Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
10.07.2018 | 08:28 | Sauenhaltung 
Diskutiere mit... 
   1   2

Deutsche Ferkelerzeuger mit unsicheren Zukunftsperspektiven

Hannover - Mit einem dringenden Appell zur Lösung der prekären Situation der Ferkelerzeuger und Schweinehalter hat das Landvolk Niedersachsen an alle Bundestagsabgeordneten einen Brandbrief gesendet.

Ferkelerzeugung
(c) proplanta
„Dieser Schritt war notwendig, denn den Schweinehaltern und Ferkelerzeugern bleibt wirklich nicht mehr viel Zeit. Bis zum 1. Januar 2019 muss zum Beispiel eine Lösung beim Ausstieg aus der betäubungslosen Ferkelkastration gefunden sein. Andernfalls werden wir derart große strukturelle Veränderungen in diesem Bereich bekommen, die wir alle nicht wollen“, erklärt Landvolk-Präsident Albert Schulte to Brinke.

Die Ebermast mit und ohne Impfung hat im Hinblick auf Tierschutz, Fleischqualität und Verbraucherakzeptanz viele Nachteile und wird deshalb vom Lebensmitteleinzelhandel nicht akzeptiert. Daher muss ab 2019 der überwiegende Teil der männlichen Ferkel weiter kastriert werden. Dieses Verfahren muss für den Sauenhalter nicht nur praktikabel, sondern auch im internationalen Wettbewerb umsetzbar sein. „Leider werden der lokalen Betäubung (sog. skandinavischer/vierter Weg) durch den Tierhalter in der gesellschaftspolitischen und ethischen Diskussion Hürden in den Weg gestellt, die bei den politisch Verantwortlichen zu einer Verweigerungshaltung geführt haben. Diese geht nun zu Lasten der Sauenhalter.

Dänemark und Schweden zeigen aber, dass es geht: Sechs Millionen Ferkel jährlich werden von Dänemark nach Deutschland für die Mast importiert. Eine zeitnahe und schnell umsetzbare Lösung ist hierzulande nicht in Sicht, sodass eine Verschiebung des Kastrationsverbots aus Sicht des Landvolks unausweichlich ist“, stellt Schulte to Brinke fest.

Auch die Änderungen zum Kastenstand sowie zum Abferkelbereich werden in diesem Brief thematisiert. Die geplanten Verschärfungen werfen zahlreiche Fragen in Bezug auf Tierwohl, Arbeitswirtschaft sowie ökonomische und ökologische Wirkungen auf. Gravierende Auswirkungen haben sie vor allem im baulichen Bereich: Schweineställe müssen ganz oder teilweise verändert oder neu gebaut werden, um diesen Anforderungen gerecht werden zu können.

Auf die deutschen Ferkelerzeuger kämen Investitionsmaßnahmen in Höhe von zwei bis drei Milliarden Euro zu. Gerade für kleinere und mittlere Betriebe würde das unweigerlich das „Aus“ bedeuten. „Mit diesem Maßnahmenkatalog wird an der Praxis mit ihren jahrzehntelangen Erfahrungswerten vorbeigeplant. Die Sauenhalter und Ferkelerzeuger sperren sich bei weitem nicht gegenüber praktikablen, tierwohlfördernden Maßnahmen, doch ist dieses Maßnahmenpaket nur mit einem Sonderinvestitionsprogramm umsetzbar.

Andernfalls müssen Politik und Gesellschaft sich darüber im Klaren sein, dass aufgrund dieser Gesetzesvorschriften etliche Sauenhalter und Ferkelerzeuger aus der Produktion aussteigen werden und der Import von Ferkeln, die nicht nach deutschen Vorschriften und Vorstellungen zum Tierwohl gehalten werden, zunehmen wird“, zieht Schulte to Brinke sein Fazit.
lpd
Kommentieren Kommentare lesen ( 1 )
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


Kommentare 
franzvonassisi schrieb am 12.07.2018 16:44 Uhrzustimmen(7) widersprechen(11)
So, dann sollte der Import von Leichenteilen gequälter Tiere ebenfalls verboten werden. Es muss in den Gehirnen der Konsumenten endlich ankommen, dass ein Tierleben einen WERT hat. Es ist abartig und Leben verachtend, wenn in einem Land höchster Technologie und einigermassen gut entwickelter Intelligenz ein Kilo Gemüse mehr kostet, als ein Kilo Fleisch. Diese entartete Sucht nach Fleisch, diese Nichtbeachtung des leidenden Tieres in Asien verurteilen wir auf das Schärfste, wir schauen verächtlich auf die Täter herab. Aber ich sehe immer wieder schwerste Tierschutzverstösse in deutschen Ställen- auch in denen gewählter Politiker-. Und DAS ist erbärmlich, beschämend, verachtungswürdig, bekämpfungswürdig! Das spiegelt den Zustand in unserem Land und den Geist der tolerierenden Politiker!
  Weitere Artikel zum Thema

 Bio-Branche für sichere Finanzierung zum Umbau der Tierhaltung

 Aldi Süd: Auch Rindfleisch nur noch aus höheren Haltungsformen

 Antragsstart für Tierwohlprämien

 Weniger Landwirtschaftsbetriebe in Sachsen-Anhalt halten Tiere

 Mehr Transparenz in Tierhaltung möglich

  Kommentierte Artikel

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken

 Entwaldungsfreie Lieferketten: EU-Kommission zur Klärung aufgefordert

 Bund Naturschutz: Kein kategorisches Nein mehr zum Wolfsabschuss

 Nach Atomausstieg boomen erneuerbare Energien in Niedersachsen

 Massive Flächenverluste in Bayern

 Umsatzsteuersätze: Union will Reform

 Union fordert Ergebnisse beim Bürokratieabbau