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15.03.2020 | 10:00 | Schweinepreise 

Coronavirus lässt VEZG-Preis purzeln

Bonn - Am deutschen Schlachtschweinemarkt sind die Preise unter Druck geraten. Die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) musste am Mittwoch (11.3.) ihre Leitnotierung um 6 Cent auf 1,96 Euro/kg Schlachtgewicht (SG) senken.

Schlachtschweinepreise
Preise in Deutschland und Europa unter Druck (c) proplanta
Zuvor hatten die Schlachtbetriebe auf eine noch deutlichere Korrektur des Leitpreises gedrungen. Das Unternehmen Tönnies und auch andere große Schlachter wollen deshalb nur 1,93 Euro/kg SG zahlen.

Die Gründe für den Notierungsrückgang liegen laut Analysten an einem zunehmenden Angebot schlachtreifer Schweine, welches auf eine geringere Nachfrage der Schlachtbetriebe trifft. Letzteres resultiert aus der großen Verunsicherung und der schwieriger werdenden Lage am Fleischmarkt.

Der Absatz an Restaurants und für den Außer-Haus-Verzehr leidet besonders unter den Folgen des Coronavirus. Zudem treffen die weitgehende Abschottung und der Stillstand in Italien im Zuge des Kampfes gegen die Ausbreitung von Covid-19 die deutschen Schweinefleischexporteure hart. Zusammen mit China ist Italien der wichtigste Auslandsmarkt für die deutschen Anbieter; im Jahr 2018 wurden rund 342.000 t frisches und gefrorenes Schweinefleisch im Wert von 656 Mio. Euro nach Italien verkauft. Auch andere Staaten der Europäischen Union beliefern Italien umfangreich mit Schinken und vielen anderen Teilstücken vom Schwein.

Nach Angaben von Marktbeteiligten sind die Lieferungen dorthin bereits arg ins Stocken geraten und dürften nach der De-facto-Schließung der Grenze zu Österreich bald zum Erliegen kommen. Diese Ware müsse dann an andere Kunden verkauft werden, was das ohnehin schon reichliche Frischfleischangebot am EU-Binnenmarkt noch einmal vergrößere und dort die Preise nach unten drücke, hieß es in Marktkreisen. Dort war aber auch zu hören, dass der Export nach China langsam wieder zunehme, auch wenn die Ausfuhren durch fehlende Container immer noch gebremst würden.

Geringe Kapazitätsauslastung in Italien

In Italien selbst kam es bei der Schlachtschweinenotierung am Donnerstag (12.3.) zu einem Abschlag von 4,4 Cent/kg Lebendgewicht (LG). Zwar würden die Schlachtbetriebe und Fleischverarbeiter noch arbeiten, aber mit deutlich gebremster Kapazitätsauslastung, und jeder Zeit drohe eine Schließung wegen infizierter Mitarbeiter, berichteten dortige Marktbeteiligte.

Zu einem kräftigen Notierungsabschlag von 6 Cent auf 1,93 Euro/kg SG kam es auch in Österreich. Der Ausfall des Absatzmarktes Italien und das Wegbrechen von Gastronomie und Hotellerie in den Tourismus- und Skigebieten hätten die heimische Fleischwirtschaft extrem verunsichert und deren Bestellungen vorsichtiger werden lassen, erläuterte der Verband landwirtschaftlicher Veredlungsproduzenten (VLV). Lediglich der Absatz von Hackfleisch habe wegen Hamsterkäufern deutlich zugenommen; teilweise hätten die Handelsketten die fünffache Menge des Üblichen geordert.

Besonders stark sank der Schlachtschweinepreis in Belgien, nämlich um 8 Cent/kg LG. Der dänische Schlachtkonzern Danish Crown kürzte seinen Ankaufspreis für Schlachtschweine erstmals seit Mitte Dezember 2019, und zwar um umgerechnet 4 Cent auf 1,87 Euro/kg SG. Während die Exporte nach Asien stabil liefen, sei am EU-Markt ein gewisser Preisdruck zu spüren, berichtete das Unternehmen.

Preisanstieg nur in Frankreich

In Spanien konnte sich die aktuell gültige Notierung dagegen behaupten; sie blieb nach einer Einigung der Erzeuger und Schlachtbetriebe auf dem Niveau von 1,54 Euro/kg SG. Ohne die Schwächung des Fleischmarktes durch das Coronavirus wäre der Preis gestiegen, da tendenziell zu wenige Schweine für die erweiterten Kapazitäten in der Schlachtindustrie vorhanden seien, berichtete der Mercolleida.

Allerdings seien die Lager für gefrorenes Schweinefleisch bereits gut gefüllt, da eine Belebung des Chinaexports wegen Covid-19 länger auf sich warten lasse als gedacht. Lediglich in Frankreich legte die Notierung im Vorwochenvergleich um 1,9 Cent auf 1,569 Euro/kg SG zu. Grund hierfür war der Preisunterschied zu anderen EU-Ländern, der vermehrt schlachtreife Tiere ins Ausland abwandern ließ.

In der gesamten Gemeinschaft waren laut EU-Kommission Tiere der Handelsklasse E in der Woche zum 8. März im Mittel für 195,39 Euro/100 kg abgerechnet worden; das waren 2,53 Euro oder 1,3 % mehr gewesen als in der Vorwoche. Dabei lagen die Zuschläge in Deutschland, Polen, Dänemark, Frankreich und Rumänien zwischen 1,2 % und 1,9 %. Noch stärker nach oben ging es mit den Schlachtschweinepreisen in Spanien mit 2,6 % und in Belgien mit 3,3 %.

Zu den wenigen Ländern, in denen schon in der ersten vollen Märzwoche geringere Auszahlungsleistungen der Schlachtbetriebe verzeichnet wurden, gehörten Irland, Estland und Großbritannien; dort gaben die Preise zwischen 2,0 % und 2,7 % nach.
EU-Marktpreise für Schlachtschweine - Woche vom 2. bis 8. März 2020Bild vergrößern
EU-Marktpreise für Schlachtschweine - Woche vom 2. bis 8. März 2020
AgE
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