Aus Sicht des Experten ist nach dem zügigen (partiellen) Reihenschluss inzwischen überall ausreichend Blattmasse vorhanden um diese Maßnahme durchzuführen.
Ab sofort gilt es die Blattkrankheiten im Auge zu behalten. Das derzeit feucht warme Klima ist sehr günstig für Infektionen der Zuckerrübe mit Blattkrankheiten wie z.B.
Cercospora. Deshalb sollten die Zuckerrübenschläge ab sofort im Abstand von 2-3 Tagen kontrolliert werden.
Wir müssen in diesem Jahr auf Grund der Witterung von einem frühen Befallsbeginn ausgehen. Die Gefahr von Cercosporabefall bei Rübenschlägen neben letztjährigen Rübenschlägen ist deutlich erhöht. Bitte solche Schläge intensiv kontrollieren. Die Bekämpfungsschwelle liegt bis zum 01. August bei 5% befallenen Blättern in der Summe aller Krankheiten. Bei einer Überschreitung dieser Schwelle muss unverzüglich eine Behandlung in den frühen Morgenstunden durchgeführt werden.
Letztjährig haben insbesondere Mittel mit einem hohen Anteil des Wirkstoffes Epoxiconazol (z.B. Rubric, Duett Ultra, etc.) eine verhältnismäßig gute Wirkung aufgezeigt. Diese sollten bei der ersten Spritzung zum Einsatz kommen um die bestmögliche Krankheitseindämmung zu Befallsbeginn gewährleisten zu können. Im gesamten Beratungsgebiet wurden Resistenzen von Strobilurinen gegenüber Cercospora festgestellt. Bei entsprechenden Präparaten (z.B. Juwel, Ortiva, etc.) ist demnach von keiner Wirkung gegen Cercospora auszugehen.
Das Produkt
Tridex Raincoat DG (750 g/kg Mancozeb) hat für diese Saison eine Notfallzulassung ab 15.06. bekommen und darf 3mal mit 2,0 kg/ha im Abstand von 14 Tagen in Zuckerrüben eingesetzt werden. Bei Tridex handelt es sich wie um ein Kontaktfungizid. Das heißt das Mittel schützt den vorhandenen Blattapparat vor Neubefall, kann aber vorhanden Infektionen nicht eindämmen. Auf Grund der letztjährig guten Erfahrungen empfehlen wir grundsätzlich die Zugabe von Tridex zum „klassischen“ Fungizid bereits ab der ersten Behandlung.
Wie vergangenes Jahr treten bei Zuckerrüben vereinzelt bakterielle Blattflecken (Pseudomonas) auf. Diese sind mit Fungiziden nicht bekämpfbar und verursachen auch keine mit Pilzinfektionen vergleichbaren Schäden. Das Problem bei Pseudomonas ist, dass sie leicht mit Cercospora verwechselt werden kann. Deshalb ist eine genaue Kontrolle erforderlich. Nur wenn in den Nekrosen/Blattaufhellungen kleine schwarze Pünktchen zu sehen sind (Sporenlager), handelt es sich um Cercospora. Um den Befall feststellen zu können wäre der Einsatz einer Lupe sinnvoll.
(Informationen des Landkreis Karlsruhe vom 17.06.2020)