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27.07.2018 | 09:42 | Stallklima 

Diese Maßnahmen schaffen Abkühlung im Stall

Osnabrück - Wenn es draußen heiß ist, werden auch Nutztiere träge - ähnlich wie viele Menschen.

Nutztierhaltung
Es ist heiß. Auch in den Ställen. Mit Ventilatoren und Duschvorrichtungen sorgen die Landwirte für erträglichere Temperaturen. Manche Schweine gehen sogar baden. (c) proplanta
Die Landwirte müssen sich etwas einfallen lassen, um ihrem Nutzvieh in den Ställen und auf den Weiden die hohen Temperaturen erträglich zu machen. Ob Zwei- oder Vierbeiner, im Moment sind alle froh über Schatten, eine kühle Brise und ab und zu eine erfrischende Dusche.

«Meine Kühe legen sich gerne auf die nackte Erde, weil das nämlich kühlt», sagt Helmut Evers, Milchbauer aus Wahrenholz im Kreis Gifhorn in Niedersachsen. 80 Milchkühe hält Evers. In seinem Boxenlaufstall hat er die Seitenwände geöffnet, damit frische Luft hineinweht. Auch Ventilatoren drehen sich. Die schalten sich ab 24 Grad Wärme ein.

Und bei Temperaturen jenseits von 30 Grad kommt eine besondere Wellness-Attraktion hinzu: Dann dreht Evers das Ventil zu einer Kuhdusche auf. «Das sind mehrere ganz feine Wasserstrahlen, wo sich die Kühe drunterstellen können», erzählt der Landwirt. «Manche sind wasserscheu und huschen da durch, aber die meisten empfinden das als angenehm.» Daher sei auch immer viel Andrang vor der Dusche.

Auf Duschen setzt auch Gabriele Mörixmann aus Melle bei Osnabrück. Die Landwirtin hat sich in der Szene einen Namen mit ihrem sogenannten Aktivstall für Schweine gemacht, bei dem die Tiere viel Bewegungs- und Rückzugsraum haben. Der Stall ist in einem alten Gebäude untergebracht, eine Hochdruckvernebelungsanlage zur Kühlung wie in neueren Ställen sei daher nicht möglich. «Wir haben uns dazu entschlossen, großflächig Duschen einzubauen», sagt die Landwirtin.

Außerdem bietet sie ihren gut 875 Schweinen, die nicht schwitzen können und sich auch über die Atmung etwas abkühlen, acht Badewannen an. «Die Schweine nutzen das auch gerne», erzählt Mörixmann. Diesen Komfort dürfte aber kaum ein anderer Landwirt seinen Tieren bieten. Denn der Aufwand ist riesig, aus hygienischen Gründen müssen die Badewannen regelmäßig sauber gemacht werden.

Schweine helfen sich aber selber: Sie schieben etwa das Stroh vom Betonboden, um sich auf dem kühlen Grund zu kühlen, wie Ulrich Ebert vom Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen in Visselhövede berichtet. «Ganz logisch suchen sie sich den kalten Untergrund aus, sowohl im Außen- als auch im Innenbereich.»

Konventionelle Schweinehalter haben derzeit die Lüftung in den Ställen auf die höchste Stufe geschaltet und lassen ihre Tiere in einigen Ställen leicht mit Wasser berieseln, wie Jana Denecke sagt. Sie ist Sprecherin der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands in Damme. «Es gibt manchmal auch die Möglichkeit, an der Wand einen kleinen Wasserfall zu installieren, wo dann die Luft vorbeizieht.» Auch das kühlt.

Auch Geflügelhalter setzen seit Jahren auf Wasserkühlung, wie der Geschäftsführer beim Niedersächsischen Geflügelwirtschaftsverband, Dieter Oltmann, berichtet. In den Ställen werde Sprühkühlung genutzt. Kritisch sei ein schwül-heißes Wetter. «Im Moment haben wir aber langsam steigende Temperaturen über Wochen, so dass sich die Tiere daran gewöhnen konnten», sagt Oltmann. Auch werde den Tieren Vitamine gegeben, damit sie die Hitze besser vertragen.

Viel Wasser, viel trinken, das gilt auch für Kühe. «Die Landwirte müssen bei den Tränken auf die Sauberkeit achten, denn natürlich vermehren sich bei der Hitze auch Keime schnell», sagt Jakob Groenewold von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.

Eine Folge der Hitze ist, dass das Futter für die Kühe knapp wird. Daher überlegen sich einige Landwirte, ihre Kühe schon früher als ursprünglich geplant zum Schlachter zu geben. Die Schlachtzahlen seien leicht gestiegen, sagt Groenewold. Für die Preise ist das aus Bauernsicht nicht gut, denn die Nachfrage nach Rindfleisch ist derzeit eher gering.
dpa
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