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29.01.2010 | 09:50 | Schweineproduktion  

„Fokus Schwein Münsterland“: Ferkel- und Mastschweinepreise steigen!

Münster - 350 Gäste konnte Dr. Josef Luislampe, Geschäftsführer von Haneberg & Leusing, am vergangenen Mittwoch (27.01.2010) beim „Fokus Schwein Münsterland“ in der Bürgerhalle Coesfeld, Nordrhein-Westfalen begrüßen.  

Schweinepreise
(c) proplanta
ISN-Vorstandsmitglied August Rietfort führte in das Tagungsthema ein: „Schweinemarkt 2010: Herausforderungen und Potentiale!". Steigende Schlachtzahlen und sinkende Schweinebestände sind für ihn Grund zur Annahme, dass der durchschnittliche Schlachtschweinepreise für das laufende Jahr über 1,50 EUR /kg SG liegt! „Der Markt wird seinen Weg gehen“, lautet seine Einschätzung. Enttäuscht ist er von der neuen VDI-Richtlinie zu Emissionen und Immissionen in der Tierhaltung. Die neuen Geruchsemissionswerte seien ohne wissenschaftliche Begründung ausgerechnet bei der Schweinehaltung um bis zu 50% erhöht worden. „Das ist Verhinderungspolitik gegen Schweineställe“ so der Mäster. Des Weiteren werde der Ammoniakleitfaden -ohne bundesrechtliche Verankerung- insbesondere im Kreis Coesfeld schon sehr strikt angewandt.

Björn Markus von derBröring Unternehmensgruppe in Dinklage berichtete über sein Spezialgebiet die Ferkelaufzucht. Der Traum vieler Ferkelerzeuger von 30 abgesetzten Ferkel habe Konsequenzen: „Je größer die Würfe, desto mehr Probleme sind im Flatdeck zu erwarten!“. Mit steigender Streuung der Absetzgewichte sei eine Multiphasenfütterung empfehlenswert: „für die Kleinsten nur vom Feinsten“. Denn nicht die Kosten je kg Zuwachs seien maßgeblich für den wirtschaftlichen Erfolg, sondern der „Futtergewinn“ je Ferkel. Dieser setzt wie folgt zusammen: Zuwachs x aktueller Ferkelpreis in kg LG - Futterkosten je Ferkel. Obwohl immer mehr Ferkel abgesetzt werden, wurden oftmals die Kapazitäten im Flatdeck noch nicht angepasst. Ein zu geringes Platzangebot ist die Folge.

Ergänzt wurde das Thema Mastferkel von Dr. Thomas Voss, praktizierender Tierarzt aus Sögel. Er analysierte die „Erfahrungen mit dänischen Exportferkeln aus tiergesundheitlicher Sicht“. Seine Ausführungen lieferten sowohl für die Sauenhalter als auch für Mäster einige neue, wertvolle Erkenntnisse. Zu den typischen Erkrankungen zählen APP, Dysentrie und PIA. Bei einem akuten Ausbruch mit 100 betroffenen Tieren belaufen sich allein die Tierarztkosten schnell auf bis zu 7,36 €/Schwein. „Weitere Faktoren wie die erhöhte Ausfallrate, schlechtere Futterverwertung und weniger Durchtriebe drücken ebenfalls den Unternehmergewinn“, erklärte Dr. Voss.

Einen weiteren Praxisbericht lieferte ISN-Beiratsmitglied Markus Jeiler aus Dülmen in NRW. Er investierte als Mäster vor fünf Jahren in die Ferkelerzeugung und zog eine durchwachsene Bilanz: „Die Ferkelerzeugung ist und bleibt ein interessanter Betriebszweig, aber der zum Investionsstart erhoffte Mehrerlös hat sich nicht ergeben“. Erfreulich seien aber die gewonnene Unabhängigkeit und die erreichten biologischen Leistungssteigerungen. Trotzdem wäre rückblickend für den Betrieb Jeiler eine Investition in die Schweinemast wirtschaftlich lukrativer gewesen.

Wie sich die betriebswirtschaftlichen Rahmenbedingungen darstellen, erläuterte Ruth Beverborg von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Sie plädierte für ein „gesundes Wachstum“. Dafür sei es wichtig „den Blick nicht nur auf biologische Leistungen zu richten, sondern zu sehen was unter dem Strich übrig bleibt“. Zum Teil seien erhebliche Einkommensreserven im Unternehmen, so zeige die Auswertung der Buchführungsergebnisse einen Unterschied im Unternehmensgewinn zwischen erfolgreichen und weniger erfolgreichen Schweinehaltern von bis zu 80.000 €/Jahr.

Ob das gesamtwirtschaftliche Umfeld überhaupt zu den eigenen Plänen und Erwartungen passt, zeigte ISN-Geschäftsführer Detlef Breuer auf: „Deutscher Schweinemarkt - Gewinner oder Verlierer?“ Im Nordwesten Deutschlands wuchsen die Bestände in den letzten 10 Jahren um 620.000 Schweineplätze, in Süddeutschland schrumpften die Bestände um fast 500.000 Tierplätze. „Der intensive Wettbewerb ums Schwein“ beschere uns in diesem Sommer Schweinepreise um die 1,50 €/kg SG. Denn der Bau von neuen Schweineställen könne mit dem Expansionstempo der Schlachtbetriebe zurzeit nicht mithalten. Auch die Ferkelerzeuger könnten zum Frühjahr Ferkelpreise von 45 € „plus“ erwarten, ist Detlef Breuer überzeugt.

Die anschließende Podiumsdiskussion mit interessanten Beträgen wurde von Herbert Heger, Boehringer Ingelheim Vetmedica, geleitet. Veranstalter des Fokus Schwein sind die Bröring Unternehmensgruppe, Boehringer Ingelheim Vetmedica und die ISN. (ISN)
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