Aufwandmengen eingeschränkt, um die Wirkstoffmenge von 500g/ha nicht zu überschreiten. Das in Fuego Top und Butisan Top (nur Nachauflauf) enthaltene Quinmerac bekämpft sicher Klettenlabkraut. Wird hierbei der Wirkstoff Clopyralid (Effigo und Runway) zugemischt, können Kamille und Kornblume sicher im Nachauflauf bekämpft werden.

Um Storchschnabel auszuschalten wird der Wirkstoff Dimethenamid-P eingesetzt, der in Butisan Gold und Butisan Kombi enthalten ist. Diese beiden Produkte haben außerdem eine gute Wirkung gegen Ackerfuchsschwanz und Storchschnabel.

In grundwassersensiblen Gebieten (Problematik mit Metazachlor) kann auf die Produkte Belkar und Synero 30 SL im Nachauflauf ausgewichen werden. Eine Aufsplittung von 0,25 l/ha Belkar + 0,25 l/ha Synero ab dem 2-Blatt-Stadium gefolgt von 0,25 l/ha Belkar solo im 6-Blatt-Stadium (mindestens 14 Tage Abstand) wird eine sichere Wirkung zeigen. Unbedingt die Mischbarkeit von Belkar und anderen Produkten beachten! Bei Unklarheiten bitte nachfragen.

Der Einsatz von Produkten mit dem Wirkstoff Clomazone ist nur dann empfehlenswert, wenn schwerer zu bekämpfende Unkräuter wie Ackerhellerkraut, Hirtentäschel und Wegrauke Resistenzen gegen die bereits erwähnten Wirkstoffe bzw. Produkte entwickelt haben. Hierbei gelten sehr hohe Auflagen zum Schutz der hier im Landkreis doch häufig vorkommenden Saumstrukturen (NT-Auflagen). Die besagten Problemunkräuter.

Zur Gräserbehandlung im späten Herbst bzw. Winter wird dann in einem der nächsten Warndienste informiert. Weitere Informationen sind in der Broschüre „Integrierter Pflanzenschutz 2022“ ab Seite 84 zu finden.

Praxistipp: Ein interessanter Ansatz, der noch in der Erprobung steckt, ist im Raps eine Untersaat mit Aufrechter Wicke, Bockshornklee oder Alexandrinerklee durchzuführen. Diese Komponenten wachsen parallel zum Bestand und sollen die Unkräuter/Ungräser unterdrücken und einen Erosionsschutz bieten. Außerdem findet eine Stickstoffbindung durch die Leguminosen im Herbst statt, über Winter frieren diese dann wieder ab. Im Frühjahr muss man die entsprechenden Flächen im Auge behalten.

Tierische Schädlinge:

Sobald die Witterung wieder feuchter wird, stellt der auflaufende Raps für Schnecken einen Leckerbissen dar. Um zu große Schäden vorzubeugen sollten die Felder nach der Saat regelmäßig auf Schnecken kontrolliert werden. Ein grobklutiges Saatbett bei schweren Böden, oder Mulchauflagen aus Ernteresten bietet ihnen einen idealen feuchten Unterschlupf und Schutz vor UV-Strahlung.

Deshalb muss die Überwachung besonders auf Mulchsaatflächen intensiv durchgeführt werden. Um diesen Unterschlupf zu simulieren und Schnecken anzulocken ist es angebracht feuchte Jutesäcke, Bretter, Dachziegel oder Schneckenfolien auf den Rapsfeldern direkt nach der Saat bis zum 6-Blatt-Stadium auszulegen (nicht im Randbereich). Dies besagt die Leitlinie zum Integrierten Pflanzenschutz im Raps.

Sobald eine Schnecke je Kontrollstelle beobachtet wird, ist der Bekämpfungsrichtwert erreicht. Für Flächen in Schutzgebieten, für die die IPSplus-Vorgaben gelten, müssen Sie pro Fläche zwei Kontrollstellen errichten und die Fänge dokumentieren. Zur Bekämpfung steht eine große Anzahl von Schneckenködern mit den Wirkstoffen Metaldehyd und Eisen-III-Phosphat zur Verfügung (siehe Seite 20 in „Integrierter Pflanzenschutz 2022“).

Eine ausschließliche Anwendung von Metaldehyd-haltigen Produkten kann Resistenzen fördern. Eisen-III-Phosphate sind hiervon nicht betroffen und sogar im ökologischen Landbau zugelassen. Oftmals reicht schon eine Randbehandlung von wo die Schnecken in den Bestand einwandern. Beachten Sie aber hierbei die Anwendungsbestimmung NT116 (kein Eintrag des Mittels in angrenzende Fläche wie Hecken, Wälder, Saumstrukturen...) von technischer Seite die Prüf- und Plakettenpflicht von schleppergetragenen oder aufgebauten Granulatstreuern Pflanzenschutzmittel wie z.B. Schneckenkorn (Düngerstreuer, Schneckenkornstreuer.

Weitere Schädlinge, die den jungen Rapspflänzchen zu Leibe rücken sind die Kleine Kohlfliege und der Rapserdfloh. Einen ersten geringen Schutz bieten Saatgutbeizen wie Lumiposa gegen die Kleine Kohlfliege und Buteo Start und Integral Pro gegen den Erdfloh. Die Bestände müssen regelmäßig auf Befall mit diesen, erkennbar am Lochfraß, kontrolliert und mit Gelbschalen überwacht werden.

Bis zum 3-Blatt-Stadium ist ab 10% zerstörter Blattfläche, oder ab dem 4- bis 6-Blatt-Stadium je Gelbschale zwischen 50 und 75 Erdflöhe in 3 Wochen gefangen werden. Auch hier gelten wieder die Vorgaben des Integrierten Pflanzenschutzes und in Schutzgebieten die Vorgaben von IPSplus beachtet werden. Hier ist beschrieben, dass bis 2ha Schlaggröße mindestens eine Gelbschale (mind. 20m vom Feldrand entfernt), bis 10h Schlaggröße eine weitere Gelbschale aufgestellt werden, und auf dem Dokumentationsblatt der Überwachungsmaßnahmen dokumentiert werden muss.

Interessant ist noch, dass die Erdflöhe nicht gezielt in die Gelbschalen fliegen, sondern zufällig hineinhüpfen. Deshalb: Gelbschalen etwas in den Boden eingraben, dann sind die Fänge erfolgreicher. Zur Bekämpfung stehen Pyrethroide der Klasse II zur Verfügung. Aufgrund der drohenden Resistenz dieser Wirkstoffklasse gegenüber den Erdflöhen und um einen Wirkstoffwechsel zu vollziehen wurden in diesem Jahr zwei Notfallzulassungen für die Insektizide Exirel und Minecto Gold mit dem Wirkstoff Cyantraniliprole vom BVL erlassen.

Dieser Wirkstoff darf nur einmal im Kalenderjahr im Raps angewendet werden, also entweder Exirel oder Minecto Gold. Wurde bereits Lumiposa gebeiztes Saatgut verwendet, gilt dies nicht als Anwendung und eine Insektizid-Behandlung mit Cyantraniliprole darf trotzdem durchgeführt werden.

(Informationen des Landkreis Ravensburg vom 26.08.2022)
LTZ Augustenberg
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