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11.04.2013 | 09:37 | Vogelfleisch 

China durch Vogelgrippe verunsichert - Wundermittel florieren

Peking - Es herrscht ein muffiger Geruch in der Markthalle in Peking. Blubbernd steigen Luftblasen in einem Aquarium mit Fischen auf.

Geflügelkralle
(c) proplanta
An einem Stand gegenüber liegt Fleisch von Schweinen und Rindern aufgetürmt. Nur bei den Geflügelhändlerinnen ist die Auslage überschaubar. Hühnerbrüste, Hühnerköpfe und die in China sehr beliebten Hühnerkrallen liegen aufgereiht da. Eine Verkäuferin rückt ein gerupftes Huhn auf ihrer Theke zurecht. «Wir verkaufen nur ein kleines bisschen weniger Geflügel», behauptet sie. Aber die wenigen Kunden in der Halle scheinen die Stände mit Vogelfleisch zu meiden.

Die neue Vogelgrippe H7N9 hat Spuren hinterlassen in China. Etwa jeder dritte Infizierte hat die Krankheit bislang nicht überlebt. Das Virus kann zu einer schweren Lungenentzündung führen. Viele Betroffene haben mit Geflügel gearbeitet, als Händler oder Köche. Das Gesundheitsministerium hat eine Warnung an Risikogruppen wie Geflügelzüchter, Händler, Fleischer und Arbeiter in der fleischverarbeitenden Industrie ausgegeben.

«Ich habe keine Angst», sagt die Verkäuferin und hebt demonstrativ ein gerupftes Huhn an. «In Peking ist doch noch niemand krank geworden.» Zwar kamen alle Patienten bislang aus Shanghai und anderen Provinzen im Osten des Landes. Aber auch in Peking wurden Krankenhäuser in Alarmbereitschaft versetzt.

Andere Provinzen in Nordchina, Hebei und Helongjiang, kündigten umfassende Impfungen von Vögeln an, um eine Verbreitung zu verhindern. In Shanghai und Umgebung wurden tausende Vögel gekeult.

Allerdings gibt es noch keinen Impfstoff gegen H7N9. Es ist nicht klar, ob Impfungen gegen ältere Formen der Vogelgrippe überhaupt gegen die Verbreitung helfen.

Es weiß niemand, wie weit sich das Virus bisher im Land verteilt hat. Patienten mit Symptomen einer Grippe müssen getestet werden. Aber diese Tests brauchen Zeit. Bis das Ergebnis vom Gesundheitsministerium bestätigt wird, vergehen Tage bis Wochen.

Und eine besondere Eigenschaft macht den Kampf gegen H7N9 besonders schwer: Nach den Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zeigen die infizierten Vögel keine Symptome der Krankheit. Erst beim Menschen entfaltet das Virus seine oft tödliche Wirkung. So können Vögel unentdeckt den Erreger verteilen. Ausgerechnet bei Tauben stellen die Gesundheitsämter in Shanghai das Virus fest. Die Zucht von Flugtauben hat eine lange Tradition in China. Und gerade sie könnten die gefährlichen Erreger über das Land verbreiten.

Aus Angst vor H7N9 meiden viele Chinesen Geflügelfleisch in Restaurants. In Sozialen Netzwerken wie Weibo gibt es tausende Kommentare von Menschen im ganzen Land, dass sie aus Sorge um das Virus kein Geflügel mehr essen. Das bekommen auch die Gastwirte zu spüren. «Wir verkaufen nur noch etwa die Hälfte an Taubensuppe», klagt ein Angestellter der Restaurantkette Yintai in Peking. Auch beim Restaurant Chaoyang Joy City in Peking ist der Verkauf von gerösteten Tauben zurückgegangen.

Gleichzeitig haben jedoch zwielichtige Mittel gegen das Virus Hochkonjunktur. Im Netz kursieren unzählige Gerüchte über Pulver oder andere Präparate, die vor dem Erreger schützen sollen. Sogar das Gesundheitsamt in der Provinz Zhejiang gab vor einigen Tagen die Empfehlung aus: «Zur Vorbeugung: Riechen Sie zweimal täglich an einem Duftkissen chinesischer Medizin, jeweils für drei Minuten.» Das Gesundheitsamt der Provinz Jiangsu empfahl die Wurzel Banlangen, die ein bekanntes Heilmittel in China ist.

Mediziner können diesen zweifelhaften Tipps wenig abgewinnen. «Es gibt keinen Beleg, dass Banlangen gegen H7N9 hilft. Das ist nur eine Legende», sagt der Arzt Wang Mingxuan vom Pekinger Freundschaftskrankenhaus. Der Mediziner Li Yan vom Chinesisch-Japanischen Freundschaftskrankenhaus in Peking geht sogar noch einen Schritt weiter: «Bislang ist noch keine einzige Medizin eindeutig gut für eine Vorbeugung gegen H7N9.» (dpa)
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