Derzeit fliegen die gelb-schwarzen Honigsammlerinnen zwar noch nicht auf der Suche nach Blüten umher, im Bienenstock sind die Immen jedoch schon aktiv beim Brutgeschäft, berichtet der Landvolk-Pressedienst. Redelf Ennen, Vorsitzender im Landesverband der Imker Weser-Ems, hat seine Völker sogar schon beim sogenannten Reinigungsflug beobachtet, auch wenn sie ihre Flugaktivitäten aufgrund der kühleren Witterung zunächst wieder eingestellt haben. Sobald die Temperaturen rund zehn Grad erreichen, werden die Bienen wieder in die Wälder und auf die Wiesen schwirren können. Die
Bienenvölker der rund 8.200 Imker in Niedersachsen dürften den Winter gut überstanden haben, wobei ihnen die lang anhaltende Kälte sogar gut getan hat. „Die Bienen kommen dadurch länger zur Ruhe“, erklärt Ennen. Fünf bis zehn Prozent Verluste, etwa durch Krankheiten, Störungen oder den Verlust der Königin, gelten allerdings als normal.
Nur durch die Pflege des Imkers können die Honigbienen den Herbst und den Winter überleben, wenn in der Natur nichts mehr blüht. Sie erhalten bis zum Frühjahr Saccaroselösung oder Futterteig. Dann benötigen die Immen die Blüten der frühblühenden Bäume wie Hasel oder Erle sowie die Obstbaumblüte als sogenannte „Entwicklungstracht“ zur eigenen Stärke. Erst im Anschluss wandeln sie normalerweise den Nektar des Rapses zu Honig um. Um das Nahrungsangebot der Natur bestmöglich für ihre Bienenvölker zu nutzen, reisen viele Imker der Vegetation nach: Zunächst ziehen sie ab etwa Ende April zur Obstbaumblüte ins Alte Land, dann zur Rapsblüte an die Küste oder in die Ackerbauregionen. Einige Imker fahren mit ihren Völkern auch bis nach Schleswig-Holstein oder Mecklenburg-Vorpommern, wo der Raps etwa zwei Wochen später blüht. Im Anschluss daran lockt es die Imker in Regionen mit vielen Ahorn-, Robinien oder Lindenbeständen, bevor die Heideblüte den Abschluss des „Bienenjahres“ krönt.
Dabei geht es jedoch nicht nur um die Ernte des begehrten Honigs, sondern auch um die Bestäubungsleistung der nützlichen Insekten. So schaffen die Bienen unter anderem beim Sammeln des Pollens der Kirsch-, Apfel- und Pflaumenblüten die entscheidende Vorraussetzung für eine erfolgreiche
Obsternte im Herbst. Denn nur aus bestäubten Blüten entwickeln sich die süßen Früchte. Umso wichtiger ist sowohl den Imkern als auch den Landwirten die gute Zusammenarbeit miteinander, betont Ennen. Er appelliert jedoch auch an die öffentliche Hand, die Anliegen der Imker noch häufiger zu berücksichtigen. So sollte etwa bei Pflegemaßnahmen öffentlicher Flächen – beispielsweise entlang von Autobahnen – oder bei der Anlage von Ausgleichsflächen vor allem auf Pflanzen und Gehölze geachtet werden, die als sogenannte Bienenweide in Betracht kommen. (LPD)