Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft

15.06.2019 | 04:42 | Weinhandel weltweit 

Winzer sehen neue Exportchancen nach China

Nierstein / Bernkastel-Kues - Rhein und Romantik beflügeln die Umsätze deutscher Winzer in China.

Weinmarkt
Manche Winzer verkaufen bis zu 90 Prozent ihrer Weine ins Ausland. Dazu müssen sie sich auf unterschiedliche Geschmacksvorlieben einstellen. In dieser Woche ist Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner mit Winzern in China und wirbt für deutschen Wein. (c) proplanta
Deshalb vertreibt Louis Konstantin Guntrum in Nierstein (Kreis Mainz-Bingen) die Weine seines Weinguts und der Kellerei für den chinesischen Markt mit Etiketten, die den Stil der 1950er und 1960er Jahre aufgreifen, mit bunten Farben und schönen Bildern. «Man muss sich jeden Markt genau anschauen», sagt Guntrum.

In dieser Woche möchte Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) «den heimischen Winzern Türen im bevölkerungsreichen China öffnen, wo das Interesse für Weine am Wachsen ist», wie das Ministerium vor Beginn der Reise am (heutigen) Donnerstag mitteilte.

Der Delegation gehören auch deutsche Winzer an wie Michael Schlink aus Bad Kreuznach an der Nahe. Gleich nebenan, in Guldental, liegt das Weingut von Klöckners Eltern. «China ist für deutsche Winzer ein Wachstumsmarkt», sagt Schlink. Auf dem Programm stehen Begegnungen mit chinesischen Unternehmen, ein Weinseminar und der Besuch von Supermärkten und Weinlagern. Die Winzer in der Delegation sollen bei den Abendempfängen an der deutschen Botschaft in Peking und im Generalkonsulat in Shanghai ihre Weine vorstellen.

«Ich hoffe, dass ich neue Kunden kennenlerne», sagt Schlink, für den China nach den USA der zweitwichtigste Markt ist. Dabei kommt er den chinesischen Weintrinkern auch geschmacklich entgegen und baut seinen Riesling nicht ganz so trocken aus wie für den deutschen Markt. Am meisten gefragt seien dort liebliche Weine, «auch viele Frauen mögen das». So langsam setze in China aber auch eine Nachfrage nach trockenen Weißweinen ein.

In der Exportstatistik deutscher Weine ist China in den vergangenen sechs Jahren vom achten auf den fünften Platz aufgestiegen. Mit 17 Millionen Euro (2018) liegt der chinesische Markt hinter den USA (71 Mio), den Niederlanden (28 Mio), Großbritannien und Norwegen (jeweils 27 Mio), aber noch vor Kanada (14 Mio), Schweden (13 Mio), Japan (11 Mio) und der Schweiz (9 Mio).

Insgesamt sank der Wert der aus Deutschland exportierten Weißweine im vergangenen Jahr um 0,4 Prozent auf 307 Millionen Euro, die Menge um 5,2 Prozent auf 1,009 Millionen Hektoliter. Die rückläufige Entwicklung führt die Geschäftsführerin des Deutschen Weininstituts (DWI), Monika Reule, auf die vergleichsweise geringe Ernte des 2017er Jahrgangs zurück.

In diesem Jahr haben die Winzer in Deutschland nach einer überdurchschnittlich guten 2018er Ernte mit 10,9 Millionen Hektolitern zumindest im ersten Quartal wieder mehr Wein exportiert: Beim Wert gab es ein Plus von 2,6 Prozent auf 67,3 Millionen Euro, die Exportmenge stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,1 Prozent auf 229.000 Hektoliter.

Das DWI unterstützt die Vermarktung im Ausland mit Büros in 14 Ländern, seit Januar auch in Moskau. Das Interesse an Wein nehme in Russland gerade deutlich zu, sagt die Leiterin des DWI-Büros in Moskau, Tatiana Böhm. «Es vergeht kaum eine Woche, in der in Moskau oder St. Petersburg nicht eine neue Weinbar eröffnet wird.»

Die Hauptanbaugebiete für den Export deutscher Weine liegen in Rheinland-Pfalz. Dabei erzielen Moselweine mit durchschnittlich 4,49 Euro je Liter im Ausland die höchsten Preise, gefolgt von der Pfalz (3,06 Euro) und Rheinhessen (2,73 Euro).

Einen Exportanteil von 90 Prozent hat an der Mosel das Weingut S.A. Prüm. «Die Mosel ist traditionell ein sehr exportorientiertes Anbaugebiet», sagt Winzerin Saskia Prüm und verweist auf die Wende zum 20. Jahrhundert, als Moselweine und Wein aus dem Rheingau in Europa gefragter gewesen seien als Bordeaux. Von den negativen Auswirkungen des Glykolwein-Skandals von 1985 habe sich der Export deutscher Weine inzwischen erholt.

Das Mosel-Weingut orientiert sich an den unterschiedlichen Geschmacksvorlieben im Ausland. «Da gibt es extreme Unterschiede», sagt Winzerin Prüm. Während in Schweden und Finnland sehr trockene Weine gefragt seien, werde der Export in die USA von Weinen mit ausgeprägter Restsüße bestimmt - «aber trocken ist im Kommen».

Die asiatischen Märkte wollten mit lieblichen Weinen und gereifteren Jahrgängen bedient werden. S.A. Prüm gehört dem Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) an. Der VDP-Adler als Markenzeichen spreche im Ausland die gehobene Kundschaft mit Weinwissen an, sagt Prüm und nennt neben dem Großhandel die Gastronomie sowie Fluggesellschaften, Kreuzfahrtschiffe und Fährlinien.

Aber auch kleinere Betriebe setzen auf ausländische Kundschaft, um ein Gegengewicht zum heftig umkämpften heimischen Markt zu erhalten. Jungwinzer Martin Koch vom Weingut Abthof in Hahnheim (Kreis Mainz-Bingen) spricht auf Fachmessen wie der ProWein in Düsseldorf ausländische Besucher an. Inzwischen hat er Exportkunden in Japan, China und seit kurzem auch in Australien gewonnen.

Koch will mit dem Grundsatz der Nachhaltigkeit überzeugen, bepflanzt einen Teil seiner Weinberge deswegen gezielt mit pilzwiderstandsfähigen neuen Rebsorten, kurz Piwi-Sorten genannt. «Ich spüre, dass die Offenheit dafür zunimmt», sagt Koch. Bislang gehen zehn Prozent seiner Weine in den Export. «Ein Drittel wäre schon ein gutes Ziel.»
dpa/lrs
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 Deutsche Winzer kommen im Exportgeschäft voran

 Absatz am deutschen Weinmarkt weiter gesunken

 Frankreich: Exporte von Wein und Spirituosen zurückgegangen

 Weinanbaugebiet Baden: Winzer trotz Sorgenfalten mittelfristig zuversichtlich

 Australiens Weinexporte schwächeln

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken