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25.11.2021 | 12:56 | Schweineseuche 

Afrikanische Schweinepest auch bei Wildschwein in MV

Schwerin - Die gefürchtete Afrikanische Schweinepest ist erstmals in Mecklenburg-Vorpommern bei einem Wildschwein nachgewiesen worden.

ASP bei Wildschwein
Zehn Tage nach dem ersten Fall von Afrikanischer Schweinepest in einem Stall in MV ist das gefürchtete Virus jetzt auch erstmals bei einem Wildschwein nachgewiesen worden. Die Behörden versuchen, den Schaden zu begrenzen. Allerdings ist der Fund eine Woche her. (c) proplanta
Eine Woche nach dem Fund des toten Frischlings soll an diesem Freitag ein Zaun in einem Abstand von drei Kilometern rund um den Fundort gezogen werden, um die Ausbreitung des Virus durch andere Wildschweine zu verhindern. Innerhalb des Zaunes sollen alle Schwarzkittel erlegt und entsorgt werden, kündigte Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) am Donnerstag an.

Der infizierte Frischling war im Rahmen einer Drückjagd von Treibern tot gefunden worden, berichtete der Minister. Eine Sprecherin sagte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur, dass der Fund bereits am vergangenen Freitag gemacht worden sei.

Auf die Frage, warum der Nachweis des Virus bis Mittwoch dieser Woche dauerte, erklärte sie, da es keinen konkreten Verdacht gegeben habe, sei die Probe von dem Tier im Labor nicht vorrangig behandelt worden.

Seit dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest in einem Stall mit 4.000 Tieren in Lalendorf (Landkreis Rostock) am 15. November wurden zahlreiche Proben von Wildschweinen ins Labor gebracht. Jetzt werde die komplette Strecke - also alle erlegten Wildschweine - der Drückjagd untersucht, hieß es weiter. Das Ergebnis stehe noch aus.

Nun komme es darauf an zu verhindern, dass das Virus aus dem Gebiet heraus gelangt, sagte der Minister. Nach Worten von Stefan Sternberg (SPD), Landrat des Landkreises Ludwigslust-Parchim, wird unter anderem mit speziell ausgebildeten Hunden und einer Drohne im Umfeld des Fundortes nach möglichen weiteren Kadavern von Wildschweinen gesucht.

Der Landkreis habe einen Krisenstab eingerichtet, sagte Sternber. Es sei inzwischen der dritte neben dem Krisenstab infolge eines IT-Angriffs und dem für die Corona-Pandemie. Marnitz liegt unweit der Landesgrenze zu Brandenburg in der Nähe der A24. Die Behörden im Nachbarbundesland seien informiert. MV ist das dritte Bundesland nach Brandenburg und Sachsen, in dem die Tierseuche nachgewiesen wurde.

Neben der Kernschutzzone werde der Landkreis ein größeres Überwachungsgebiet ausweisen, sagte Backhaus weiter. Dort würden die Hausschweinbestände besonders beobachtet. Die Behörden gehen den Angaben nach davon aus, dass es in dem Gebiet 106 Hausschweinbestände mit zusammen 25.000 bis 30.000 Tieren gibt. Acht dieser Betriebe hätten mehr als 100 Schweine. Bisher lägen keine Hinweise vor, dass Haustierbestände in der Region von der Afrikanischen Schweinepest betroffen seien.

Erst Anfang vergangener Woche war das gefürchtete Virus, das für Schweine tödlich, für Menschen aber ungefährlich ist, in einem Mastbetrieb in Lalendorf im Landkreis Rostock nachgewiesen worden. Alle rund 4.000 Tiere in dem Stall wurden getötet und entsorgt.

Untersuchungen von Wildschweinen in der Gegend erbrachten laut Minister Backhaus keinen Hinweis auf Afrikanische Schweinepest in der dortigen Population. Sie könnten geschlachtet und verarbeitet werden. Das Fleisch müsse aber erhitzt, also zum Beispiel zu Dosenprodukten verarbeitet werden.

Bisher ist unklar, wie das Virus in die Stallanlage in Lalendorf gelangt ist. Der Abschlussbericht der Epidemiologen stehe noch aus, sagte der Minister. Lalendorf und Marnitz liegen Luftlinie etwa 60 Kilometer voneinander entfernt. Wildschweine sind laut dem Wildtierportal Bayern grundsätzlich sehr standorttreu, sie können aber auch Strecken über mehrere Kilometer zurücklegen. «Große Wanderungen, über die in Untersuchungen immer wieder berichtet wird, finden aber in der Regel nicht in einer Nacht statt, sondern vollziehen sich über einen längeren Zeitraum, wenn zum Beispiel Jungtiere abwandern.»

Nach Ansicht des Deutschen Jagdverbands deutet vieles darauf hin, dass Menschen die Tierseuche eingeschleppt haben. Dies gelte auch für den Ausbruch vor zehn Tagen in der abgeschotteten Schweinemastanlage im Landkreis Rostock, teilte der Verband mit. Er forderte, dass die Biosicherheit ernster genommen und strenger kontrolliert werde.

Lebensmittelreste aus Schweinefleisch könnten das hochinfektiöse ASP-Virus enthalten und weitere Tiere anstecken. «Rastanlagen an Transitstrecken sollten deshalb gezäunt, Mülltonnen grundsätzlich verschlossen sein», verlangten die Jäger. Bauern mit Schweinehaltung sollten demnach verstärkt auf Hygiene achten. «Das Virus überlebt selbst im Schlamm eines Radkastens oder an der Kleidung über 100 Tage.»
dpa/mv
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