Doch es fehlt vielerorts in Deutschland am gedeckten Tisch - blühenden Pflanzen. Blütennektar ist das Grundnahrungsmittel der Honigproduzenten und unentbehrlichen Bestäuber.
«Ohne Nahrung können Bienen genauso wenig überleben wie Menschen», sagte Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) am Dienstag in Meckenheim bei Bonn. Er will Menschen in Stadt und Land für die Aktion «Bienen füttern» gewinnen. «Jeder Einzelne kann in seinem Garten und auf seinem Balkon etwas für die Bienen tun.»
Gefragt sind blühende Pflanzen in Gärten und Vorgärten, auf Balkonen und Terrassen. Dort soll ein blühendes, vielfältiges Buffet den Bienen helfen. Weg also mit zubetonierten Terrassen und Vorgärten voller Schotter und Kieselsteinen, zugeschnittenen Buchsbäumchen und Buddhafiguren. Stattdessen besser: Glockenblume, Katzenminze, Sommerflieder, Gemswurz, Jakobsleiter oder Johannisbeerstrauch in Beeten, Töpfen und Kübeln.
Eine Bienen-App des Bundesministeriums soll Verbrauchern beim Umdenken und dem Gang ins Garten-Center helfen. Das kostenlose Angebot enthält Informationen zu rund 130 bienenfreundlichen Pflanzen.
Deutschlandweit ziehen Garten-Center mit, wollen ihr Sortiment entsprechend ausweiten und Kunden auf bienenfreundliche Pflanzen und deren Blühzeiten hinweisen. «Bienen brauchen von Frühjahr bis Herbst Nahrung und entsprechende Pflanzen», erläuterte der Präsident des Verbands Deutscher Garten-Center (VDG), Peter Botz.
«Die App ist keine neue Biene Maja, aber sie setzt auf einen positiven Bezug zu Bienen», sagte Schmidt. Es gehe auch darum, die Bedeutung der Bienen klarzumachen und die Angst vor den Insekten zu nehmen. «Bienen sind keine Stecher, sondern Nahrungsmittelproduzenten und Bestäuber.»
Die
Bienenvölker liefern nicht nur Honig, sondern sind als Bestäuber auch für den Ertrag bei Nutzpflanzen wie Erdbeeren oder Äpfeln entscheidend. Ihre Wirtschaftsleistung durch Bestäubung sei auf rund zwei Milliarden Euro im Jahr zu veranschlagen, sagte Schmidt. «Die Biene ist nach Schwein und Rind das drittwichtigste Nutztier in Deutschland.»
Seit Jahren wird über ein verhängnisvolles
Bienensterben nicht nur in Europa berichtet. Nach Angaben der Landesanstalt für Bienenkunde an der Universität
Hohenheim in Stuttgart hat sich die Bienenpopulation inzwischen allerdings weltweit wieder etwas erholt. In Deutschland gibt es nach Angaben des Deutschen Imkerbundes (DIB) derzeit etwa 600.000 Bienenvölker. «Das ist viel zu wenig, wir könnten leicht das Dreifache haben», sagte DIB-Präsident Peter Maske.
Positive Nachrichten gibt es jetzt zur neuen Saison: In diesem Winter hielt sich das übliche Sterben der Bienenvölker in Grenzen. Die Sterblichkeit lag bei etwa 9,6 Prozent, wie Maske sagte. Sie lag auch schon weit höher.
Das sei auch dem milden Winter zu verdanken, erläuterte Maske. Doch dieser Umstand birgt zugleich ein anderes Sterberisiko: «Es ist vielleicht ein stärkerer Milbenbefall zu befürchten». Die Varroa-Milbe gilt - vor allem im Zusammenspiel mit anderen Negativfaktoren - als Haupttodesbote für die Bienen hierzulande.
Den Trend zur Hobby-Imkerei vor allem bei jungen und ökologisch orientierten Menschen auch in Städten sieht Maske grundsätzlich positiv, aber auch mit kritischem Auge. «Wir haben zwar einen Nachwuchsboom mit etwa 3.000 neuen Imkern im Jahr. Doch sie halten zu wenig Bienenvölker, meist nur eines oder zwei, es müssten aber besser zehn sein.» (dpa)