Der Hochschule zufolge stellt dieses noch sehr neue Prinzip eine „besonders vielversprechende“ Alternative zu den chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln dar.
Das
Bundeslandwirtschaftsministerium fördert das
Verbundprojekt „RNA-basierte Pflanzenschutztechnologien im Gartenbau“ mit insgesamt 700 000 Euro, wovon rund 400.000 Euro auf die Universität
Hohenheim entfallen. Wie diese am Dienstag (29.3.) weiter mitteilte, verfügen die „RNA-Biopestizide“ nicht nur über eine ähnliche Handhabung und Praktikabilität wie konventionelle Mittel.
Durch ihre hohe Spezifität schützten sie zudem andere Organismen wie Nützlinge und Bestäuber sowie die Umwelt. Aufgabe des Projekts sei die Weiterentwicklung eines RNA-basierten Sprayverfahrens, um dessen breitgefächerten Einsatz für einen nachhaltigen Pflanzenschutz zu ermöglichen.
Dabei werde ein natürlicher Mechanismus der Genregulation genutzt: Durch die sogenannte RNA-Interferenz würden gezielt Gene beziehungsweise die Herstellung ihrer Produkte abgeschaltet, erläuterte die Universität. Ausgangspunkt sei eine doppelstrangige RNA (dsRNA), die von der Zelle als „fremd“ erkannt und in kleinere Stücke zerlegt werde.
Dabei entstünden RNA-Einzelstränge, die sich an die dazu passende Boten-RNA (mRNA) bänden und so den Prozess stoppten, die genetische Information umzusetzen und für die Zelle nutzbar zu machen.
Präzises InsektizidWerde dsRNA, die Sequenzen von Genen der Krankheitserreger oder
Schädlinge enthalte, auf Pflanzen gesprüht, gelange sie über das Verdauungssystems in die Zellen des Insekts, wo gezielt dessen Gene stillgelegt würden.
Auf diese Weise werde ein „sehr präzises und wirkungsvolles Insektizid“ hergestellt, betonte die Hochschule und wies darauf hin, dass das
Erbgut der Pflanze oder des Schaderregers dabei nicht verändert werde. Der Universität Hohenheim zufolge wurde dieses Verfahren bislang vor allem unter Laborbedingungen entwickelt. Im Rahmen des Projekts solle die Praxistauglichkeit dieser neuen Technologie weiterentwickelt werden.
Dazu wolle das Forscherteam unter Realbedingungen die Stabilität der aufgesprühten RNA gegenüber Umwelteinflüssen wie Regen oder UV-Strahlung untersuchen und sie durch innovative Verkapselungstechnologien optimieren. Maßgeblich für die Wirksamkeit sei vor allem die Regenfestigkeit von Pflanzenschutzverbindungen.
Wenn eine Verbindung durch Regen oder Bewässerung schnell abgewaschen werde, sei der Schutz der Pflanze nicht mehr gewährleistet. Ziel sei es, auf diese Weise RNA-basierte Techniken, die keine gentechnisch veränderten Organismen (
GVO) erforderten, als innovatives, selektives Pflanzenschutzverfahren und als geeignete Alternative zum Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln im Gartenbau zu etablieren.