Schwerpunkt in der Jugendentwicklung ist neben dem ausreichenden oberirdischen Bestandesaufbau die Ausbildung eines leistungsfähigen Wurzelsystems. Damit sind die Pflanzen in der Lage, die verschiedensten Stressbedingungen des Winters zu bewältigen und haben im Frühjahr ideale Startvoraussetzungen.
In diesem Herbst waren die Wachstumsbedingungen für die
Winterungen besonders günstig. Zu zeitig bestellte Rapsbestände weisen oft eine übermäßige Entwicklung auf. Anders als im letzten Jahr konnte selbst Anfang September ausgesäter Raps bereits bis jetzt eine ausreichende Vorwinterentwicklung erzielen. Insbesondere in Verbindung mit zusätzlichen Herbststickstoffgaben sind bereits gegenwärtig beim Raps Sprossfrischmassen bis zu 4 kg/m² bzw. N-Aufnahmen von 150 bis 200 kg/ha anzutreffen. Das ist ein deutlicher Beleg dafür, dass Herbststickstoffgaben keine Standardmaßnahme darstellen. Unter günstigen Wachstumsbedingungen (ausreichende Bodenfeuchte, optimale Temperaturen) ist auch mit einer verstärkten N-Mineralisation zu rechnen.
Vielfach war zu beobachten, dass die hohen Augustniederschläge und oft schwierigen Erntebedingungen zu Verdichtungen insbesondere auf den Vorgewenden geführt haben. Die verzögerte Entwicklung der jungen Rapspflanzen auf derartigen Teilflächen belegt dies eindringlich. Durch bodenschonende Bereifung und spezielle Lockerungsmaßnahmen ist dem langfristig entgegenzuwirken, um Ertragsdepressionen zu vermeiden.
Es hat sich gezeigt, dass die Einbeziehung des im Vorwinter in der oberirdischen
Biomasse eingebauten Stickstoffs beim
Winterraps zu effizienteren Düngeempfehlungen führt. Die N-Aufnahme lässt sich einfach ermitteln. Möglich ist dies durch eine Bestimmung der gewachsenen Frischmasse je m². Zumindest an typischen Schlägen sollten dazu die Rapspflanzen an drei bis fünf Stellen auf jeweils einem m² oberhalb des Wurzelhalses abgeschnitten und gewogen werden. Wie entsprechende Untersuchungen belegen, kann bei einer Frischmasse von einem kg/m² mit einer Aufnahme von 50 kg N/ha gerechnet werden. Eine Beprobung zum Ende der Vegetation gibt bereits einen guten Überblick zur speziellen Situation im Betrieb.
Das in der zweiten Septemberhälfte ausgesäte Getreide hat sich bis jetzt gut entwickelt und bestockt. Parallel zur Ausbildung von Bestockungstrieben setzte die Ausbildung des sekundären Wurzelsystems ein. Verspätet ausgesätes Wintergetreide kann oft bis zum Vegetationsende keine Bestockungstriebe ausbilden. Hier tragen nur die bis dahin ausgebildeten Keimwurzeln zur Wasser- und Nährstoffversorgung bei. Abnehmende Tageslänge und sinkende Temperaturen wirken insgesamt der Ausbildung eines leistungsfähigen Wurzelsystems entgegen. Geringe Substanzbildung bedeutet außerdem, dass nur minimale innerpflanzliche Reserven vorhanden sind. Deshalb bedürfen diese Bestände zu Vegetationsbeginn besonderer Aufmerksamkeit.
Quelle: Dr. Schliephake / LfULG Dresden