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22.09.2013 | 15:30 | Fischerei 

Bodenseefischer wehren sich gegen Importware

Langenargen - Felchen aus Kanada im Fischrestaurant am Bodensee? Nach Einschätzung von Experten ist das keine Seltenheit mehr.

Bodensee
(c) proplanta
Jedes zweite Tier, das in der Region verkauft werde, stamme inzwischen aus dem Ausland, sagt Anita Koops vom Württembergischen Fischereiverein. «Es wird so viel Fisch gegessen, das kann gar nicht alles aus dem Bodensee kommen.» Wenn kein regionaler Fisch im Angebot sei, griffen die Gastronomen oft auf andere Tiere zurück. «Wenn ich zum Großhändler gehe und Felchen bestelle, gibt er mir Felchen. Die kommen dann aber aus Kanada oder Finnland oder England.»

Ein Siegel - wie beispielsweise für den Schwarzwälder Schinken - existiert für den Bodenseefisch bislang nicht. Allerdings stehe das auf der Agenda, sagt ein Sprecher des Verbraucherschutzministeriums in Stuttgart. Die Vorbereitungen dafür liefen seit dem vergangenen Jahr, bislang habe sich aber noch kein Verein oder Verband dazu zusammengeschlossen. «Das muss aus der Wirtschaft heraus beantragt werden.»

Auch die Importware anderer Sorten macht den Berufsfischern am Bodensee zu schaffen - beispielsweise der günstig verkaufte Pangasius aus Asien. Dieser werde unter «fragwürdigen Umständen» produziert, sagt Koops. Die Tiere würden beispielsweise mit Fischmehl gefüttert, zudem bedürfe eine intensive Fischzucht auch Medikamenten. «Und dann kommt er mit dem Flugzeug hierher. Ökonomisch ist das gar nicht.»

Auch der Naturschutzbund Nabu setzt sich dafür ein, dass in der Bodenseeregion am besten nur Bodenseefisch in Restaurants angeboten werden. Nicht wenige Berufsfischer vom Bodensee lebten nicht nur vom Fischfang, sondern auch vom Fischhandel, und somit auch vom Verkauf von Felchen aus dem Ausland. «Sie schaufeln ihr eigenes Grab», sagte Nabu-Landesvorsitzender Andre Baumann. Der Nabu appellierte an die Restaurantbesucher, beim Bestellen des Felchenfilets nachzufragen, ob der Fisch im Bodensee geschwommen ist oder das Filet nur nach «Bodenseeart» zubereitet wurde.

Weder die Kormorane noch die Klarheit des mittlerweile sauberen Bodensees seien die Hauptursachen für die wirtschaftlichen Probleme der Bodenseefischer, sondern der hohe wirtschaftliche Druck durch billigen Importfisch, betonte Baumann.

Die Berufsfischer am Bodensee-Obersee haben im vergangenen Jahr das schlechteste Fangjahr seit 1954 erlebt. 554 Tonnen Fisch wurden nach Angaben der Internationale Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF) gefangen - im Vergleich zum Vorjahr ist das knapp ein Drittel weniger. Für 2013 rechnen die Fischer mit einem ähnlich schlechten Ergebnis. (dpa/lsw)
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