„Dieser Schritt war notwendig, denn den Schweinehaltern und Ferkelerzeugern bleibt wirklich nicht mehr viel Zeit. Bis zum 1. Januar 2019 muss zum Beispiel eine Lösung beim Ausstieg aus der betäubungslosen
Ferkelkastration gefunden sein. Andernfalls werden wir derart große strukturelle Veränderungen in diesem Bereich bekommen, die wir alle nicht wollen“, erklärt Landvolk-Präsident Albert Schulte to Brinke.
Die
Ebermast mit und ohne Impfung hat im Hinblick auf Tierschutz,
Fleischqualität und Verbraucherakzeptanz viele Nachteile und wird deshalb vom
Lebensmitteleinzelhandel nicht akzeptiert. Daher muss ab 2019 der überwiegende Teil der männlichen Ferkel weiter kastriert werden. Dieses Verfahren muss für den
Sauenhalter nicht nur praktikabel, sondern auch im internationalen Wettbewerb umsetzbar sein. „Leider werden der lokalen Betäubung (sog. skandinavischer/vierter Weg) durch den
Tierhalter in der gesellschaftspolitischen und ethischen
Diskussion Hürden in den Weg gestellt, die bei den politisch Verantwortlichen zu einer Verweigerungshaltung geführt haben. Diese geht nun zu Lasten der Sauenhalter.
Dänemark und Schweden zeigen aber, dass es geht: Sechs Millionen Ferkel jährlich werden von Dänemark nach Deutschland für die Mast importiert. Eine zeitnahe und schnell umsetzbare Lösung ist hierzulande nicht in Sicht, sodass eine Verschiebung des Kastrationsverbots aus Sicht des Landvolks unausweichlich ist“, stellt Schulte to Brinke fest.
Auch die Änderungen zum
Kastenstand sowie zum Abferkelbereich werden in diesem Brief thematisiert. Die geplanten Verschärfungen werfen zahlreiche Fragen in Bezug auf Tierwohl, Arbeitswirtschaft sowie ökonomische und ökologische Wirkungen auf. Gravierende Auswirkungen haben sie vor allem im baulichen Bereich: Schweineställe müssen ganz oder teilweise verändert oder neu gebaut werden, um diesen Anforderungen gerecht werden zu können.
Auf die deutschen
Ferkelerzeuger kämen Investitionsmaßnahmen in Höhe von zwei bis drei Milliarden Euro zu. Gerade für kleinere und mittlere
Betriebe würde das unweigerlich das „Aus“ bedeuten. „Mit diesem Maßnahmenkatalog wird an der Praxis mit ihren jahrzehntelangen Erfahrungswerten vorbeigeplant. Die Sauenhalter und Ferkelerzeuger sperren sich bei weitem nicht gegenüber praktikablen, tierwohlfördernden Maßnahmen, doch ist dieses
Maßnahmenpaket nur mit einem Sonderinvestitionsprogramm umsetzbar.
Andernfalls müssen Politik und Gesellschaft sich darüber im Klaren sein, dass aufgrund dieser Gesetzesvorschriften etliche Sauenhalter und Ferkelerzeuger aus der Produktion aussteigen werden und der Import von Ferkeln, die nicht nach deutschen Vorschriften und Vorstellungen zum
Tierwohl gehalten werden, zunehmen wird“, zieht Schulte to Brinke sein Fazit.