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07.10.2011 | 16:23 | Bienenfreunde 

City-Bienenfreunde bringen Schwung in die Imkerei

Stralsund/Wachtberg - Flugverkehr im Garten von Elke Sadewasser: Im Minutentakt heben die Bienen an den Startrampen des blau-gelben Bienenstockes zu den letzten Flügen dieses Jahres ab.

Honigbienen
(c) proplanta
Gelbe Tagetes, Sonnenauge und Kapuzinerkresse geben gerade noch ausreichend Nektar für einen leckeren Imbiss - mehr nicht. Nach einem üppigen Frühjahr und Sommer mit guten Honigerträgen ist die Trachtzeit auch im vorpommerschen Reinkenhagen nahezu vorbei. Die ehemalige Lehrerin hat ihre Bienenvölker bereits mit Zuckerlösung für den Winter «eingefüttert». Vor 31 Jahren begann sie mit zwei Völkern, heute sind es zehn. Die Biologie der Tiere, deren Arbeitsteilung im Stock und ihre Aufgabe bei der Bestäubung von Obstbäumen oder Wildpflanzen findet die Rentnerin faszinierend. «Es gibt kein Hobby, das vielfältiger ist als die Imkerei.»

Das finden inzwischen auch viele Städter. Die Imkerei hat in den letzten Jahren Dachterrassen, Balkone und Kleingartenanlagen in Großstädten wie Berlin und Hamburg erobert. Der Deutsche Imkerbund zählt nach jahrzehntelangen Rückgängen seit 2007 wieder steigende Zahlen - vor allem dank der urbanen Bienenfreunde. «In den Städten haben wir Zuwachszahlen von 14 Prozent, im Bundesdurchschnitt sind es zwei Prozent», sagt Petra Friedrich vom Deutschen Imkerbund. Imkern sei hip und spiegele die Sehnsucht des urbanen Städters nach Naturidylle.

Doch unter den 91.000 Imkern macht sich Verunsicherung breit. Anfang September entschied der Europäische Gerichtshof, dass Honig, der Pollen aus gentechnisch veränderten Mais enthält, nicht in den Handel darf. Welche Auswirkungen dieses Urteil auf die Imker haben wird, ist bisher unklar, weil eine neue gesetzliche Regelung fehlt - und die Bienen sich nicht vorschreiben lassen, welche Blüte sie anzufliegen haben. «Ich kann nicht jedes Glas auf gentechnisch veränderte Pollen untersuchen lassen», beschreibt Elke Sadewasser das Dilemma.

Das Konsequenteste wäre es ihrer Meinung nach, die grüne Gentechnik nach dem Urteil ganz zu verbieten. Das findet auch der Deutsche Imkerbund. «Imkerei und grüne Gentechnik vertragen sich nicht», sagt Petra Friedrich. Zumindest die Abstandsregelung sei neu zu fassen. Angesichts des Bienen-Flugradius von sieben Kilometern müsse der Abstand zu einem Feld mit gentechnisch veränderten Pflanzen von 300 Meter auf bis zu 10 Kilometer ausgedehnt werden, fordert der Imkerbund von Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU).

Die Imker wollen das Problem am Wochenende auf dem Deutschen Imkertag in Stralsund diskutieren und um Vertrauen bei den Verbrauchern werben. Die Bienenfreunde fürchten, dass zu laxe Regelungen für die Gentechnik-Branche den Ruf des deutschen Honigs als naturbelassenes Lebensmittel in Verruf bringen könnten. Zugleich sind sie mit Blick auf den ebenfalls verunsicherten Verbraucher um Schadensbegrenzung bemüht. «Es besteht für den Verbraucher aktuell keine Gefahr», sagt Friedrich. Derzeit gibt es deutschlandweit zwei Hektar in Sachsen-Anhalt, auf denen die genveränderte Kartoffel Amflora angebaut wird. Hinzu kommen bundesweit acht Hektar Versuchsfelder, auf denen Kartoffeln, Sommerweizen, Zuckerrüben und Mais getestet wird.

Zudem stellen Monokulturen wie Mais - auch wenn er nicht genverändert ist - ein zunehmendes Problem für Imker dar. Mais sei unattraktiv für die Bienen. Zudem gehe wegen fehlender Blühstreifen an Felder und Äckern gerade auf dem Land, dort wo der meiste Honig produziert werde, die Vielfalt verloren. So paradox es klingt: «Das größte Blütenspektrum und den geringsten Pflanzenschutzmitteleinsatz haben wir in der Stadt», sagt Friedrich. (dpa)
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