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26.02.2010 | 07:32 | Schweineproduktion  

Der deutsche Schweinemarkt - von Rekord zu Rekord

Damme - Spannende Referate und eine sehr interessante Podiumsdiskussion bestimmten die Mitgliederversammlung der ISN-Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands e.V., zu der am 23. Februar in Münster rund 450 Teilnehmer gekommen waren.    

„Der deutsche Schweinemarkt - von Rekord zu Rekord
In den in diesem Jahr zugunsten des Rahmensprogramms sehr kurz gehaltenen Regularien ging ISN-Vorsitzender Heinrich Dierkes in seinem Bericht auf die komplexen politischen Rahmenbedingungen ein, die gegenüber klassischen Schweinehalterthemen zunehmend stärker dominierten. Umwelt- und Tierschutzaspekte bestimmten mehr und mehr die Rahmenbedingungen der Schweinehalter, z.B. der Ammoniakleitfaden, die VDI-RL Emissionen und Immissionen aus der Tierhaltung, die VDI-RL „Bioaerosole“, die DüngeVO.

Die Subventionierung der Bioenergie sei ein Problem für die Veredlung, und es sei traurig, dass ausgerechnet die Veredlung, die sich immer gegen Subventionen ausgesprochen habe, von den Pacht- und Nachweisflächen getrieben werde. Daneben hänge die Bedrohung durch die Wildschweinepest nach wie vor wie ein Damoklesschwert über den Schweinehaltern, da auch der Export von Schweinefleisch bedroht sei, betonte der ISN-Vorsitzende. Dennoch, das Fazit des ISN-Vorsitzenden lautete: „Wer gut ist, soll jetzt einen Stall bauen, und nicht weil es sein Nachbar macht!

Auf die neuen wirtschaftlichen Aktivitäten der ISW GmbH, die u.a. den Gas- und Viehhandel betreibt, ging Dierkes im Anschluss ein. Die ISW habe weitere Aktivitäten unternommen, ihren Mitgliedern dauerhaft marktgerechte Strompreise anzubieten. Neu sei ebenfalls, dass die ISW im Jahr 2009 erstmals im Export von Schlachtschweinen nach Osteuropa, vornehmlich Russland tätig geworden ist. Das Viehhandelsgeschäft der ISW ist durch ein kontinuierliches Wachstum gekennzeichnet“, so Dierkes. Im Jahr 2009 habe die ISW insgesamt gut 535.000 Mastschweine und Ferkel vermarktet. Bei den Mastschweinen sei dies ein Umsatzplus gegenüber dem Vorjahr von rund 16 Prozent auf 387.000 Tiere und bei Ferkeln eine Umsatzsteigerung um knapp 17 Prozent auf 157.000 Ferkel. Im Jahr 2009 wurden rund 4,6 Mio. Liter Flüssiggas (+0,4 Mio.) gehandelt, das sind rund 9 % mehr.

Die Internet Schweinebörse verzeichnete im vergangenen Jahr einen Umsatz von 30.400 Tieren, das sind rund 3.800 Tiere bzw.14 % mehr als 2008. Zu den Aktivitäten der ISW-Versicherungsmakler GmbH konnte der ISN-Vorsitzende berichten: “Bei den Versicherungsmaklern haben wir in 2009 das verwaltete Prämienvolumen von 5,4 auf mehr als 6 Mio. € steigern können!“

ISN-Geschäftsführer Detlef Breuer ging auf die Aktivitäten der ISN nach dem Ende der ZMP und CMA ein. Die ISN habe wie angekündigt massiv in Marktberichterstattung investiert: Neben dem bewährten ISN-Marktbericht, dem wöchentlichen EU-Schweinepreisvergleich, der seit Januar ausschließlich im geschlossenen Mitgliederbereich des www.schweine.net zur Verfügung steht, den Top Ten der Schlachtbranche samt einer Analyse des Mittelstandes, hat die ISN verschiedene Projekte erstmalig aufgelegt. Darunter nannte der Geschäftsführer die erstmalig durchgeführte Fünf-Jahresauswertung innerhalb des ISN-Vermarktungswegevergleiches. Des Weiteren habe die ISN eine Diplomarbeit zum Thema „Analyse der wichtigsten Exportdrittlandsmärkte für Deutsches Schweinefleisch“ in Auftrag gegeben. Zwei weitere umfangreiche Projekte der ISN seien die Analyse der Lebendexporte und eine „Risikoanalyse Wildschweinepest“. „Im Schweinepestfall müssen wir im Münsterland volkswirtschaftliche Gesamtkosten in Höhe von 2,25 Mrd. EUR und in Weser-Ems von 2,8 Mrd. EUR befürchten“, warnte Breuer.

