Dank des international knappen Angebots und entsprechend hoher Weltmarktpreise können sie diese derzeit jedoch gut vermarkten. Dieses Fazit zog gestern der Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands (WLV), Franz-Josef Möllers, anlässlich der traditionellen Ernte-Pressekonferenz des Verbands nahe Münster.
„Der Preis für Getreide ist stark von den Entwicklungen am Weltmarkt beeinflusst. Die teilweise stark unterdurchschnittlichen Getreideernten in unserer Region, in den Schwarzerdegebieten von der Ukraine bis Kasachstan, das Verbot von Weizenexporten aus der Russischen Föderation und die weltweite Spekulation haben die Preise für Getreide deutlich anziehen lassen. Das freut unsere Ackerbauern, während unsere Tierhalter sich auf steigende Futterkosten einstellen müssen“, so Möllers.
Die Ergebnisse der Getreide- und
Rapsernte 2010 wurden maßgeblich bestimmt durch einen langen Winter, ein kühles trockenes Frühjahr und die
Hitzewelle des Frühsommers. Die Trockenheit der Monate Juni und Juli führte bei Raps und Getreide insgesamt zu Einbußen in der Menge wie in der Qualität. Das unbeständige Wetter der letzten Wochen hatte zur Folge, dass Getreide vielfach getrocknet werden musste. Insgesamt wurde die Ernte 2010 den noch im Frühjahr bestehenden hohen Erwartungen nicht gerecht und war regional wie lokal in Qualität und Menge sehr uneinheitlich.
Der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband schätzt den durchschnittlichen Ertrag bei den regional wichtigsten Getreidearten Winterweizen,
Wintergerste und Triticale (einer Kreuzung aus Winterweizen und Winterroggen) auf ca. 70 dt/ha. Die Ernte liegt damit voraussichtlich etwa 9 Prozent unter Vorjahr und damit im Schnitt der letzten 5 Jahre. Die Erträge beim
Winterraps lagen bei 39 dt/ha, knapp 7 Prozent unter dem Ergebnis des Jahres 2009.
Vor dem Hintergrund der auch in diesem Jahr wieder starken Preisausschläge an den weltweiten Getreidemärkten erneuert der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband seine Forderung nach Einführung einer steuerlichen Risikoausgleichsrücklage für die heimische Landwirtschaft. „Wir sind bereit, nach dem weitgehenden Rückzug des Staates aus der Markt- und Preispolitik mehr Verantwortung für die eigenbetriebliche Risikovorsorge zu übernehmen. Wir erwarten jedoch, dass die Bundesregierung uns dazu ähnliche Instrumente in die Hand gibt, wie sie für die Versicherungswirtschaft bereits existieren“, umriss WLV-Präsident Möllers abschließend die Erwartungen der Landwirtschaft. (wlv)