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08.06.2019 | 04:50 | Fangquoten 

2020: Institut für Ostseefischerei rechnet nicht mit Fangstopps

Negast - Zu völligen Fangverboten für Dorsch und Hering in der Ostsee wird es nach Ansicht des Chefs des Instituts für Ostseefischerei, Christopher Zimmermann, 2020 nicht kommen.

Ostseefischerei 2010
Die Kutter- und Küstenfischer an der Ostsee sind aufgeschreckt. Wissenschaftler empfehlen erneut Fangeinschränkungen für die wichtigsten Fischarten Dorsch und Hering. Doch den wissenschaftlichen Empfehlungen folgte die Politik noch nie. (c) proplanta
In den vergangenen 30 Jahren sei wissenschaftlichen Empfehlungen für Fangstopps nicht einmal gefolgt worden, sagte er am Freitag auf dem Fischereitag des Landesverbandes der Kutter- und Küstenfischer in Negast bei Stralsund.

Der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) hat erneut empfohlen, die Fangquoten drastisch zu reduzieren,  bis hin zu einem Fangverbot für Hering in der westlichen und für Dorsch in der östlichen Ostsee.

Zimmermann sagte, der ICES müsse die Schließung angesichts der Bestandsentwicklung empfehlen. Allerdings: Selbst wenn die Fischerei in der östlichen Ostsee eingestellt werden würden, würde sich der Dorschbestand in den nächsten sechs bis sieben Jahren nicht erholen, sagte er.

Das Fischen zu beenden, sei aber das einzige, was der Mensch kurzfristig tun könne, um die Fischbestände zu erhalten. Klimawandel und Umweltverschmutzung seien nicht einfach zu stoppen.  

Die Kutter- und Küstenfischer sehen sich in einer dramatischen Situation. Der Vizepräsident des Deutschen Fischereiverbandes, Dirk Sander, meinte, die Fischer würden die nächsten fünf Jahre nicht überstehen. An die Politik gewandt sagte er: «Sie sollte den Mut haben zu sagen «Ich kann euch nicht am Leben erhalten, dann helfe ich euch wenigstens beim Sterben».»

Die älteren Fischer sollten in Rente gehen können, den jungen der Ausstieg erleichtert werden, etwa mit Abwrackprämien für die Fischereifahrzeuge. Fischer Uwe Krüger aus Ahlbeck auf Usedom sagte, er habe früher 100 Tonnen Hering im Jahr gefangen, jetzt noch eine Tonne.

Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus (SPD) plädierte dafür, die Tradition der küstennahen Fischerei zu erhalten. Er schlug vor, die Fangquoten ganz abzuschaffen und stattdessen Maßnahmen zu mehr Nachhaltigkeit wie Laichschonzeiten und Schongebiete einzuführen, um die Bestände zu stabilisieren.

Was die Fischer brauchten, sei vor allem Planungssicherheit. Zimmermann wandte ein, dass eine stabile Quote am Ende geringer sein müsse als eine jährlich angepasste Fangmenge. Über die neuen Fangquoten für 2020 entscheidet der Rat der EU-Fischereiminister im Oktober.

Backhaus zufolge werden in Deutschland pro Jahr 1,2 bis 1,25 Millionen Tonnen Fisch vermarktet. Nicht einmal zehn Prozent davon kämen aus eigenem Aufkommen. In Mecklenburg-Vorpommern sei die Zahl der Haupterwerbsfischer von 1.350 zur Wende auf 236 gesunken. Der Heringsfang verringerte sich von 100.000 auf unter 10.000 Tonnen.
dpa
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