Die ISN habe auch direkt in die Weiterbildung der Landwirte investiert, z.B. mit Seminaren zur Betriebsentwicklung: „3.000-er Maststall für jeden?“ Unterstützung in Sachen Inlandsmarketing leistete die ISN u.a. mit dem im Rahmen der Grünen Woche erstmalig durchgeführten „Weltspanferkeltag“, dem Sommerfest der niedersächsischen Landesvertretung das mit Hilfe der ISN ausgerichtet wird, und dem traditionellen Spanferkelessen. Großen Anklang findet auch die zuletzt im Januar durchgeführte Info-Veranstaltung „Fokus Schwein“. In seiner Rede griff Breuer das politische Umfeld auf: „Früher fanden die Debatten im Parlament statt, heute in der Talkshow.“ Breuer forderte deshalb neben einem „politischen Verdummungsverbot“ „einen Befähigungsnachweis, ein staatliches Qualitätssicherungssystem, sowie einen Politiker-TÜV!“ Bezüglich der Herausforderungen der Zukunft bekannte der Geschäftsführer: „Wenn wir den eingeschlagenen Weg erfolgreich fortschreiten sollen, so werden wir uns für die Zukunft entweder entsprechend aufstellen oder Abstriche machen müssen“, mahnte Breuer.

Auch das „www.schweine.net“ sei nach wie vor eine Erfolgsgeschichte, berichtete Breuer. „Wir haben mit knapp 820.000 Besuchen die Vorjahreszahlen nochmals übertroffen.“ Pro Woche haben wir über 15.000 treue Leser. Mit dem RSS-feed und unserem Newsletter halten wir Sie gerne auf dem Laufenden.“ Im Hinblick auf die finanzielle Situation der ISN, teilte der Geschäftsführer mit: „Dieses Jahr schließen wir mit einer „schwarzen Eins“ ab." Eine gute Nachricht für die rund 11.705 ISN - Mitglieder.

Die Junge ISN könne auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken, teilte Philipp Giede-Jeppe vom Beraterteam der Jungen ISN mit. In seinem Rückblick ging er auf die Aktivitäten im vergangenen Jahr ein, darunter eine Exkursion nach Baden-Württemberg, das erfolgreiche Seminar der Jungen ISN: „Strategien für ein gesundes betriebliches Wachstum“ und auch die politischen Zusammenkünfte mit verschiedenen Politikern, u.a. den Julis, von denen einige inzwischen im Deutschen Bundestag säßen. Giede-Jeppe informierte außerdem über die Vorhaben für das laufende Jahr. Dazu gehöre u.a. zunächst eine Fachexkursion in die Niederlande und der Young Farmers Day und die Young Farmers Party auf der Eurotier. Ein Höhepunkt werde die Mitgliederversammlung der Jungen ISN im Mai/Juni dieses Jahres sein, zu der Giede-Jeppe alle Mitglieder der Jungen ISN einlud.

Nach den Regularien folgte zunächst ein Referat von Dr. Klaus Depner, von der EU-Kommission in Brüssel: „Die neue EU-Schweinepest-Bekämpfungsstrategie". Er warb er um Zusammenarbeit mit den Menschen und Institutionen vor Ort, damit Brüssel nicht aus der Ferne Entscheidungen träfe, sondern sinnvoll agiere: "Die Maßnahmen sind keine Böswilligkeit gegenüber einer Region. Brüssel will, dass der freie Markt funktioniert." Er forderte die Mitgliedsstaaten auf, „in Friedenszeiten“ mit konstruktiven Vorschlägen nach Brüssel zu kommen.

Im Anschluss sprach Dr. Ludwig Maus, von Gausepohl Fleisch, über „Herausforderungen des Fleischexportgeschäfts“. Er nannte Russland den bedeutendsten Handelspartner Deutschlands, da es aufgrund der Abrechnung in Euro kein Währungsrisiko gäbe. Im Hinblick auf China prognostizierte Dr. Maus, es werde noch ca. ein halbes Jahr dauern bis Deutschland direkten Zugang habe. Jana Püttker von der ISN erörterte nachfolgend den „Deutschen Schlacht- und Zuchtschweinelebendexport“. Auf die Referate folgte eine Podiumsdiskussion von Dr. Klaus Depner, Dr. Ludwig Maus, Andreas Leppmann vom Deutschen Jagdschutzverband in Berlin und den 2. und 3. ISN-Vorsitzenden Friedrich Hake und Philipp Schulze Esking. Moderiert wurde diese Diskussion von Dr. Franz-Josef Budde vom Landwirtschaftlichen Wochenblatt Westfalen-Lippe.

Andreas Leppman vom DJV verkündete mit Bezug auf die hohe Schwarzwildpopulation, dass sich der Bestand reduziert habe.  Hinsichtlich des deutschen Selbstversorgungsgrades von 110 % mit Schweinefleisch, verwies der 2. ISN-Vorsitzende Friedrich Hake auf den Export: „Das deutsche Schwein wird gesucht.“ Außerdem hätten die Schlachter seit 2004 ihre Aufnahmefähigkeit um 10 Millionen Tiere oder 21 % gesteigert. „Da muss gut Geld verdient worden sein, um diese Kapazitätsausweitungen finanzieren zu können.“ Im gleichen Zeitraum habe die Eigenerzeugung nur um 8 % zugenommen. Dies ergebe eine Lücke von 12 %, so Hake.

Philipp Schulze Esking kritisierte die Bundesregierung, die jegliche Initiative zum Export von Nutzschweinen eingestellt habe. „Dies ist für uns insoweit von Bedeutung, als dass damit auch die anliegenden neuen Veterinärzertifikate nicht zum Zuge kommen, die für uns beim Export eine erhebliche Erleichterung gebracht hätten.“ Mit Blick auf die Rolle der Fleischproduktion im Zusammenhang mit der Klimadiskussion, forderte Philipp Schulze Esking eine Versachlichung der Diskussion. (ISN)
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