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16.12.2008 | 03:32 | Zuckerrübenkampagne 2008 

Zuckerrüben: Sehr guter Ertrag und Zuckergehalt

Friedrichsdorf/Ts. - Bedingt durch die EU-Zuckermarktreform und die damit verbundenen Preissenkungen und Quotenrückgaben ist die Zuckerrüben-Anbaufläche in Hessen deutlich gesunken.

Zuckerrüben: Sehr guter Ertrag und Zuckergehalt
"2007 wurden in Hessen noch 16.661 Zuckerrüben angebaut, im Jahr 2008 nur noch 14.525 Hektar. Somit verringerte sich die Anbaufläche gegenüber dem Vorjahr um 12,8 Prozent." Diese Zahlen nannte der Präsident des Hessischen Bauernverbandes, Friedhelm Schneider, letzte Woche beim Pressegespräch in der Zuckerfabrik Wabern. Noch stärker zurückgegangen sei im gleichen Zeitraum die Zahl der Rübenanbauer, und zwar von 2.642 auf 2.022. Das entspreche einem Rückgang von 23,5 Prozent.

Da die Zuckerrübe im Vergleich zu anderen Feldfrüchten die höchsten Deckungsbeiträge erbringe, seien die politisch bedingten Produktionseinschränkungen für die betroffenen Betriebe sehr schmerzlich. Denn diese Erlöseinbußen könnten durch den Anbau anderer Kulturpflanzen nicht kompensiert werden. Bei einem sehr guten Durchschnittsertrag von 64 Tonnen Rüben und einem durchschnittlichen Zuckergehalt von 18,6 Prozent würden die hessischen Rübenanbauer in diesem Jahr voraussichtlich 173.000 Tonnen Zucker erzeugen.

Präsident Schneider wies in diesem Zusammenhang auch auf die Umweltleistungen der Zuckerrübe hin. Auf einem Hektar würden 18.500 Kilogramm des klimaschädlichen Kohlendioxids gebunden und 13.500 Kilogramm Sauerstoff freigesetzt. Der von einem Hektar Rüben gewonnene Zucker entspreche dem Jahresverbrauch von 360 Menschen. Der Sauerstoff reiche 70 Menschen ein Jahr lang zum Atmen. Alternativ könnte man von einem Hektar Rüben etwa 6.500 Liter Bioethanolkraftstoff herstellen. Damit könne ein Auto etwa 70.000 Kilometer zurücklegen. Eine weitere Alternative wäre die Gewinnung von Biogas aus Zuckerrüben. Hier gebe es erste Ansätze.


Ressourcenschonende Produktion, höchste Umwelt- und Sozialstandards

„Vor dem Hintergrund unserer modernen, ressourcenschonenden Produktionsmethoden sowie den weltweit höchsten Umwelt- und Sozialstandards ist es nicht nachvollziehbar, dass der Zuckerrübenanbau in Europa deutlich eingeschränkt wurde, zugunsten einer massiven Produktionsausweitung bei Zuckerrohr insbesondere in Brasilien“, kritisierte Präsident Schneider. Dort werde zum Teil unter unmenschlichen Arbeitsbedingungen, nach großflächigen Urwaldrodungen und ohne Rücksicht auf Natur und Umwelt produziert. Die deutschen, vor allem auch die hessischen Rübenanbauer hätten durch freiwillige Quotenrückgaben und Quotenkürzungen einen entscheidenden Beitrag für einen ausgeglichenen Zuckermarkt geleistet. Weitere Anbaueinschränkungen könnten nicht hingenommen werden. Die süddeutschen Zuckerrübenanbauer und Südzucker hätten sich wie die meisten anderen europäischen Regionen an der freiwilligen Quotenrückgabe beteiligt.
 
EU-weit sei eine Quote von 5,6 Millionen Tonnen Zucker freiwillig zurückgegeben worden. Diese Menge müsse in vollem Umfang auf die Zielvorgabe der EU-Kommission von 6 Millionen Tonnen angerechnet werden. Auch dürfe im Rahmen der WTO-Verhandlungen die Anpassung der Zollsätze nicht über die Reformbeschlüsse der Zuckermarktordnung hinausgehen. Die EU-Kommission habe beschlossen, dass im laufenden Zuckerwirtschaftsjahr 400.000 Tonnen Industriezucker zollfrei importiert werden können. Dieser Beschluss sei kontraproduktiv, denn die europäische Zuckerwirtschaft und die Landwirte seien in der Lage, den wachsenden Industriezuckermarkt aus heimischer Erzeugung zu bedienen.

„Nachdem die Zuckerfabrik Groß-Gerau im vergangenen Jahr geschlossen wurde, sind wir froh mit der Zuckerfabrik Wabern der Südzucker AG wenigstens noch ein leistungsfähiges Verarbeitungsunternehmen für Zucker in unserem Bundesland zu haben. Die Zuckerrübe ist für viele hessische Betriebe ein wichtiges Standbein“, hob Präsident Schneider hervor. Damit dies so bleibe, brauche man leistungsfähige Verarbeitungseinrichtungen, aber auch alternative Verwertungsmöglichkeiten, wie zum Beispiel Bioethanol und Biogas. Ganz wesentlich seien in diesem Zusammenhang aber auch verlässliche agrarpolitische Rahmenbedingungen. Dazu gehöre zum Beispiel auch eine EU-Pflanzenschutzgesetzgebung mit Augenmaß.

„Mit durchschnittlich mehr als 64 Tonnen Rübenertrag je Hektar mit 18,7 Prozent Zuckergehalt und guter Verarbeitungsqualität ist ein sehr gutes Ernteergebnis zu verzeichnen“, stellte der Vorsitzende des Verbandes der Zuckerrübenanbauer Kassel, Landwirt Georg Koch aus Wabern-Udenborn, erfreut fest. In seinen Augen war es eine traumhafte Kampagne mit optimalen Lagerbedingungen. „Die Zuckerrübe hat in unserem Verbandsgebiet auch weiterhin eine wichtige Funktion, nicht nur aus Fruchtfolgegründen, sondern auch zur Stabilisierung der Wirtschaftlichkeit der Ackerbaubetriebe ist sie notwendig“, betonte Georg Koch.
 
Durch die Veränderung der Zuckermarktordnung seien die Rübenpreise zwar drastisch gefallen, jedoch nicht so starken Schwankungen unterworfen wie andere Kulturen. Daraus folge eine gewisse Kalkulationssicherheit. Zuckerrüben hätten aufgrund ihres hohen energetischen Ertrages pro Hektar eine gute Chance, sich im Marktsegment der nachwachsenden Rohstoffe zu etablieren. In vielen Teilen der Welt gehöre Ethanol mittlerweile zu einem Standardenergieträger. Dies sollte auch in Deutschland und der Europäischen Union so werden“, sagte Vorsitzender Koch. (PD)
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