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11.08.2010 | 01:00 | Bienenschutz  
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Bienen durch Pestizide bedroht - Verbot gefordert

Berlin - Naturschützer und Imker schlagen Alarm: Das massenhafte Bienensterben durch Pestizide auf Feldern und Äckern gehe weiter.

Bienen durch Pestizide bedroht - Verbot gefordert
(c) proplanta
Der Einsatz hochgiftiger Chemikalien in der Landwirtschaft müsse verboten werden, sagte der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Hubert Weiger, am Dienstag in Berlin.

Der BUND fordert nun zusammen mit dem Berufsimker-Bund eine Anhörung im Bundestag. Dass es den Bienen schlecht gehe - «das ist eine rote Warnlampe der Natur». Die Vielfalt der Pflanzenarten sei gefährdet. 70 bis 80 Prozent aller Pflanzen seien auf die Bestäubung durch Bienen und andere Insekten angewiesen. «Die Bienen sterben leise», sagte der Präsident des Imker-Bundes, Manfred Hederer. Die Tendenz sei «weiter grausam».

Während 1991 noch rund 1 Million Bienenvölker ausflogen, seien es im Vorjahr nur noch 600.000 bis 700.000 gewesen. Der Schaden allein durch 100.000 fehlende Völker liege bei etwa 45 Millionen Euro. Allerdings ist auch die Zahl der Imker in Deutschland stark zurückgegangen. Bienen würden im Gegensatz zu früher jetzt das ganze Jahr über sterben, sagte Hederer. Er forderte ein Umdenken in der Landwirtschaft.

In der Kritik steht vor allem die Gruppe der Neonicotinoide. Dazu gehört das Insektizid Clothianidin, ein chemisch verändertes Nervengift. Es sei für Bienen und andere Insekten hochgefährlich, erläuterte BUND-Chemieexperte Heribert Wefers. Damit werden zum Beispiel Mais-Saatkörner behandelt, um Schädlinge abzuwehren. Das Gift sei wasserlöslich und wirke systemisch, verteile sich also in der gesamten Pflanze. Kommen Bienen nun damit in Berührung, sterben sie nicht nur sofort. Sie können auch Orientierung und Geruchssinn verlieren und langsam verenden.

Agrargifte gefährdeten aber auch andere Insekten sowie Vögel und Kleintiere. Auch für Menschen wäre ein Verbot der Pestizid-Gruppe hilfreich. Einige Mittel aus der Gruppe der Neonicotinoide wie Thiacloprid stünden im Verdacht, beim Menschen Krebs auszulösen, so Wefers. Besonders die Langzeitfolgen seien bei der Zulassung nicht ausreichend bedacht worden, kritisierten die Fachleute.

2008 waren laut BUND in Süddeutschland etwa 20.000 Bienenvölker durch Clothianidin getötet oder schwer geschädigt worden. Nachdem es nach dem Massensterben verboten wurde, werde es nun wieder eingesetzt. BUND-Chef Weiger machte «die Agrarlobby» für die erneute Zulassung verantwortlich. Mindestens drei weitere Neonicotinoide, die Grundbestandteil von Mitteln zur Schädlingsbekämpfung sind, schädigten Artenvielfalt und Gewässer.

Die Zulassungsprüfungen für Pestizide müssten verschärft werden. Weiger forderte eine Gesamtstrategie, wie mit weniger Pestiziden auszukommen ist. Derzeit würden 28.000 bis 30.000 Tonnen im Jahr eingesetzt. Der Deutsche Bauernverband wies in einer Erklärung darauf hin, dass Pflanzenschutzmittel zu den am besten untersuchten Stoffen gehörten. Bei Zulassung und Anwendung seien sie streng reglementiert. Dieses Zulassungsverfahren sichere einen hohen Bienenschutz, hieß es. Der landwirtschaftliche Berufsstand pflege gute Kontakte zu Imkern. So legten Landwirte auch Blühstreifen, die ein guter Futterplatz für Bienen seien. (dpa)
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Kommentare 
Honigbiene schrieb am 11.08.2010 07:42 Uhrzustimmen(41) widersprechen(78)
Der Kommentar des Bauernverbandes ist doch schlicht eine Weitergabe der Interessen der Hersteller von Pflanzenschutzmitteln. Sollte man sich nicht auf die Erfahrungen der Bauern vor ca 50 Jahren erinnern und eine sorgfältige Fruchtfolge auf den Feldern anwenden? Dann brauchen wir keine systemisch wirkenden Mittel, die nicht nur Zielschädlinge, sondern alle Lebewesen und unser Trinkwasser belasten. Die Folgen werden wie immer zu spät anerkannt. Die Chemiekonzerne, wie z.B. Bayer, kann über seinen Medikamenten-Herstellung die Folgekrankheiten der belastenden PS-Mittel zusätzlich einen guten Gewinn einstreichen. Der Kreislauf ist für solche Bereiche geschlossen, aber auf Kosten aller. Warum verschließen sich unsere Bieneninstitute weiter dieser Thematik. Wie vorteilhaft ist doch das Vorhandensein der Varroa als Alibi für das Bienensterben!! "Die Imker sind in ihrer Arbeitsweise mit der Varroa überfordert" Es müssen immer neue, wieder aus Steuermitteln bezahlte Schulungen von Institutsmitarbeitern durchgeführt werden, um doch nochmals die Zeit der Beiz- und Spritzbehandlungen auf den Feldern draußen wieder um Jahre herauszuschieben.!! Wie gut, dass es eine Risikoüberwachungsbehörde gibt!!
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