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25.09.2020 | 04:18 | Afrikanische Schweinepest 

Brandenburg beginnt mit Zaunbau gegen Schweinepest

Weiskirchen/Forst - Brandenburg hat gegen die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) im Süden mit dem Bau eines festen Zauns an der Grenze zu Polen begonnen.

Zaun gegen Schweinepest Brandenburg
Nach Forderungen eines verstärkten Schutzes vor der Schweinepest baut Brandenburg einen festen Zaun. Die Tierseuche ist auch Thema beim Treffen der Agrarminister von Bund und Ländern. (c) proplanta
Das Ziel sei, die mobilen Zäune an der Grenze in der gesamten Puffer- und Gefahrenzone um die Funde infizierter Wildschweine zwischen Frankfurt (Oder) und der sächsischen Grenze gegen einen festen Zaun auszutauschen, sagte der Sprecher des Brandenburger Verbraucherschutzministeriums, Gabriel Hesse, am Donnerstag. Der verzinkte Drahtzaun ist nach seinen Angaben 1,50 Meter hoch und kann nicht von Schwarzwild durchbrochen werden. Der Bau startete südlich der Stadt Forst (Lausitz). Der Bauern- und der Jagdverband in Brandenburg hatten einen festen Zaun gefordert.

Der Landesforstbetrieb wolle den Zaun in gut einer Woche zunächst über 11 Kilometer von der sächsischen Grenze bis zur Autobahn A15 ziehen, sagte der Ministeriumssprecher. Auch der Landkreis Spree-Neiße wolle sich beteiligen und die Grenze zu Polen von Norden her mit einem festen Zaun absichern. Der Baubeginn dafür sei noch nicht bekannt.

Die Tierseuche wurde bisher bei 32 toten Wildschweinen in Brandenburg nachgewiesen. Hausschweine sind nicht betroffen. Die Seuche ist für Menschen ungefährlich, für Schweine fast immer tödlich. Rund um die Funde hatten die Behörden ein Gefahrengebiet mit Beschränkungen für Bauern, Jäger und Anwohner eingerichtet. Die Schweinepest war vor rund zwei Wochen in Brandenburg ausgebrochen.

Zur Eindämmung müssen Bund und Länder nach Ansicht des Vorsitzenden der Agrarministerkonferenz, Reinhold Jost (SPD), an einem Strang ziehen. «Wir müssen uns jetzt unterhaken», sagte der saarländische Agrarminister am Donnerstag zum Auftakt des Ministertreffens in Weiskirchen. «Wir müssen auch darüber reden, ob und inwieweit aufgrund der nationalen Tragweite auch eine nationale, unter Beteiligung des Bundes, vorgenommene Finanzierung von festen Zäunen» entlang der Grenze derzeit zu Polen und möglicherweise später auch anderen Ländern möglich sei.

Die Tierseuche muss nach Angaben von Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) so rasch wie möglich ausgelöscht werden. «Unser Ziel muss es sein, mit einer nationalen gemeinsamen Kraftanstrengung die Ausbreitung der ASP in andere Bundesländer und in den Haustierbestand zu verhindern und sie aus unserem Land wieder rauszubekommen», sagte Klöckner der Deutschen Presse-Agentur. Wichtig sei, dass ein Land wie Brandenburg eine Koordinierungsfunktion übernehme. Deutschland werde frühestens wieder als ASP-frei gelten, wenn mindestens ein Jahr lang keine positiven Funde gemacht wurden.

Die Verbände der deutschen Bauern und Jäger forderten ein koordiniertes Vorgehen in einem zentralen Krisenstab, der die Aktivitäten über Ländergrenzen hinaus steuere. Insbesondere die Grenze zu Polen müsse «wildschweinsicher» werden. Dazu gehörten entsprechende Zäune um die Kernzone der Tierseuche. «Hier besteht noch erheblicher Handlungsbedarf», heißt es in der Erklärung des Deutschen Bauernverbandes (DBV) und des Deutschen Jagdverbandes (DJV).

Der Brandenburger Landtag forderte konsequente Schutzmaßnahmen und Hilfen für Landwirte. Das Parlament beschloss am Donnerstag einstimmig einen Entschließungsantrag der rot-schwarz-grünen Koalitionsfraktionen und der Linken, in dem unter anderem ein stabiler Zaun an der gesamten Grenze zu Polen gefordert wird. Außerdem soll die Landesregierung dafür sorgen, dass die betroffenen Landwirte ausreichende Entschädigungen erhalten und möglichst bald wieder ihre Felder bestellen können.

Für die Suche nach weiteren Wildschweinkadavern sei neben dem Einsatz von Suchhunden und Hubschraubern auch die Hilfe der Bundeswehr angefordert worden, sagte Landesgesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne). Maßnahmen wie das Verbot der Ernte auf Maisfeldern in der gefährdeten Zone in den Landkreisen Oder-Spree und Spree-Neiße seien für die betroffenen Landwirte zwar schmerzhaft, aber notwendig.

Ein großes Gebiet rund um die Kernzone müsse zusätzlich eingezäunt und dort müssten Wildschweine intensiv gejagt werden, forderte der agrarpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Ingo Senftleben. Zudem müsse das Land in Gesprächen mit den Schlachthöfen erreichen, dass Schweine aus Brandenburg dort abgenommen werden.

Die Landesregierung erweiterte ihren Krisenstab. Am Donnerstag begann in Eisenhüttenstadt eine Technische Einsatzleitung mit der Arbeit. «Diese Tierseuche wird uns noch lange beschäftigen und viel abverlangen», sagte Innenminister Michael Stübgen (CDU). Der Deutsche Bauernverband hatte dem Bundesland am Dienstag «Chaos» vorgeworfen und eine bessere Koordinierung verlangt.
dpa
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